Der Wahnsinn in “The Big Easy”

Super Bowl 2025! Martin Pfanner über die Tage bis zum Endspiel am 10. Februar (MEZ) im Caesars Superdome in New Orleans.
New Orleans Wenn Sie diese Zeilen lesen, werde ich bereits in New Orleans gelandet sein, um Ihnen über die gesamte Woche aus der größten Stadt des US-Bundesstaates Louisiana ein paar Geschichten vom wichtigsten Spiel im American Football – der Super Bowl – zu kredenzen. Ich freue mich immens darüber, Ihnen bereits zum sechsten Mal in Folge bzw. das dritte Mal von vor Ort, mit der National Football League (NFL) die wirtschaftlich mächtigste Sportliga der Welt und ein paar ihrer Eigenheiten in den Vorarlberger Nachrichten etwas näher bringen zu dürfen.
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Die Eagles sind auf Revanche aus
Super Bowl 59 wird wie schon vor zwei Jahren von den Kansas City Chiefs und den Philadelphia Eagles bestritten. Erstgenannte könnten Historisches erreichen. Noch nie ist einem Team in der 105-jährigen NFL-Geschichte ein Titel-Hattrick gelungen, die Chiefs rund um Star-Quarterback Mahomes würden sich mit dem insgesamt vierten Super Bowl-Erfolg binnen 6 Jahren erst recht zum dynastischen Team küren und den New England Patriots als dominanteste Mannschaft der NFL-Geschichte (Anm. d. Red.: sechs Titelgewinne binnen 18 Jahren) entsprechend Konkurrenz bereiten.


Sportlich sind zu Beginn der Super-Bowl-Woche schon viele Geschichten erzählt, doch um den Sport geht es wenige Tage vor dem Spiel um die Vince Lombardi-Trophy auch nicht mehr. Austragungsort einer Super Bowl zu sein heißt, dass sich eine Stadt für tausende (teils im weitesten Sinne) Medienvertreter, zehntausende Fans und de facto alles, was in der US-Gesellschaft Rang und Namen hat, herausputzt. Stars und Sternchen werden sich über die kommenden sechs Tage in New Orleans die Klinke in die Hand geben, allein die Promis aus der Musik-Branche (Snoop Dogg, Moderator einer NFL-Award-Show; Kendrick Lamar, Interpret der berühmten Super Bowl-Halbzeit-Show; Taylor Swift, Freundin von Chiefs-Spieler Travis Kelce; Post Malone, Side-Act am Spieltag vor dem Einlass ins Stadion) lesen sich wie das „Who is Who“ der Branche.

Dabei kommt New Orleans gleich in mehrerlei Hinsicht eine besondere Rolle zu. Im August jährt sich die von Hurrikan Katrina verursachte Flut-Katastrophe zum 20. Mal. Zudem zieht New Orleans mit der elften Austragung eines NFL-Finales mit Miami als Super Bowl-Rekordspielstätte gleich. Die Stadt, die ob ihrer entspannten, lockeren und gastfreundlichen Atmosphäre gemeinhin nur „The Big Easy“ genannt wird, scheint wie gemacht für das größte eintägige Sport-Event des Planeten und all den damit einhergehenden Begleiterscheinungen. Der „Ceasars Superdome“ als ikonischer Austragungsort des Spiels – mehr dazu übrigens im Laufe der Woche hier in den VN, die kurzen (Fuß-)Wege zwischen dem Mediencenter, den Team-Hotels und den zahlreichen Events und Ausstellungen, die Bourbon Street im berühmten French Quarter als Auffangbecken für Networker, Musikliebhaber oder schlicht Partytiger, all das ist im Sinne der NFL äußerst willkommen, um in einer Woche in der nicht mehr allzu viel passiert, den Hype rund um Super Bowl 59 erst so richtig groß werden zu lassen.


Kurioserweise hätten hierbei äußerst ungewöhnliche Wetterkapriolen fast als – im wahrsten Sinne des Wortes – Spielverderber fungiert. Vor eineinhalb Wochen lag eine 25 cm dicke Schneedecke und damit so viel wie noch nie über der Metropole, auf den zugefrorenen Straßen des French Quarters entschied sich so mancher Bewohner für Schlittschuhe, Schläger und Puck. Pünktlich vor Super Bowl 59 wird das Thermometer untertags nicht nur wieder in die Zwanzigerzone klettern, sondern von den Bewohnern auch wieder das eiförmige Leder präferiert.
Lesen Sie morgen: die Geschichten aus der NFL-Saison 2024 und was davon überbleiben wird.
Martin Pfanner ist selbstständiger Journalist, TV-Kommentator und Sendungsproduzent. Er arbeitet u.a. für Puls 24 und das Streaming-Portal DAZN. American Football und Eishockey sind seine großen Passionen.