Vorarlberg, du Land der Segler

Die Olympiateilnehmer Lukas Mähr und Benjamin Bildstein verbindet mehr als nur die Leidenschaft zum Segeln.
Schwarzach Der Yachtclub Bregenz mag nicht der mondänste Treffpunkt für Freunde des Segelsports sein. Doch der Club in direkter Nachbarschaft des Klosters Mehrerau hat es geschafft, einige der besten Segler der österreichischen Sportgeschichte hervorgebracht. Belohnt wurde dieses Engagement um den Leistungssport vor knapp drei Wochen mit der Goldmedaille für Lukas Mähr bei den Olympischen Spielen in Paris und Marseille. Doch nicht nur die Leistung von Clubmitglied Mähr ist ein sportliches Aushängeschild für den YC Bregenz, mit Benjamin Bildstein und David Hussl haben zwei weitere Clubmitglieder bereits zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teilgenommen und können zahlreiche Topergebnisse inklusive WM- und EM-Medaillen vorweisen. Das Trio kennt sich schon seit vielen Jahren. Die beiden Vorarlberger Mähr und Bildstein haben schon in der Kindheit gemeinsam an Segelcamps und Ausflügen teilgenommen. „Der Yachtclub hatte damals ein extrem cooles Projekt gestartet unter der Führung von Fritz Trippolt“, erinnert sich Bildstein.

Zwei Jahre ist der Bregenzer Mähr (34) älter als der Wolfurter Bildstein (32). „Luki hat wie ein großer Bruder den Weg für mich vorgetrampelt. Der Weg mit internationalen Segeln und den Olympiakampagnen gab es zuvor nicht”, erzählt der Jüngere der beiden, „davon haben wir anschließend extrem profitiert.”
Ermutigt zum Umstieg
„Benni hatte schon als Kind den Willen, Spitzensportler zu werden. Das Feuer loderte schon ganz, ganz früh in ihm“, erinnert sich Mähr an die ersten Begegnungen, „und er war schon in jungen Jahren ein sensationeller Segler.“
Mähr hatte sich mit seinem damaligen Segelpartner David Bargehr bereits in der 470er Klasse etabliert, als die jüngeren Bildstein/Hussl in derselben Klasse an die Spitze strebten. Mähr begleitete die Youngsters sogar als Betreuer zu einer Jugend-Weltmeisterschaft, im Training spannten die beiden Boote des Yachtclub Bregenz damals häufig zusammen. „Sie waren die perfekten Trainingspartner, weil nie ein Aufwand zu groß erschien“, erinnert sich der Olympiasieger von Marseille an die gemeinsame Zeit bei den 470ern.
Da es in Österreich allerdings mit dem heutigen OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid und Florian Reichstädter allerdings ein weiteres 470er Boot gab, war der Weg für Bildstein/Hussl in dieser Klasse versperrt. Der Vorarlberg-Tirol-Connection wurde ein Wechsel in die 49er Klasse nahegelegt. „Ich habe ihm damals gesagt: Ergreif die Chance im 49er, das ist eine richtig geile Boot“, erzählt Mähr, dessen damaliger Steuermann Bargehr aufgrund seiner Körpergröße besser im 470er aufgehoben war, „es brauchte großen Mut, sich zu verändern. Benni und David haben es getan, dafür gebührt ihnen Respekt.“
Die beiden erfolgreichen Vorarlberger Segler sind unterschiedliche Typen, trotzdem verbindet sie eine Freundschaft, die vor allem von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt ist. „Lukas hat immer sehr gewissenhaft gearbeitet und war dadurch ein Vorbild. Er war sich nie für eine Arbeit zu gut“, erzählt Bildstein und erinnert sich an eine Begebenheit in Marseille. Am zweiten Tag nach dem Olympiasieg von Mähr war das große Aufräumen im Olympialager des österreichischen Segelverbandes angesagt. „Um 10 Uhr in der Früh wollte ich mit den Trainern die Motorboote aus dem Wasser zu holen. Im Boot der 470er saß bereits Luki und war dabei, alles aufzuräumen. Das war cool zu sehen, weil dieser Moment Luki gut beschreibt. Er ist so bodenständig und hat sich auch nach seinem Triumph nicht nur noch feiern lassen“, erzählt der 32-Jährige.
Diese Anekdote erklärt auch, warum es sowohl am Dienstag in Bregenz als auch heute Abend in Wolfurt (18.30 Uhr) jeweils einen gemeinsamen Empfang der Olympiasegler gegeben hat und keine Einzelveranstaltung für den Goldmedaillengewinner Mähr. Denn es hätte auch anders laufen können. Und dann würde Bildstein ebenso bereitstehen und seinem Freund und langjährigen Weggefährten unterstützen.
