Geduld, Geld, und (weniger) Gehirnerschütterungen

Sport / 03.02.2025 • 12:29 Uhr
Geduld, Geld, und (weniger) Gehirnerschütterungen

Martin Pfanner über die wichtigsten Erkenntnisse der National-Football-League-(NFL-) Saison 2024.

New Orleans Nur zwei von ursprünglich 32 Teams der National Football League (NFL), die im vergangenen September zur Saison 2024 angetreten sind, befinden sich noch im Rennen um die begehrte Vince-Lombardi-Trophy. Bevor ich Ihnen im Verlauf der weiteren Woche die beiden Kontrahenten von Super Bowl 59, nämlich die Kansas City Chiefs und Philadelphia Eagles genauer vorstellen darf, möchte ich zurückblicken auf das, was bisher geschah und welche Lehren aus der aktuellen Spielzeit gezogen werden können.

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Baker Mayfield führte als Quarterback seine Tampa Bay Buccaneers in die Play-offs. apa

Lehre #1: Geduld

Für die etwas zynischeren Beobachter steht das Kürzel NFL auch gerne mal für „Not For Long“, was frei übersetzt „nicht lange andauernd“ bedeutet. Dies kann sich wahlweise auf die Dauer einer NFL-Karriere (im Schnitt nur 3,3 Jahre), die Chancen auf einen Stammplatz oder schlicht die Geduldsfäden der schwerreichen Teambesitzer beziehen. Gerade 2024 lehrt die Franchise-Verantwortlichen, dass sich Geduld doch manchmal bezahlt macht. Mit den beiden Quarterbacks Baker Mayfield – 2018 von Cleveland an #1 gedraftet – und Sam Darnold – 2018 von den New York Jets an #3 gedraftet – zeigten gleich zwei Spieler, dass sie unter den richtigen Umständen ihrem hohen Draft Status gerecht werden können. Mayfield (Tampa Bay) und Darnold (Minneosta) führten ihre Teams jeweils in die Play-offs, Cleveland und New York waren bereits lange vorher aus dem Play-off-Rennen eliminiert worden.

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Lehre #3: Geld

Treue Leser meiner NFL-Schilderungen wissen, dass dieser Punkt eigentlich keine Überraschung darstellt. Wenn Teambesitzer etwas lieben, dann ist es der schnöde Mammon und dort vor allem die Vermehrung desselben. Insofern überrascht es wenig, dass die NFL in ihrer internationalen Expansion im wahrsten Sinne auf Gold gestoßen ist. Der Bedarf großer Metropolen, NFL-Spiele abzuhalten, ist ungebrochen. 2025 werden erstmals in der Geschichte „regular season“-Partien in Madrid und Berlin abgehalten. Letztgenannter Austragungsort ist insofern spannend, als die deutsche Hauptstadt die ursprüngliche geplante Destination Frankfurt schlicht und ergreifend überboten hat. Alles ganz nach dem Geschmack der „team owner“, wenn innerhalb der internationalen Märkte ein Wettbieten lanciert wird.

Bills Chiefs Football
Der US-Milliardär Clark Hunt ist Besitzer der Kansas City Chiefs. ap

Einer der letztlich vielen Gründe, warum der NFL-Gesamtumsatz 2023 erstmals über die magische 20-Milliarden-Dollar-Marke geklettert ist. Zum Vergleich: die englische Premier League setzt mit deutlich mehr Spielen (380 vs 285) und einer ebenso deutlich längeren Saison (August bis Mai vs September bis Februar) mit 7,57 Milliarden Dollar gerade mal etwas mehr als ein Drittel der NFL um.

Commanders Football
Jonathan Williams, Running Back der Washington Commanders, trägt den “guardian cap”, die schützende Schaumstoffmütze. ap

Lehre #3: Gehirnerschütterungen

Eine der wohl besten Nachrichten seit Langem widmete sich dieser Tage dem Thema Gehirnerschütterungen. Als Anfang 2000 immer öfter und drastischer neurologische Schäden von Ex-NFL-Spielern publik wurden und rasch multiple und oft und nicht diagnostizierte Gehirnerschütterungen als Auslöser identifiziert wurden, leugnete die NFL jahrelang die Korrelation zwischen dem eigenen Vollkontakt-Sport und langfristigen Konsequenzen. Erst eine mit langem Atem angelegte Bewusstseinsbildung führte über fast zwei Jahrzehnte dazu, dass bei Spielern, Trainern und Verantwortlichen ein Umdenken stattgefunden hat. Besseres Equipment und Regeländerung hatten ebenfalls Anteil daran, dass im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der diagnostizierten Gehirnerschütterungen um fast 20 Prozent gesenkt werden konnte.

FOOTBALL-NFL/
Guardian Caps helfen bei der Eindämmung von Gehirnerschütterungen. Reuters

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