
Gruppensieg! Österreich sorgt für totalen Fußball-Wahnsinn
Was wohl nur die kühnsten Optimisten erwartet haben, ist eingetroffen. Österreich holt sich mit dem zweiten Sieg in der Gruppe D Platz eins und spielt nun am Dienstag im Achtelfinale in Leipzig.
Berlin Für Teamchef Ralf Rangnick war es eine absolute Genugtuung. Der Deutsche bejubelte jeden Treffer seiner Schützlinge mit geballter Faust. Er hatte immer daran geglaubt und hat diesen Glauben den Spielern eingeimpft. Nun versetzte seine Mannschaft ein ganzes Land in Jubel. Denn mit 3:2 stürmte das ÖFB-Team als Gruppensieger ins Achtelfinale. Dort trifft man am Dienstag in Leipzig auf den Zweiten der Gruppe F, entweder Tschechien, Georgien oder die Türkei.

Entgegen öffentlichen Äußerungen hat Teamchef Ralf Rangnick in Sachen Aufstellung doch mit Blick Achtelfinale reagiert. Gleich vier Akteure, die noch gegen Polen in der Startelf standen, blieben draußen: Philipp Mwene, Konrad Laimer, Christoph Baumgartner – und natürlich der verletzte Gernot Trauner. Erstere Drei sind zudem Gelb-belastet und wären bei einer weiteren Verwarnung im Achtelfinale gesperrt. Vor dem Viertelfinale werden die Karten wieder gestrichen. Dafür kamen gleich drei ÖFB-Kicker zu ihrem Startelf-EM-Debüt: Patrick Wimmer, Romano Schmid und Alexander Prass. Zurück im Team zudem Maximilian Wöber. Mit Patrick Wimmer erwischte es dann doch einen vorbelasteten Spieler. Der Rechtsfuß ist für das Achtelfinale gelb-gesperrt.
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Allein am System änderten die Umstellungen nichts und auch nicht am Auftritt der ÖFB-Elf. Lautstark angetrieben von den rot-weiß-roten Fans, die zwar zahlenmäßig in der Minderzahl waren, aber stimmlich von Beginn an klar dominierten. Und die Rangnick-Schützlinge diktierten in den ersten Minuten klar das Geschehen auf dem Feld. Vor allem über die linke Seite ging es mehrmals gefährlich nach vorne. Wenig verwunderlich, dass so auch das siebte (!) Eigentor der Endrunde fiel. Denn Oranje-Stümer Donyell Malen “hämmerte” eine Hereingabe von Alexander Prass im Rutschen unfreiwillig ins eigene Tor (6.). Was jedoch mehr wunderte, war die abwartende Spielweise der Niederlande. Teilweise wirkten die Aktionen apathisch. Teilweise hielten Sabitzer und Co. den Ball minutenlang in den eigenen Reihen, stimmkräftig quittiert von den Rängen.

Malen war es dann auch, der die erste Großchance des Spiels vorfand, doch allein vor Pentz verschoss er stümperhaft (23.). Kaum zu glauben, jedoch wahr, erst nach einer halben Stunde schießt Österreich durch Florian Grillitsch erstmals selbst auf das Tor der Niederländer. Da wollte sich Sabitzer nicht nachstehen und zog mit einem knallharten Fernschuss nach (37.). Weit wichtiger war jedoch die weitere Dominanz auf dem Platz, was auch durch eine frühe Auswechslung von Bondscoach Ronald Koeman dokumentiert wurde. Verärgert ob der Darbietung seiner Schützlinge holte er schon nach 35 Minuten einen Spieler vom Feld, sehr zum Unmut von Joey Veerman, der seinen Coach den Handschlag verweigerte.
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Euro 2024
Gruppe D
3. Spieltag
Niederlande – Österreich 2:3 (0:1)
Berlin, Olympiastadion, 71.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Ivan Kruzliak (SVK)
Torfolge: 6. 0:1 Malen (Eientor), 47. 1:1 Gapko, 59. 2:1 Schmid (Kopfball), 78. 2:2 Depay, 80. 2:3 Sabitzer
Gelbe Karten: keine bzw. Posch, Wimmer (im Achtelfinale gesperrt), Querfeld
Niederlande (4-3-3) Verbruggen – Geertruida, De Vrij, Van Dijk, Ake (65. Van de Ven) – Reijnders (65. Wijnaldum), Schouten, Veerman (35. Simons) – Malen (72. Weghorst), Depay, Gakpo
Österreich (4-2-3-1) Pentz – Posch, Lienhart (63. Baumgartner), Wöber, Prass – Seiwald, Grillitsch (64. Querfeld) – Schmid (92. Weimann), Sabitzer, Wimmer (63. Laimer) – Arnautovic (78. Gregoritsch)

Erste Serie schnell beeendet
Neun Spiele in Folge hatte Österreich in der zweiten Halbzeit keinen Gegentreffer kassiert. Das änderte sich gegen die Niederlande nur 72 Sekunden nach Wiederanpfiff. Denn Gapko schloss einen schnellen Gegenangriff mit dem Treffer zum 1:1 ab. Schlimmer noch, die “Elftal” war nun hellwach. Es muss also in der Pause sehr laut gewesen sein. Oranje zeigte nun sein wahres Fußballgesicht. Doch inmitten der Drangphase löste sich Sabitzer und Grillitsch und dessen Hereingabe bugsierte Schmid per Kopf über die Linie (59.).

Nach gut einer Stunde reagierte Teamchef Ralf Rangnick mit seinem schon fast obligaten Dreifachwechsel. Auffallend dabei, dass er mit EM-Debütant Leopold Querfeld den nunmehr schon fünften Innenverteidiger im Laufe der Vorrunde einwechselte. Für den 20-Jährigen, der im Sommer ja zu Union Berlin wechselt, war es das erste dritte Länderspiel.

Doch nicht erst mit den Wechseln, sondern vielmehr mit dem Treffer aus dem Nichts, war die Herrlichkeit im Spiel der Niederländer wieder vorbei. Österreich wirkte wieder präsenter und in den Zweikämpfen griffiger.

Auch zweite Serie hielt nicht
Das Spiel wurde mit jeder Minuten intensiver. Die Holländer öffneten mehr und mehr ihre Abwehr – und kamen so auch zum zweiten Mal zum Ausgleich (78.). Der Konter der ÖFB-Elf folgte aber innert Sekunden. Marcel Sabitzer war es, der nach einem herrlichen Lochpass von Baumgartner zur erneuten Führung traf (80.).


Damit ist die so lange Zeit ohne Sieg gegen die Niederlande endlich abgehakt. 34 Jahre dauerte die Serie, als man 1990 mit 3:2 gewann. Mit demselben Ergebnis holte sich nun Österreich in der wohl schwersten Vorrundengruppe den Sieg. Ein Erfolg, der ein ganzes Land in Taumel versetzt. Noch lange feierten die Fans in Berlin, aber auch jene in der Heimat diesen historischen Erfolg.

Aus den Niederlanden gab es ein verdientes Lob für Rot-Weiß-Rot: “Sehr guter und verdienter Sieger”, sagte Alex Pastoor, der das Match mit seiner Familie und Freunden bei einem Grillabend mitverfolgte.

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