Emotionale Medaille

Es war der Moment, als alle Last abgefallen ist, es war der Moment, als Katharina Liensberger die Slalom-Bronzene überreicht wurde. Es war der Moment, als Katharina Liensberger für einen Augenblick die Augen schloss und alle Emotionen in sich aufsaugte. Es war der Moment, als die Göfnerin sich über die achte (!) Medaille bei Großveranstaltungen – Olympische Winterspiele, Weltmeisterschaften – freuen durfte. Es war ein bewegender Moment.
So kometenhaft ihr Aufstieg 2018 als damals 20-Jährige mit Teamsilber bei den Winterspielen in Pyeongchang begann, so zäh verlief die sportliche Zeit nach den Triumphen bei der WM 2021 in Cortina d‘Ampezzo. Vielfach vergessen dabei, dass Liensberger 2022 mit Gold und Silber hochdekoriert von den Olympischen „Pandemie“-Spielen aus China zurückgekehrt war. Und so musste Vorarlbergs Sportlerin des Jahres 2021 im Streben, sich stetig zu verbessern, Lehrgeld zahlen. Auch, weil sie in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen den Toren stabiler wirkte als in der medialen Welt.
So wundert es nicht, dass der Name Liensberger oftmals polarisiert, der Mensch Katharina vielfach als unnahbar und stur gilt. In einem sehr persönlichen Interview vor der Saison durfte ich eine gänzlich andere Seite der so erfolgreichen Ski-Rennläuferin kennenlernen. Im Gespräch mit den VN ließ Liensberger tief blicken, zeigte sich verletzlich, sprach offen über Fehler und blieb in sportlicher Hinsicht doch fokussiert. Nach all ihren Rückschlägen strahlte sie eine neue Lockerheit aus. Die Medaille ist der Lohn für all die Arbeit und Weiterentwicklung in sportlicher und persönlicher Hinsicht.
Mit der Bronzenen für Liensberger bei der Heim-WM schloss sich für den Vorarlberger Skiverband mit seinem „GOINGFORGOLD“-Projekt zudem ein Kreis von sieben überaus erfolgreichen Jahren. 19 Medaillen sind eine bemerkenswerte Bilanz, wobei allein 13 auf das Konto der Alpinen gingen. Davor hatte sich in den 2000er-Jahren allein Marcel Mathis 2013 als Ersatzfahrer über Teamgold freuen dürfen sowie Snowboardcrosser Markus Schairer mit WM-Gold und -Silber für die großartigen Höhepunkte gesorgt.