„Ich stehe morgens extra auf und schaue mir die Pioneers an“

Marco Rossi spricht über seine Olympia-Quali-Absage, die Vorbereitung mit den Wild und sein Engagement für die Jugend.
Rankweil Marco Rossi blickt auf einen fast perfekten Sommer zurück, den er zu einem großen Teil in Vorarlberg verbracht hat. Doch am Dienstag stieg der 22-Jährige in Zürich in den Flieger in die USA, an seiner Seite war wie gewohnt Partnerin Stefanie Prast und Hund Chanel. Für den Vierbeiner wurde extra die Reiseroute geändert, muss Chanel einen speziellen Gesundheitscheck absolvieren, der nur an vier US-Flughäfen möglich ist. Rossi fliegt deshalb nach Washington und von dort weiter nach Minneapolis, wo der Rankweiler bereits im Vorjahr Quartier bezogen hat.

Seine Abreise trat der NHL-Profi mit einem weinenden und lachenden Auge an. Die Vorfreude auf die neue Saison und das bevorstehende Camp mit den Minnesota Wild ist groß, doch die Absage an ÖEHV-Nationaltrainer Roger Bader für die Teilnahme an der Olympia-Qualifikation fiel dem Stürmer sichtlich schwer. Gerne hätte er – wie zuletzt bei der WM in Tschechien – das österreichische Nationalteam unterstützt, doch das dreitägige Turnier ab 29. August passt überhaupt nicht in die Planungen von Rossi und dessen Arbeitgeber Minnesota Wild. „Ich habe mich mit Trainer John Hynes und GM Bill Guerin im Vorfeld unterhalten. Am Ende haben wir gemeinsam beschlossen, dass ich früh in die USA fliege. Es ist das Beste für mich, wenn ich mich gut vorbereiten kann. Die kommende Saison ist die letzte meines Drei-Jahres-Vertrags“, erzählt Rossi. Der Rankweiler hat sich nach seiner starken Saison 2023/24 in eine gute Position gebracht. Sollte ihm eine weitere Verbesserung gelingen, stehen ihm im Sommer 2025 alle Türen offen, einen neuen lukrativen Vertrag zu unterschreiben.
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Rossi zeichnete sich bereits in den vergangenen Jahren als harter Arbeiter aus, der sich nie auf dem Geleisteten oder seinem außergewöhnlichen Talent ausgeruht hat. Diese Eigenschaft ließ ihn nach Rückschlägen, wie jenem, als er in seiner ersten NHL-Saison ins Farmteam nach Iowa abgeschoben wurde, immer stärker zurückkommen. Als ihm Trainer Hynes am Telefon ankündigte, dass das anstehende Trainingscamp besonders anstrengend werde, stachelte das den 22-Jährigen an, noch besser vorbereitet und noch fitter in Minnesota anzukommen. Hynes, der große Stücke auf seinen Center aus Österreich hält, sollte spüren, dass Rossi gewillt ist, hart zu arbeiten.

Nach der kräftezehrenden Weltmeisterschaft mit dem österreichischen Nationalteam, bei der Rossi mit sechs Punkten in sieben Spielen einer der absoluten Leistungsträger der ÖEHV-Auswahl war, fuhr Rossi zunächst in den Urlaub. Zehn Tage verbrachte er mit Freundin Stefanie auf Rhodos. „Das Abschalten hat mir gutgetan. Aber nach vier, fünf Tagen konnte ich schon nicht mehr am Pool sitzen“, erzählt Rossi und lacht. Das Energiebündel benötigt Bewegung. Diese fand er, als er wieder zurück in Vorarlberg war. In Romanshorn kehrte er aufs Eis zurück, sobald die Vorarlberghalle wieder bereitstand, wechselte er in seine Heimat. Neben dem Training mit dem Schweizer Ex-Internationalen Michel Riesen, der sich selbst „Schussdoktor“ nennt, kümmerten sich vor allem Pioneers-Coach Dylan Stanley und dessen Co Steven Birnstill um die Belange des Angreifers. Mit dem Duo verbindet Rossi ein enger Kontakt, auch während der NHL-Saison tauscht sich der 22-Jähriger regelmäßig mit dem langjährigen VEU-Angreifer und jetzigem Headcoach aus. Im Gegenzug lässt sich Rossi selbst während seiner dichten Saison kaum ein Spiel der Pioneers Vorarlberg entgehen. „Ich bin so eng mit Feldkirch verbunden, dass ich am Morgen extra aufstehe und mir die Pioneers anschaue. Andere erklären mich für verrückt, aber mir ist das wichtig“, erklärt Rossi. Beim ersten Testspiel der Pioneers gegen den EHC Freiburg war er ebenfalls in der Halle, auch wenn noch zahlreiche Vorarbeiten für die Reise nach Amerika zu erledigen gewesen wären. „Mein Eindruck war gut, ich bin gespannt, wie sie sich gegen Topteams präsentieren werden.“ Pioneers-Spieler Yannik Lebeda ist einer der besten Freunde Rossis, die Routiniers Kevin Macierzynski und David Madlener kennt der Rankweiler schon lange. Im Nationalteam versteht sich der Vorarlberger Block jeweils ausgezeichnet.

Doch Rossi holte sich nicht nur den Input anderer, um sich selbst zu verbessern. Der Stürmer, der längst zum Idol einer neuen Generation geworden ist, möchte unbedingt etwas weitergeben und veranstaltet deshalb im Sommer zum wiederholten Male das Marco-Rossi-Camp für junge Eishockeyspieler in der Vorarlberghalle. Der Rankweiler ist keiner, der nur seinen Namen für eine Veranstaltung hergibt und dann zu einer Autogrammstunde vorbeischaut. Rossi stand jeden Tag mit den Nachwuchsathleten auf dem Eis und gab den Sportlern wertvolle Tipps. 40 Kinder waren in diesem Jahr im Camp, sie alle wollen in die Fußstapfen von Rossi treten. Einigen attestiert der NHL-Star großes Talent, auf das Urteil und die Empfehlungen Rossis können sich die kommenden Eishockey-Nationalspieler verlassen. Die Ersten haben schon den Schritt in die Schweiz gemacht und beschreiten damit den Weg, den auch Rossi gegangen ist.