Altach hadert nach Klatsche: “Muss möglich sein, das besser zu verteidigen”

Sport / 02.03.2025 • 14:54 Uhr

Eklatante Probleme beim Verteidigen von Standards machen Altach zu schaffen. Aus einem Highlightspiel wurde so ein Grund zur Ärgernis.

Wien “Wenn wir auswärts bei Rapid vier Gegentore aus Standards kassieren, haben wir es uns nicht verdient, einen Punkt zu holen”, sagte Altachs Trainer Fabio Ingolitsch nach der 0:5-Niederlage bei Rapid. Die ganze Trainingswoche habe man defensive Standards in den Fokus genommen, “weil wir die letzten Spiele so die meisten Torchancen zugelassen haben und gewusst haben, dass Rapid da sehr gut ist. Wir haben viel im Detail besprochen, was auch heute zugetroffen ist. Wir haben auch im Training viel Zeit dafür verwendet – aber am Platz war davon heute sehr wenig sichtbar.” “Wir haben die ganze Woche darüber geredet, wie stark Rapid bei Standards ist. Jede Standardsituation war extrem gefährlich, so kann man hier nichts mitnehmen”, sagte Vesel Demaku. “Du kannst hier untergehen oder verlieren, aber nicht mit vier Standard-Gegentoren”, sagte Alexander Gorgon. Eigentlich habe ja jeder seine Zuteilung, aber wenn sich nur ein, zwei Spieler nicht daran halten würden, falle das ganze System, erklärte er.

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Ein Symbolbild: Cvetkovic schraubt sich nach einer Ecke hoch, Altach ist Zuschauer. GEPA

Damit hatte alle das dominierende Thema angesprochen: Die eklatant schlechte Verteidigung von ruhenden Bällen, bei denen jedes Mal der Strafraum lichterloh brannte. “Man muss klar sagen: Das war heute kein taktisches Thema, kein systemisches Thema. Wir haben uns einfach nicht schlau angestellt. Wenn du im Kopf nicht bereit bist, ist es sehr schwer, hier zu bestehen”, so Ingolitsch. “Wenn du dem Gegner einen hohen Ball schenkst, dich vorbereiten kannst, alle elf Spieler hinter den Ball bringst, dann muss es möglich sein, das besser zu verteidigen. Wenn du hier vier solche Tore kriegst, dann ist das für mich maximal ärgerlich.”

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Altach-Trainer Fabio Ingolitsch war nach dem Spiel sehr verärgert. GEPA

Altach startete mit zwei Neuen in die von Ingolitsch als “Highlightspiel” (“Wir haben uns alle auf dieses Spiel gefreut, das ist mit das coolste Spiel im Jahr. Deshalb haben wir uns viel vorgenommen.”) titulierte Partie, Stojanovic stand wieder im Tor, und Kameri spielte statt des gelbgesperrten Bähre.

Schon nach zwei Minuten hatte das Spiel dann seinen ersten Aufreger: Sangaré stieg komplett übermotiviert in den Zweikampf mit Benedikt Zech ein, Schiedsrichter Semler beließ es bei Gelb, auch über Rot hätte sich Rapid nicht beschweren dürfen, auch wenn das Trainer Robert Klauß bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gänzlich anders sah. Die Anfangsminuten gehörten dann klar Rapid, das aus einem Freistoß ein erstes Mal erfolgreich wurde, den Ball drückte Altach-Angreifer Florian Dietz noch entscheidend über die Linie (8.). Es war der erste Gegentreffer aus einem Standard. Gefährlich wurde es aus solchen eigentlich immer. “Wir haben sie katastrophal verteidigt. Da waren noch etliche Standardsituationen dabei, die nicht in Tore umgemünzt worden sind. Wenn wir Pech haben, kriegen wir hier noch mehr Gegentore. Das ist einfach bitter – und ein Stück weit dämlich”, sagte Vesel Demaku nach dem Spiel. Er hatte die beiden besten Altacher Möglichkeiten auf dem Fuß, als man nach gut einer halben Stunde plötzlich eine Druckphase entwickelte. In der 32. Minute parierte Hedl klasse gegen ihn, zwei Minuten später schoss er nach schöner Vorarbeit von Marlon Mustapha über das Tor (34.).

ADMIRAL Bundesliga, 20. Runde

SK Rapid – Cashpoint SCR Altach 5:0 (1:0)

Wien-Hütteldorf, Allianz Stadion; 16.982 Zuschauer; SR Jakob Semler

Torfolge: 8. 1:0 Nenad Cvetkovic, 56. 2:0 Isak Jansson, 69. 3:0 Isak Jansson, 78. 4:0 Dion Beljo, 90./+4 5:0 Andrija Radulovic

Rote Karte: 62. Nenad Cvetkovic (Rapid/Torchancenverhinderung)

Gelb-Rote Karte: 66. Paul Koller (Altach/Foulspiel)

Gelbe Karten: 2. Sangaré (Rapid/Foulspiel), 65. Paul Koller (Altach/Unsportlichkeit), 67. Zech (Altach/Kritik)

SK Rapid (4-2-2-2): Hedl – Bolla, Cvetkovic, Raux-Yao, Auer – Sangaré (80. Borkeeiet), Grgic – Schaub (63. Schöller), Seidl (59. Radulovic) – Beljo (80. Kara), Jansson (80. Wurmbrand)

Cashpoint SCR Altach (3-1-4-2): Stojanovic – Estrada, Zech, Koller – Kaiba (65. Gorgon) – Ingolitsch, Kameri (80. Jäger), Demaku (83. Ouédraogo), Lukacevic – Dietz (80. Fridrikas), Mustapha (65. Diawara)

Eine Druckphase . . .

“Ab Mitte der ersten Halbzeit haben wir ganz gut Mittel gefunden. Da haben wir gedrückt, hatten gute Chancen. Wenn wir es da ein bisschen besser machen, machen wir auch einen Treffer”, sagte Mustapha, der von einer okayen ersten Hälfte sprach. “Wir hatten im Spiel viele Phasen, wo wir ganz gut mitgehalten haben, wo wir uns ganz gut von der ersten bis zur dritten Zone vorgespielt haben. Wir haben dann nicht den letzten Nachdruck gehabt, diese guten Offensivaktionen sauber und mit letzter Konsequenz abzuschließen, damit es dann wirklich gefährlich wird”, sagte Ingolitsch. Auch er hatte das Gefühl, “dass wir Ende der ersten Halbzeit Oberwasser kriegen. Daran wollten wir unbedingt anschließen.” “Die letzten 20 Minuten in der ersten Halbzeit waren voll in Ordnung, da haben wir uns auch mehr zugetraut. Die ersten Minuten haben wir jeden Ball, den wir gewonnen haben, sehr schnell verloren, unnötig nach vorne geschossen”, meinte Demaku. Der auch sagte: “Die Halbzeitpause ist vielleicht nicht ganz gelegen gekommen – aber wir können ja auch einfach früher anfangen, Druck zu machen.”

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. . . und ihr jähes Ende

Jansson machte relativ rasch (aus einem Standard) das 2:0, “Das war dann schon ein Nackenschlag, von dem wir uns heute nicht erholt haben”, meinte Ingolitsch. Demaku sagte: “Die letzten 30 Minuten waren einfach nur wild.” Denn kurz kam noch einmal Hoffnung auf, als Cvetkovic nach VAR-Check für Torraub eine etwas umstrittene Rote Karte erhielt. Die Überzahl hielt drei Minuten, dann schwächte sich Altach selbst. Paul Koller holte innerhalb von einer Minute gleich zwei Gelbe Karten für Foulspiele.

“Wenn du hier in Hütteldorf die Möglichkeit hast, durch den Ausschluss das Momentum bei 0:2 noch einmal zu dir zu ziehen und dann so agierst, dass du innerhalb von einer Minute Gelb-Rot kassierst, dann ist das einfach nicht schlau. Und deswegen haben wir uns heute auch einfach nichts verdient”, sagte Ingolitsch. War die erste Gelbe noch etwas kleinlich, war die zweite einfach nur unnötig. “Der Schiedsrichter hat vielleicht nicht seine beste Figur abgegeben – aber wenn man 0:5 verliert, darf man nicht über den Schiedsrichter sprechen”, brachte Demaku das Folgende auf den Punkt, und sprach von einem “bitteren Momentum”.

Altach hadert nach Klatsche: "Muss möglich sein, das besser zu verteidigen"
Rapid jubelte, Altachs Torhüter Dejan Stojanovic war chancenlos. APA

Jansson machte das 3:0 (68.) nach einem Standard, nach einem Elfmeter – Demaku ließ gegen Jansson das Bein stehen – versenkte Beljo den Ball im zweiten Versuch (78.). Per Abstauber machte Radulovic in der Nachspielzeit noch den fünften Rapid-Treffer, immerhin nicht aus einem ruhenden Ball. “Am Ende ist es schon noch einmal deutlicher geworden, als es war”, meinte Demaku. “0:5 ist eine schöne Packung, die ganze Mannschaft ist brutal angefressen. So blöd es klingt: Vielleicht tut uns das sogar gut für nächste Woche, dass wir wissen: Gegen diese Top-Mannschaften der Liga dürfen wir in keinem Bereich nachlassen. Und heute haben wir das schon gemacht.”

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“Wenn wir jetzt nach Hause reisen, haben wir alle Zeit, dass wir uns auskotzen. Dann werden wir einen Tag freimachen, weil wir wollen uns morgen, glaube ich, alle nicht sehen.”

Fabio Ingolitsch, war nach vier Standard-Gegentoren bedient

“Heute ist das sehr schwer zu verdauen, ich weiß nicht, ob ich heute noch viele Mahlzeiten zu mir nehmen werde. Fakt ist auch: Wenn wir jetzt nach Hause reisen, dann haben wir alle Zeit, dass wir uns auskotzen. Dann werden wir einen Tag freimachen, weil wir wollen uns morgen glaub alle nicht sehen. Dann treffen wir uns wieder und bereiten uns aufs nächste Spiel vor”, sagte Ingolitsch.

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“Am Ende des Tages geht es darum: Ist es ein Learning oder ist es keines? Wir haben heute unsere Grenzen aufgezeigt bekommen, dass wenn wir nicht konsequent verteidigen, mit allem was wir haben, werden wir in der Bundesliga bei Standards brutal viele Gegentore fressen”, so der Trainer. Am kommenden Wochenende kommt Salzburg, dann geht es zum direkten Konkurrenten nach Klagenfurt. Und dann beginnt der Abstiegskampf so richtig.