“Um den Ausgleich gebettelt” – Altach verspielt Sieg in Klagenfurt

Sport / 16.03.2025 • 22:09 Uhr
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Klagenfurt kämpfte sich noch einmal ins Spiel, Altach hielt dem nicht stand. GEPA

Die Rheindörfler zeigen eine gute erste Hälfte, und lassen sich in der zweiten Halbzeit in die Defensive drücken. Das geht nur bis zur Nachspielzeit gut.

Klagenfurt Noch nie hat Altach gegen Austria Klagenfurt gewonnen. Die Serie reißt auch im achten Aufeinandertreffen nicht, in der Nachspielzeit geben die Rheindörfler den Sieg noch aus der Hand. “Es fühlt sich an wie eine Niederlage”, meinte Trainer Fabio Ingolitsch nach dem 2:2 am Wörthersee. “Das ist ärgerlich. Wir haben zwar den Punkt, aber hier war definitiv mehr drin”, wusste auch Mike Bähre. “Das ist bitter, weil wir über große Teile des Spiels eine super Partie machen. Und es wieder einmal nicht schaffen, das Ergebnis rüberzubringen”, stimmte Lukas Fridrikas zu. 

In der Startformation gab es drei Veränderungen im Vergleich zum 1:1-Remis gegen Salzburg. Florian Dietz stürmte von Beginn an, auch Fridrikas und Paul Koller begannen. Ousmane Diawara und Marlon Mustapha fehlten angeschlagen.

Fehlstart? Egal!

Wir sind denkbar schlecht ins Spiel gestartet”, befand Ingolitsch. Nach einem Fehlpass im Angriffsdrittel gab Klagenfurt den Ball nicht mehr her, auch, weil Altach nicht wirklich versuchte, sich diesen wieder zu schnappen. Eine verlängerte Flanke landete bei David Toshevski, der sich gegen Estrada durchsetzte und artistisch auf 1:0 stellte, da lief gerade erst die fünfte Spielminute. Wirklich zu schocken schien dies Altach nicht. “Wir sind super ins Spiel reingekommen, trotz des Gegentors”, sagte Bähre. Was auch half: dass Klagenfurts Abwehr mit sich selbst zu kämpfen hatte. Fridrikas spielte einen tiefen Pass von Lukacevic in den Strafraum, dort rannte Robatsch – der kurz zuvor im Luftduell mit Estrada ordentlich zusammengestoßen war – dem Gegenspieler weg, Kameri brauchte nur mehr ins leere Tor einzuschieben (11.). Ähnlich leicht ging es beim 1:2, Bähre setzte sich auf links stark durch, Fridrikas versenkte den Ball unter Mithilfe von Gegenspieler Robatsch (14.), nach längerem VAR-Check konnte auch der Abseitsverdacht entkräftet werden.

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Früh konnte Altach doppelt jubeln – unter ordentlicher Mithilfe der Hausherren. GEPA

In weiterer Folge kam von Klagenfurt nur mehr wenig, die Pacult-Elf wurde höchstens über Umschaltsituationen gefährlich. Altach hingegen spielte gefällig, war ballsicher, gewann erste Bälle. Kameri kam nach einer Lukacevic-Ecke zu einem gefährlichen Abschluss (38.), nach einer wirklich schönen Eckballvariante jagte Lukacevic den Ball in Richtung Kreuzeck, die Latte verhinderte das ansonsten sichere Tor des Monats (42.).

Klagenfurt drückte, Altach bangte

Nach der Pause folgte: eine Pause. Nur kurz nach der Spielfreigabe musste unterbrochen werden, der VAR in Wien-Meidling bekam keine Bilder. Die 2429 Zuschauer im Stadion quittierten das mit Pfiffen, aus dem Klagenfurter Fanblock wurde “Scheiß VAR” skandiert. “Schön war es nicht. Du bist mitten im Spielmodus, und auf einmal ist da die Unterbrechung von zehn Minuten. Das ist nicht optimal – aber Klagenfurt hat die gleiche Unterbrechung gehabt, das ist keine Ausrede. Wir haben es einfach nicht geschafft, unser Spiel durchzudrücken”, meinte Bähre.

“Wir waren nicht so bissig in den Zweikämpfen, wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Das hat sich dann in der zweiten Halbzeit durchgezogen.”

Mike Bähre, über die Gründe für das Remis

Im Anschluss war Altach längst nicht mehr so präsent, wie noch in Hälfte eins. Man habe schon vor der Pause das Fußballspielen etwas eingestellt, fand Bähre: “Wir waren nicht so bissig in den Zweikämpfen, wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Das hat sich dann in der zweiten Halbzeit durchgezogen.”

Kameri hatte nach Zuspiel von Altach noch die Chance auf das 1:3, traf den Ball aber nicht richtig (63.). “Wir hätten den Sack früher zumachen können”, wusste Ingolitsch. Auf der Gegenseite zog Wernitznig ab, überraschte dadurch Stojanovic, der den Ball mit viel Glück noch an die Latte lenkte, sich in den Nachschuss warf und behandelt werden musste, weil er mit Bennets zusammengerauscht war (68.). Klagenfurt – zur Pause auf Fünferkette umgestellt (Ingolitsch: “Wir haben uns darauf vorbereitet, das in der Umsetzung aber nicht so gut hingekriegt.”)- erhöhte den Druck, Altach rückte immer weiter in die Defensive. “Sie haben uns eingeschnürt”, befand Bähre. “Wir haben es nicht mehr geschafft, hinten rauszukommen, hohe Ballgewinne zu haben, ins hohe Pressing zu kommen, selber den Ball zu haben. Es ist dann auch schwer, den Switch zu schaffen, wenn du weißt, dass du in Führung bist und nur kein Gegentor bekommen darfst.”

Keine Ergebnisverwaltung

“Sie haben dann ein, zweimal gut durch die Halbräume gespielt, weshalb wir etwas tiefer geworden sind. Nur ist aus diesem ‘etwas tiefer’ ein ‘viel tiefer’ geworden, wir haben dem Druck dann nicht mehr standhalten können. Wenn du so tief stehst, kann immer etwas passieren”, erklärte Ingolitsch. Geplant sei das nicht gewesen, man habe auch nicht das Ergebnis verwalten wollen. “Das ist ein Stück weit passiert. Wir hätten da schneller mehr investieren müssen, um an Höhe zu gewinnen. Das ist nicht gelungen. Und es ist nicht gelungen, Ballbesitzphasen zu bekommen, um für Entlastung zu sorgen”, sagte der Trainer. Ingolitsch sagte auch: “Wenn du schon inhaltlich nicht mehr auf der Höhe bist, musst du das mit Herz und Leidenschaft kompensieren – das haben wir heute leider nicht geschafft.” In den Verwaltungsmodus habe man sicher nicht geschalten, meinte auch Fridrikas. Seine Erklärung: “Wir haben viel investiert, vielleicht ist uns ein bisschen die Kraft ausgegangen.”

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Stojanovic hatte bei dieser Aktion Glück, tat sich zudem weh. In der Nachspielzeit landete der Ball dann im Tor. GEPA

Dass noch ein Tor fallen würde, war nur eine Frage der Zeit, Ingolitsch sagte: “Wir haben ein Stück weit um den Ausgleich gebettelt.” Zeit gab es dank noch knapp bemessenen zwölf Minuten Nachspielzeit mehr als genug. “Ehrlich gesagt habe ich heute im Spiel komplett das Zeitgefühl verloren. Gefühlt war es eine Frage der Zeit, ob es einschlägt oder nicht, oder ob der erlösende Schlusspfiff ertönt”, meinte Ingolitsch zu den vielen Unterbrechungen.

Nur ein Punkt – für Bähre “doppelt ärgerlich”

In der zweiten Minute der Nachspielzeit parierte Stojanovic noch gegen Bobzien, in der vierten blockte Lukacevic einen Schuss am Fünfer. In der fünften war es soweit, aus dem Rückraum platzierte der eingewechselte Philipp Wydra den Ball via Innenpfosten im langen Eck. Altach wackelte weiter, der eingewechselte Lukas Jäger holte sich Gelb-Rot mit zwei Fouls an Bobzien. Der Schlusspfiff beendete die chaotische Schlussphase, bescherte Altach immerhin noch den einen Punkt.

Dieser sei, aufgrund der Niederlagen der direkten Konkurrenten “im Endeffekt ja noch ärgerlicher, weil du einen Schritt in die richtige Richtung hättest machen können”, so Bähre. “Für den Kopf wäre es schön gewesen, vom letzten Platz wegzukommen”, meinte Fridrikas. Trainer Ingolitsch ordnete das Ergebnis so ein: “Wir waren vor ein paar Wochen noch mit fünf Punkten Abstand Tabellenletzter. Stand jetzt haben wir das egalisiert. Wir haben die letzten Wochen mehr Punkte geholt als die Gegner – und das ist ganz klar das Credo für die letzten Wochen.” Das sah auch Bähre ähnlich: Jetzt kommt die Quali-Gruppe, und “die Karten werden neu gemischt.”

ADMIRAL Bundesliga, 22. Runde

SK Austria Klagenfurt – Cashpoint SCR Altach 2:2 (1:2)

Klagenfurt, 28Black Arena; 2429 Zuschauer; SR Alexander Harkam

Torfolge: 5. 1:0 David Toshevski, 11. 1:1 Dijon Kameri, 14. 1:2 Janik Robatsch (Eigentor), 90.+5 2:2 Philipp Wydra

Gelb-Rote Karte: 90./+9 Lukas Jäger (Altach/Foul)

Gelbe Karten: 32. Cvetko (Klagenfurt/Unsportlichkeit), 72. Estrada, 90./+7 Dietz (beide Altach/beide Foulspiel), 90./+6 Lukas Jäger (Altach/Unsportlichkeit)

SK Austria Klagenfurt (4-3-1-2): Spari – Szerencsi (46. Bonnah), Mahrer, Hinteregger, Robatsch – Wernitznig, Salifou (88. Wydra), Cvetko – Bennets (88. Jaritz) – Tosevski, Bobzien

Cashpoint SCR Altach (4-4-2 Raute): Stojanovic – Estrada, Zech, Koller, Lukacevic – Demaku, Kaiba, Kameri (81. Jäger), Bähre – Dietz (90./+7 Gorgon), Fridrikas (88. Gebauer)