Planks große Liebe zu Olympia

Sport / 25.07.2024 • 12:22 Uhr
Karateka Bettina Plank wird in Paris ihre Tokio-Bronzene nicht verteidigen können.  ÖOC
Karateka Bettina Plank wird in Paris ihre Tokio-Bronzene nicht verteidigen können.  ÖOC

Bettina Plank muss drei Jahre nach ihrer Bronzemedaille in Tokio bei den Spielen Paris zusehen. Sie tut es ohne Groll.

Paris, Feldkirch Vor 1086 Tagen hat Bettina Plank Vorarlberger Sportgeschichte geschrieben. Die Feldkircherin gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio die Bronzemedaille im Karate und war damit die erste Vorarlbergerin überhaupt, die mit olympischem Edelmetall dekoriert wurde. In Paris kann die 32-Jährige nicht dabeisein. Karate wurde nach der erstmaligen Austragung in Tokio bereits wieder aus dem olympischen Programm gestrichen. Auf Olympia freut sich Plank trotzdem: “Es ist sehr cool. Ich habe mir Olympia schon vor meiner Teilnahme in Tokio angeschaut. Aber jetzt, mit all den Erfahrungen, verfolgt man die Spiele mit anderen Augen”, erzählte die Karateka, “und ich bekomme einen Flashback an meinen eigenen Auftritt in Tokio.”

Der dritte Platz in Japan war der Höhepunkt einer Karriere voller Erfolge mit einem Europameistertitel 2015, zwei Goldmedaillen bei den European Games 2019 und 2023 sowie zahlreicher Medaillen bei Großereignissen. Dass ihr der Weg zu einer zweiten Olympiamedaille durch die Entscheidung des IOCs verwehrt wurde, hat die 32-Jährige längst abgehakt: “Das kann ich nicht beeinflussen. Wenn ich dem noch nachtrauern würde, wäre es nicht gut.” In ihrer positiven Art ist sie vielmehr dankbar und zufrieden mit dem, was sie vor drei Jahren erleben durfte. Sie habe eine andere Ausgangsposition als ein Sportler, der sein großes Ziel verpasst hat. “Ich darf auf viele schöne und intensive Momente zurückblicken. Dass es bei mir so gut funktioniert hat, war eine unglaubliche Story. Deshalb sind die Olympischen Spiele für mich nur positiv behaftet”, sagt Plank. Vor Tokio war die Qualifikation der Vorarlbergerin lange auf der Kippe gestanden, erst im letzten Abdruck schaffte es die 1,63 Meter große Karateka auf den Olympia-Zug. Bei den Spielen selbst musste sie in einer ungewohnt höheren Gewichtsklasse antreten, weil die Veranstalter mehrere Klassen zusammengefasst hatten. Doch Plank blieb immer cool, trotzte den Unwägbarkeiten und holte sich schließlich ihre Medaille. Die Genugtuung war im Anschluss groß, die 32-Jährige wusste ihren Erfolg aber immer richtig einzuschätzen. Und sie wusste, dass der Olympia-Hype, der um ihre Person in den Wochen nach den Spielen entstanden ist, auch wieder abebben würde. “Im Jahr danach war die Aufmerksamkeit immer noch extrem hoch. Ich habe in dieser Zeit auch jedes Event, jeden Termin mitgenommen, weil ich wusste, dass sich die Situation wieder ändert. Jetzt, da Karate nicht mehr olympisch ist, sehe ich im Alltag, wie krass der Unterschied ist. Das betrifft die finanzielle Unterstützung, die mediale Aufmerksamkeit und vieles mehr. Wir sind in das andere Extrem gekippt”, sagt Plank.

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Beim Olympic Day erzählte Bettina Plank von ihren Erfahrungen. Gepa

Welchen Rat hat die Bronzemedaillengewinnerin von 2021 an die Teilnehmer von heute? “Jeder Sportler, der dort sein darf, hat schon eine lange Geschichte hinter sich. Für mich war der Knackpunkt, dass ich mein Glück nicht mit einer Platzierung verknüpft habe. Ich konnte einfach den Moment genießen und war in jeder Sekunde in der Situation. Ich konnte alles wertschätzen und war stolz, auf dieser Bühne performen zu dürfen”, zeigt sich die Feldkircherin demütig.

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Plank blickt voller Freude auf 2021 zurück. Gepa

Ihre sportliche Karriere ist nach den Spielen erfolgreich weitergegangen. Im Vorjahr zeigte sie mit European-Games-Gold in Krakau, dass sie weiterhin zur absoluten Spitze gehört. Doch 2024 folgte ein kleiner Einbruch, Plank schied unter anderem bei der Europameisterschaft in der ersten Runde aus. Derzeit legt die 32-Jährige eine kleine Wettkampfpause ein und befindet sich auf Heimaturlaub in Vorarlberg. Im kommenden Jahr will sie dann bei der EM zurückschlagen und wieder um Edelmetall kämpfen.

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2023 gewann Plank Gold bei den Europaspielen in Krakau. Gepa