
Darum verspürt dieser Fußball-Profi ein enormes Gefühl der Dankbarkeit
Nach einer schrecklichen Verletzungsodyssee startete der Vorarlberger nun bei der Admira wieder von Null neu durch.
Maria Enzersdorf „Ein zweiter Anlauf, eine zweite Chance. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich wieder hier sein darf.“ Wenn Daniel Nussbaumer am 11. April (18 Uhr) mit seiner Admira nach Bregenz kommt und zum ersten Mal seit fast vier Jahren wieder in seiner Heimat Vorarlberg ein Profispiel bestreitet, empfindet der Stürmer dafür eine enorme Dankbarkeit.

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Bei seinem letzten Heimspiel im Altach-Dress im August 2021 hatte er Rapid 2:1 besiegt und ein Tor beigesteuert. Ein Wechsel zu Academico Viseu in die zweite portugiesische Liga sollte dem damals 21-Jährigen als nächstes Karriere-Sprungbrett dienen. Nach neun Toren und zwei Vorlagen war schon alles für einen Wechsel angerichtet: „Unter den Interessenten waren Vereine, die im Europacup gespielt haben.“ Doch dann kam der 2. Mai 2022, der Daniels Karriere komplett auf den Kopf stellen sollte.


Jahrelanges Verletzungsdrama
Nussbaumer erlitt einen Bänderriss im Knöchel, als ihn sein Tormann im Training umgrätschte. Eigentlich eine Standardverletzung. Doch es begann eine Leidenszeit, die selbst Mediziner vor scheinbar unlösbare Rätsel stellte. „Ich hätte längst wieder fit sein sollen, habe aber gespürt, da passt etwas nicht.“ Trotzdem versuchte er es mit Schmerzmitteln und Kurzeinsätzen. Bis ihm ein Gegenspieler mit dem Kopf ins Gesicht flog. „Die Knochen an der Wange waren gebrochen und eingedrückt“. Das konnte bei einer OP mit einer Platte zwar gerichtet werden, doch das Sprunggelenk versagte noch immer den Dienst. Der Spezialist in Portugal vermutete eine Knochenabsplitterung und operierte.

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Doch wieder stellte sich keine Besserung ein, ganz im Gegenteil: „Auf einmal ist der Fuß aus dem Nichts angeschwollen“. Erst ein Spezial-MRT bei Münchens Sprunggelenk-Koryphäe Markus Walther brachte Licht ins Dunkel. „Knorpelschäden, die zuvor auf sechs MRT’s vorher nicht zu sehen waren“, erzählt Nussbaumer und wird dann im VN-Interview emotional. „Er hat gemeint, man kann es anbohren, er könne aber nicht garantieren, dass ich wieder kicken kann. Da sind mir schon etwas die Tränen gekommen, so ehrlich muss ich sein.“

“Das hatte der Arzt selbst noch nie gesehen”
Was Walther zu sehen bekam, als er den Fuß aufschnitt, war selbst für den erfahrenen Hasen schockierend: „Es ist ihm alles entgegengekommen. Überall waren Knorpelfetzen. Er hat das so gut es ging gesäubert und Proben entnommen.“ Und die brachten die nächste Hiobsbotschaft. Bei der OP in Portugal gelangte offenbar ein Keim in die Wunde, der vier Monate lang im Knöchel wüten konnte.

„Es folgte alle zwei Wochen eine MRT, Antibiotika, dann eine weitere OP, wo sie mir ein zwei bis drei Zentimeter großes Ding entfernten, das sie ebenfalls nicht genau identifizieren konnten.“ Dann begann für ihn eine einjährige Reha von Dezember 2022 bis Dezember 2023 – immer Montag bis Freitag in Deutschland und Samstag und Sonntag ging es nach Hause nach Langenegg. Und dann, endlich: Es ging es bergauf, auch wenn 2024 nicht mehr als fünf Kurzeinsätze herausschauten.
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Karriere-Neustart in der Südstadt
Dementsprechend niedrig waren die Erwartungen der Admira, die den 25-Jährigen im Winter holte und erst mal nur bis Sommer engagierte: „Ich bin so froh, dass ich überhaupt für vier Monate einen Vertrag bekommen habe, bei einem Verein, der so gut dasteht. Nach so einer langen Verletzung ist das nicht selbstverständlich.“ Der Stürmer sollte sich gleich im ersten Spiel mit dem ersten Tor revanchieren – es folgten in den kommenden fünf Spielen zwei weitere. Und wieder wird „Nussi“ emotional: „Wenn du so lange kämpfst und tüftelst, dass du überhaupt wieder Fußball spielen kannst und dann nach zweieinhalb Jahren dein erstes Pflichtspieltor schießt, ist da schon ein enormes Gefühl von Dankbarkeit und Erleichterung. Es ist schwierig für mich, dazu Worte zu finden.“

Und jetzt könnte Nussbaumer mit dem Tabellenführer sogar den ersten Titel seiner Karriere feiern. Doch so weit will er gar nicht nach vorn schauen. „Ich habe gelernt, dass du nie weißt, was in drei Wochen sein kann und ob du dann überhaupt noch Fußball spielen kannst.“ Christoph König