Der vergoldete Familienmensch

„War der Papa jetzt der schnellste?“ fragte der vierjährigen Jonathan Opa Wolfi und der jubelte: „Ja dein Papa ist gerade Olympiasieger geworden!“
Bregenz Doch es wird wohl noch eine Zeit gehen, bis der Sprössling die Erfüllung des großen sportlichen Traumes seines Papas einordnen wird können. Doch die Anwesenheit seiner Familie war Lukas Mähr fast so wichtig wie die langersehnte Teilnahme an Olympischen Spielen. „Ich habe seit Beginn meiner Olympiakampagne im November 2021 so viel Zeit nicht mit den Kindern verbracht, nicht gesehen, wie sie begonnen haben zu krappeln, ihre ersten Schritte gemacht oder Fahrradfahren gelernt haben. Doch die Entbehrungen waren nicht umsonst und die Goldene ist das Schönste, das ich jetzt zurückgeben konnte“, frohlockte der 34-Jährige mit einem stolzen Blick auf die Goldmedaille.



Traum Olympia begann vor 24 Jahren
Seit 24 Jahren hat Lukas Mähr auf diesen großen Moment gewartet und nun mit dem Olympiasieg im 470er-Mixed zusammen mit der Kärntnerin Lara Vadlau seinen sportlichen Traum erfüllt. Gleichzeitig erinnert er sich an die Beginnzeit seiner Karriere als Segler zurück. „Nach dem Olympiasieg von Roman Hagara 2000 in Sydney hat mich das Olympiafieber gepackt. So wie eigentlich bei jedem jungen Sportler habe ich davon geträumt, einmal bei Olympia dabei zu sein. Ein wesentlicher Vorteil war, dass ich seit jüngster Vergangenheit bei allen meinen Aktivitäten stets die uneingeschränkte Rückendeckung meiner Familie hatte. Meine Eltern, meine Schwester Anne und viele Weggefährten haben mich immer unterstützt und waren sicher ein wesentlicher Bestandteil dafür, dass mein Traum nun in Marseille Realität wurde.“


Vizeweltmeister 2010 bei den Junioren
Die sportliche Karriere, des nunmehr 13. Olympiasiegers in Vorarlberg und zweiten Olympiasieger bei Sommerspielen nach dem Premierentriumph von Sportschütze Hubert Hammerer vor 64 Jahren 1960 in Rom, war von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägt. Zunächst der Gewinn der Silbermedaille bei der Junioren-WM 2010 in Katar im 470er mit David Bargehr, dann die verpasste Olympiaqualifikationen 2012 in London, vier später in Rio de Janeiro und dann vor drei Jahren dasselbe Szenario vor den Spielen in Tokio 2021.


Lichtlein am Horizont
Als viele Insider damit rechneten, dass Mähr, nicht zuletzt deshalb, weil die 470er-Klasse der Männer aus dem olympischen Programm gestrichen wurden, nun seine Karriere beenden wird, ging am Ende des Horizonts doch noch ein Lichtlein auf und das olympische Feuer wurde noch einmal entfachtet.
Hier kommt wieder der familiäre Rückhalt ins Spiel: „Ohne die Unterstützung meiner Gattin Christine wäre ich das Wagnis nicht eingegangen. Sie hat mich bestärkt, es noch einmal zu versuchen und dafür bin ich ihr unsagbar dankbar.“

Dem erhofften Olympiasieg noch eine weitere besondere Note verleiht der Umstand, dass Lukas Mähr einen Tag vor seiner Goldfahrt zum zweiten Mal Onkel wurde. Schwester Anne brachte am Donnerstag, eigentlich der Tag, an dem das Medal Race ausgetragen werden sollte, Sohn Balthasar zu Welt. „Es ist schwer in Worte zu fassen, was da in den letzten zwei Tagen abgelaufen ist. Es wird sicher noch eine Zeit dauern, bis ich alles auch richtig realisiert haben werde. Doch eines kann ich ganz sicher versprechen: Auch als Olympiasieger wird die Familie immer das Wichtigste in meinem Leben bleiben.“
