Halbzeit

Nach dem ersten Klassiker scheint die Hoffnung auf Erfolge immer mehr zu schwinden. Nun hat sich noch unser einziger Speed-Top-Fahrer verletzt. Vincent Kriechmayr war der einzige Läufer im Team, der in den Speed-Events reelle Chancen auf Podiums und Siege hatte. Nach seinem Sturz beim Lauberhorn wackelt für ihn jetzt sogar die WM.
Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber mittlerweile empfinde ich Mitleid mit dem ÖSV-Team. Otmar Striedinger als Bester auf dem 17. Platz. Drei schaffen es knapp in die Top-30 und der Rest gurkt hinter Finnen, Tschechen, Chilenen und einem Liechtensteiner hinterher.
Im Slalom war es dann etwas besser. Nicht überragend, aber der letztjährige Pechvogel Marko Schwarz scheint sich langsam zu fangen. Er platziert sich als Siebter mit einem tollen zweiten Durchgang nur knapp hinter dem Podium. Blacky steigerte sich in den letzten Rennen stetig und bis zur WM dürfte er seine Vorjahresform wieder erreichen.
Ob das für Kitzbühel schon reicht, wage ich nicht zu behaupten.
Aus Kitz bekomme ich die Meldung, dass es heuer noch eisiger und glatter sein soll als in den letzten Jahren. Mich fröstelt es schon, wenn ich die Bilder nur sehe – mit den spiegelglatten, eisigen und schattigen Streckenabschnitten. Als Rennläufer sieht man im oberen Teil bis auf die blauen Linien nichts. Die Schläge kann man nur erahnen und hoffen, dass die Bindung nicht aufgeht.
Genau hier braucht man Selbstvertrauen, um maximales Risiko zu gehen. Genau hier findet die heimliche Ski-WM statt. Und genau hier halten in den letzten Jahren die Schweizer das Zepter in der Hand.
Wie kann das für die ÖSV-Cracks ein Erfolgserlebnis werden, nach dieser Vorsaison?
Beim italienischen Herren-Team schaut es noch schlechter aus, als bei uns. Aber dort hat wenigstens der Technik-Trainer genügend Rückgrat bewiesen und den Hut freiwillig genommen, um einem neuen Trainer Platz zu machen. Manchmal muss man drastische Entscheidungen treffen, um das Vertrauen wieder herzustellen.
Vielleicht wäre das auch eine Option beim ÖSV.