Ehrenvoller Abschied und hoffnungsvoller Neustart

Vorarlbergs Fußballpräsident Horst Lumper verlässt die Bühne, dafür soll nun Josef Pröll im ÖFB klar Schiff machen.
Bregenz Josef Pröll ist am Sonntag im Rahmen der Bundeshauptversammlung in Bregenz einstimmig für die kommenden vier Jahre zum neuen Chef des Österreichischen Fußball-Bunds (ÖFB) gewählt worden. Zugleich ging mit Dr. Horst Lumper ein jahrzehntelanges Vorstandsmitglied von Bord. Im VN-Gespräch erklärt der 63-Jährige, der seit 1997 in verschiedensten Funktionen für den Fußball im Einsatz war, dass es ihm doch relativ leicht fällt, loszulassen. Zumindest in seiner Funktion bei der UEFA bleibt der Bregenzer Rechtsanwalt dem Fußball verbunden.


Ebenfalls beschlossen wurde die Strukturreform, weshalb der höchste Funktionärsposten des Verbands künftig nicht mehr als Präsident, sondern als Aufsichtsratsvorsitzender bezeichnet wird.
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Prölls Stellvertreter sind Johannes Wutzlhofer (Landespräsident Burgenland) und Philip Thonhauser (Bundesliga). Der neue ÖFB-Chef bedankte sich für das Vertrauen und appellierte in einer mehrmals von Applaus unterbrochenen Rede an das Zusammengehörigkeitsgefühl. “Wir müssen an einem Strang ziehen. Wir wollen Ruhe reinbringen und Teamchef Ralf Rangnick und sein Team arbeiten lassen, damit wir uns für die WM qualifizieren”, meinte der Niederösterreicher und sagte außerdem zu den Delegierten: “Bringen wir Ruhe in den Verband. Es muss Spaß machen, wenn wir zusammenkommen und Entscheidungen treffen.”

“Eines stelle ich klar: Parteipolitik hat für mich keinen Stellenwert.”
Josef Pröll über seine Herangehensweise
Pröll bezeichnete sich als “absoluten Teamplayer” und als “zielstrebig, aber nicht verbissen”. Zu seiner Vergangenheit als ehemaliger Vizekanzler und ÖVP-Chef erklärte der 56-Jährige: “Ich verspreche zu 100 Prozent, Parteipolitik hat für mich im Fußball keinen Stellenwert.”
Pröll will Generalstrategie für ÖFB
Er habe bereits einen Termin im Bundeskanzleramt vereinbart und werde auch Gespräche mit Sportminister und Vizekanzler Andreas Babler sowie den Sportsprechern aller Parlamentsparteien führen, so Pröll. Außerdem kündigte der 56-Jährige an, in den kommenden Monaten eine Generalstrategie für den ÖFB zu diskutieren und zu beschließen. “Damit wir mit klarem Blick unsere Arbeit tun können. Unternehmen ohne Strategie, nur mit Blick auf die Vergangenheit und ‚weiter so wie’s war‘, haben keine Zukunft”, erklärte Pröll. “Je klarer Ziele definiert sind, desto eher wird Streit hintangestellt.”

Auch zu den zuletzt aufgekommenen Diskussionen über Coronahilfen an sechs Landesverbände nahm Pröll Stellung: “Es gab entlang der föderalen Struktur unterschiedliche Entscheidungen zu diesem Thema. Jetzt wird zu prüfen sein, ob alles rechtens war, ich gehe aber davon aus”, erklärte der ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzende und ergänzte: “Ich bin einer, der nicht zudeckt, sondern Dinge anspricht, um sie einer Lösung zuzuführen.”

Pröll wird am Dienstag die Geschäftsstelle des ÖFB im Happel-Stadion besuchen, um mit Verbandsmitarbeitern zu reden. Außerdem wird er beim Nations-League-Spiel der Frauen-Auswahl am 3. Juni in der Wiener Generali Arena dabei sein und den Pokal für die “Fußballerin des Jahres” an Barbara Dunst übergeben. Zum Männer-A-Team wird Pröll voraussichtlich am 5. Juni, zwei Tage vor dem Rumänien-Match, in Wien sprechen, mit Rangnick gab es bereits ein längeres Gespräch.
Neben Pröll gab es auch bei der Wahl von Wutzlhofer und Thonhauser und beim Beschluss der Strukturreform Einstimmigkeit. Mit 10:3-Stimmen angenommen wurde die Satzungsänderung vom vergangenen November, die es möglich machte, dass Steiermarks Landeschef Wolfgang Bartosch zum Interimspräsidenten aufstieg, obwohl er zu diesem Zeitpunkt nicht Vizepräsident war. Oberösterreich, Tirol und Salzburg votierten dagegen.

“Unglückliches ÖFB-Bild”
Bartosch erklärte bei seiner Abschiedsrede, man habe zuletzt im Präsidium durch öffentliche Streitereien kein glückliches Bild abgegeben. Gleichzeitig hob der Steirer aber auch Meilensteine wie den Bau des ÖFB-Campus in Wien-Aspern hervor und berichtete von einer Aufbruchsstimmung seit dem Amtsantritt von Rangnick.

Mit der Annahme der Strukturreform zeigte sich Bartosch zufrieden. Dadurch würden Kompetenzen vom Ehrenamt zum Hauptamt verlagert und Entscheidungswege verkürzt, betonte der steirische Landeschef.