Der Stern im Tal der Tränen

Eigentlich bin ich vor einem Weltcuprennen nie nervös, aber vor diesem Wochenende war ich es. Nicht, dass ich Angst gehabt hätte, die teuflische „Birds of Prey“ selbst hinunterstürzen zu müssen, sondern vielmehr, weil ich ein österreichisches Desaster befürchtete. Die Katastrophe kündigte sich schleichend an und war am Ende doch nicht so wild, wie es auf dem Papier aussieht.
Die Schweizer haben uns zwar wieder einmal dominiert, wie auch die Norweger, Brasilianer und andere Ski-Kleinnationen, doch das Podium am Samstag im Super-G hat mich vom Sofa aufspringen lassen.
Die Fahrt von Lukas Feurstein hat mich schwer beeindruckt. Nicht nur wegen seiner hohen Nummer, als schon lange keine guten Zeiten mehr gefahren wurden. Sondern auch, weil es anfangs eine richtige Ausfallorgie gab und keiner wusste, wie viel Risiko man an einigen Stellen nehmen durfte. Die Kurssetzung war zudem alles andere als intelligent.
Lukas begann kompromisslos und ging vom ersten Tor an volles Risiko. Ich befürchtete das Schlimmste! Jede kritische Stelle meisterte er bravourös und ließ bis zum Ende nicht locker. Ich konnte es nicht glauben, dass er es so durchgezogen hatte. Dafür wurde fürstlich belohnt. Das erste Weltcup-Podium seiner Karriere! Eine Meisterleistung, die für die folgenden Rennen noch einiges erwarten lässt.
Für den Riesenslalom erhoffte ich mir indes wesentlich mehr. Hier waren alle Ösis zu motiviert und vergaßen, ob des eckigen ersten Durchgangs, auf die Linie. Einmal spät, immer spät. Der Einzige, der es mit vielen vermeidbaren Fehlern halbwegs ins Ziel schaffte, war Brennsteiner.
Man könnte jetzt sagen, „wenn er die drei schweren Fehler im zweiten Durchgang nicht gemacht hätte, wäre ein dritter Platz möglich gewesen“. Das stimmt.
Aber die Fehler kommen ja nicht von ungefähr. Alle unsere Athleten fahren im Vergleich zu den schnelleren Leuten viel zu lange Radien. Sie setzen die Kurve am selbem Punkt an und kommen einen halben Meter tiefer unten am Tor raus. Logisch, dass dies zu Problemen führt, die immer in einem zeitraubenden Fehler resultieren.
Ein Tumler sagte im Siegerinterview, dass er im ersten Durchgang nicht den Eindruck hatte, wirklich schnell zu sein. Er kontrollierte nur seine Linie und fuhr allen um eine Sekunde davon. Manchmal ist eine intelligente Strategie zielführender als maximales Risiko.