Ein kalter Falafel-Wrap in Frankreich
„Leben wie Gott in Frankreich“ war die Hoffnung vor der Abreise nach Paris. Die französische Haute Cuisine ist nicht umsonst die Grundlage für die heutige Haubenküche weltweit. Doch wer schon häufiger in Frankreich war, weiß, dass man hier auch sehr gut „schlecht“ essen gehen kann. So gestaltet sich auch die Verpflegung an den olympischen Austragungsstätten – wenn überhaupt eine angeboten wird. Nachdem an den Eröffnungstagen die „Boulangerie“ aus Zeitgründen als einzige Verpflegungsstation (das Pain au Chocolat ist dort ein Gedicht) herhalten musste, wollte ich mir nach einer langen Anfahrt zum Mountainbike-Rennen der Frauen ein Mittagessen an der Strecke gönnen. Die Auswahl bestand schließlich aus einem vegetarischen Burger, einem Wrap mit Falafel und einem Schinken-Käse-Sandwich. Alles kalt, versteht sich. Ich entschied mich schließlich für den Wrap und einen Chocolate Cookie, um den Zuckerhaushalt auszugleichen. Dafür zahlte ich zwölf Euro und war wahrscheinlich eine Stunde lang satt. Der Geschmack war eher dezent, aber als Berichterstatter wird man demütig, was die Verpflegung angeht.
Es gibt zwar die Klischees und Erzählungen von üppigen Presseessen und Gratis-Buffets. Mit der Realität haben diese Vorstellungen aber längst nichts mehr zu tun. Im Pressebereich gibt es als Verpflegung Tee – der mich bei Temperaturen über 30 Grad wirklich nicht anspricht – einen schwer verdaulichen Instant-Kaffee und gelegentlich einen Apfel. Dafür muss man aber schnell sein.
Ich will mich aber nicht beklagen, bin ich doch wirklich nicht des Essens wegen nach Frankreich gereist. Und als der Hunger immer größer wurde, fanden wir nach einer Pressekonferenz Zuflucht im Österreich-Haus bei Tafelspitz und Wiener Schnitzel. Das muss für die kommenden Tage reichen, das Haus des ÖOC liegt leider selten am Weg. Und vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn man ein paar österreichische Medaillen gegen ein paar Kilo Gewicht tauscht und bei der Rückkehr eine niedrigere Gewichtsklasse erfüllt.
Zum Abschluss noch ein Wort zum Wasser. Die Seine hat bekanntlich keine Trinkwasserqualität, ansonsten kann man in Paris durchaus aus der Leitung trinken. Der Geschmack ist für einen Vorarlberger Gaumen zwar etwas chlorig, aber man gewöhnt sich auch daran. Am Mittwoch geht’s für mich nach Marseille, dann erzähle ich, was es am Mittelmeer zu essen gibt. À demain.
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