Johannes Emerich

Kommentar

Johannes Emerich

Wie bei den drei Musketieren

Sport / 02.08.2024 • 12:15 Uhr

Die Olympischen Spiele in Paris sollen der europäische Gegenentwurf zu zahlreichen Großveranstaltungen der jüngeren Vergangenheit sein. Die französischen Gastgeber wollten weg vom Image der Retorten-Spiele und haben die Austragungsstätten mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt verknüpft. Während ich Ihnen diese Zeilen schreibe, sitze ich auf der Pressetribüne des Beachvolleyball-Stadions und schaue direkt auf den Eiffelturm mit den olympischen Ringen im Vordergrund. Einen beeindruckenderen Platz für eine Sportveranstaltung zu finden, ist kaum vorstellbar.

Die Franzosen haben bei der Auswahl der Wettkampfstätten streng auf die „Instagram-ability“ der Orte geachtet. In den Sozialen Medien werden Bilder aus Paris millionenfach gepostet und geteilt. Es ist die beste vorstellbare Tourismuswerbung. Die Schönheit der Kulisse lässt die Zuschauer auch über einige Unzulänglichkeiten in der Organisation hinwegsehen. Mein persönliches Highlight sind neben dem Beachvolleyballfeld vor dem Eiffelturm die Fechtwettbewerbe im Grand Palais. Das pompöse Ausstellungsgebäude wurde für die Weltausstellung 1900 errichtet und ist damit zehn Jahre jünger als der Eiffelturm. In den vergangenen Jahren wurde der Grand Palais renoviert, zu Olympia nun neu eröffnet, dazu wurden in der großen Halle Tribünen für 8000 Zuschauer aufgebaut. In der Mitte steht unter dem größten Glasdach Europas eine Planche, auf der die Fechter um Medaillen kämpfen.

Besonders beeindruckend ist der Einzug der Fechter, die auf einem Balkon hoch über dem Mittelschiff präsentiert werden und anschließend über die „Escalier d‘honneur“ unter frenetischem Jubel der Zuschauer Richtung Planche schreiten. Das „En Garde“ des Schiedsrichters wirkt in diesem Ambiente einfach besser als in einem schmucklosen Zweckbau am Stadtrand. Als Zuschauer fühlt man sich wie in einer Kulisse der Drei Musketiere. Im weiteren Verlauf der Spiele werden im Grand Palais auch noch die Taekwondo-Kämpfe ausgetragen. Einen ähnlichen Ansatz wählten die Veranstalter beim Bogenschießen vor dem Invaliden-Dom oder den Springreit-Bewerben im Schlosspark von Versailles. Manch Sportler oder Pferd wirkt von der Kulisse überwältigt.

Ein neues Konzept haben die Veranstalter auch am Place de la Concorde angewandt, wo sich die Sport-Jugend der Spiele treffen soll. Davon erzähle ich Ihnen aber in der nächsten Woche, dann wird es auch wieder lustiger.