“Gesunder Egoismus ist gut fürs Team”

Minneapolis Mit dem Erreichen der Play-off-Phase in der NHL hat Marco Rossi bereits Vorarlberger Sportgeschichte geschrieben. Geht es nach dem 23-jährigen Center der Minnesota Wild ist aber das Ende der Fahnestange noch lang nicht erreicht. Die VN erreichten Rossi kurz bevor es per Klub-Flugzeug nach Nevada in die „Sin City“ Las Vegas ging.

Herr Rossi, haben Sie den Aufstieg ins Play-off schon verarbeitet oder bleibt dafür keine Zeit aktuell?
Wir waren ja aufgrund unserer Leistungen eigentlich über das gesamte Jahr hinweg schon in einem Spot für das Play-off, dadurch war dieses Thema schon lange präsent. Zwar ist es gegen Ende noch mal eng geworden, aber wir haben zum Glück unser Ziel erreicht.

Wie mental fordernd waren vor allem die letzten Wochen?
Gut war, dass wir tabellarisch so gelegen sind, dass wir alles selbst in der Hand hatten, mussten also nicht auf Umfaller der anderen Teams hoffen. Wir waren uns immer bewusst, dass es einzig und allein an uns liegt, ob wir ins Play-off gehen oder nicht. Aber es ist schon brutal, man spielt 82 Matches im Grunddurchgang und dann entscheidet sich alles wirklich erst im 82. Spiel. Druck war dann schon da.

Sie waren auf dem Eis, als Eriksson Ek 22 Sekunden vor Ende der Partie gegen Anaheim den entscheidenden Ausgleich machte. Wie groß war der Stein, der vom Herzen fiel?
Das war schon ein herrliches Gefühl. Es war ein so hartes Match, weil Anaheim ohne Druck auflaufen konnte – und wir mussten unbedingt.

Am Sonntag geht es gegen die Knights in Las Vegas ins erste Play-off-Match. Was ist möglich für Minnesota?
Klar, Las Vegas ist wohl mit eines der schwersten Lose, die man ziehen kann. Ein Team mit großen und schweren Verteidigern, die hohes Tempo gehen können. Umgekehrt wissen wir, was zu tun ist. Einfaches Hockey spielen und ihnen das Leben so schwer wie möglich machen. Dann ist alles möglich. In den Play-offs gibt es keinen Favoriten oder Außenseiter. Jedes der 16 qualifizierten Teams ist in der Lage den Stanley Cup zu holen. Und genau das ist unser Ziel.

Sind Sie schon aufgeregt vor ihrem ersten Play-off-Match?
Es wird für mich auf jeden Fall etwas ganz besonderes. Denn es ist einfach nicht alltäglich, dass man ein Play-off-Match in der NHL spielt. Das ist der Traum eines jeden Eishockeyspieler und es macht mich schon stolz, dass ich das erleben darf.

Wie bilanzieren Sie ihre Saison nach dem Grunddurchgang?
Ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden, konnte im Vergleich zur letzten Saison meine Punkte nochmal von 40 auf 60 steigern. Der nächste persönliche Schritt ist mir gelungen.

Zudem übernahmen Sie nach den vielen Verletzungen während der langen Saison im Team auch viel Verantwortung.
Das war auch ein ganz wichtiger Step für mich in meiner Entwicklung. Nach den Ausfällen von wichtigen Spielern wie Kirill Kaprizov oder Eriksson Ek stellten sich viele die Frage: „Wer steht jetzt auf und übernimmt Verantwortung?“ Es freut mich, dass ich in dieser Phase meinem Team mit Toren und Assists helfen konnte, unser Ziel zu erreichen. Und klar hat es mein Standing innerhalb der Mannschaft sicher erhöht. Ich sage immer: Ein gesunder Egoismus ist gut für das Team.

Wie schaut es aktuell mit den Verhandlungen bezüglich eines Anschluss-Vertrages in Minnesota aus?
Aktuell liegt der Fokus ganz klar auf den Play-off-Spielen. Gespräche führe ich jetzt keine. Wenn, dann machen das meine Agenten. Nach der Saison wird es dann eine Entscheidung geben.