Frischer Wind am Bodensee

Sport / 22.05.2025 • 19:08 Uhr
Frischer Wind am Bodensee
Nach zwei Saisonen am Bodensee zieht es Andreas Schröder aus persönlichen Gründen zurück nach Deutschland. VN/STiplovsek

Neun gehen, acht kommen: Neustart mit Mut und Perspektive bei Bregenz Handball.

Bregenz Es ist vollbracht. Still, konzentriert und mit der gewohnten Akribie hat Bregenz Handball die Weichen für die Zukunft gestellt – nun ist die Kaderplanung für die Saison 2025/26 abgeschlossen. Was sich hinter den Kulissen vollzog, war mehr als bloßes Feintuning. Es war ein echter Umbruch.

Reges Kommen und Gehen

Acht Neuzugänge, neun Abgänge – diese Zahlen stehen für weit mehr als für ein bloßes Kommen und Gehen. Sie markieren das Ende einer Ära und den Aufbruch in eine neue Zeit. Besonders schmerzhaft: Der Abschied von Kapitän und Tormann Ralf-Patrick Häusle sowie Flügelspieler Sebastian Burger, die beide ihre Karrieren beenden. Zwei Gesichter, die das Bregenzer Spiel über Jahre geprägt haben, legen den Ball aus der Hand – mit großem Respekt verabschiedet sich der Verein von zwei Führungsspielern.

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Nach 14 Saisonen zwischen den Pfosten von Bregenz Handball hat Goalie Ralf-Patrick Häusle mit Saisonende seine aktive Karriere beendet. VN/Stiplovsek
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Sebastian Burger die Handballschuhe an den Nagel. Der 29-jährige Flügelspieler wird sich künftig ganz seinem Beruf als Lehrer widmen. GEPA

Auch Toptorschütze Markus Mahr zieht weiter – der 24-Jährige folgt dem Ruf des deutschen Zweitligisten VfL Potsdam. Ein weiterer Verlust im Tor: Jan Kroiss wechselt zur Ligakonkurrenz Bruck/Trofaiach Füchse. Dazu verlassen die beiden Eigenbauspieler Robin Kritzinger und Matthias Brombeis den Club Richtung Schweiz zum TSV Fortitudo Gossau – eine Chance zur Weiterentwicklung, die ihnen der Verein von Herzen gönnt.

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Neu-Potsdam-Legionär Markus Mahr war in den letzten beiden HLA-Saisonen mit 145 bzw. 176 Treffern jeweils die Nummer eins in der internen Schützenliste. VN/STiplovsek

Zurück nach Deutschland

Und dann ist da noch der Name Andreas Schröder. Abwehrchef, Galionsfigur, Identifikationsfigur. Nach zwei Saisonen am Bodensee kehrt der 33-Jährige zurück nach Deutschland – sportlich zum TSB Horkheim Hunters, beruflich mit dem Wiedereinstieg ins zivile Leben. Ein Abgang, der weit über das Sportliche hinaus berührt.

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Nach drei Saisonen bei Bregenz Handball verlässt Matic Kotar den Verein und wird mit Ligakonkurrent HSG Graz in Verbindung gebracht. VN/STiplovsek

Noch offen bleibt die Zukunft von Spielmacher Matic Kotar und Kreisläufer Serhii Petrychenko. Während Kotar mit HSG Graz in Verbindung gebracht wird, ist die nächste Station für Petrychenko noch unklar.

Raum für Neues

Mit Berin Brkic kommt ein junger, hoch veranlagter Torhüter aus Bosnien-Herzegowina, empfohlen von niemand Geringerem als Nikola Marinovic. Der 21-Jährige steht im erweiterten Kreis des Nationalteams und gilt als großes Versprechen für die Zukunft. Mindaugas Dumcius (Litauen, HC Elbflorenz) und Tommaso Romei (Italien, Handball Meran) – zwei aktuelle Nationalspieler – verstärken das Team auf Schlüsselpositionen.

Bregenz Handball
Neuzugang Berin Brkic kommt aus Bosnien&Herzegowina.
Bregenz Handball
Linkshänder Mindaugas Dumcius aus Litauen soll mit seiner Wurfkraft und Torgefahr für Durchschlagskraft aus dem Rückraum sorgen.
Bregenz Handball
Kreisläufer Tommaso Romei ist italienischer Nationalspieler um kämpft mit Handball Meran nach dem Meistertitel in der Serie A.

Besonders spannend: Die Verpflichtung von Louis Mönch, Toptorjäger der deutschen 3. Liga Süd. Ursprünglich für den HSC Kreuzlingen vorgesehen, führte der Rückzug der Thurgauer den 26-jährigen Regisseur nach Bregenz. 240 Tore, davon 53 Siebenmeter, sprechen eine klare Sprache: Mönch bringt nicht nur Wurfgewalt, sondern auch Spielintelligenz und Führungsstärke mit – genau das, was Bregenz für die neue Saison braucht.

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Der 25-jährige Louis Mönch nimmt die Spielmacherrolle bei Bregenz ein.

Auch Jakub Drajewski gilt als Rohdiamant. Der 18-Jährige durchlief Polens Elite-Nachwuchsförderung, steht im Juniorennationalteam und kommt mit viel Dynamik für die rechte Seite.

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Der 18-jährige Pole Jakub Drajewski.

Und schließlich vertraut der Verein weiterhin auf den eigenen Nachwuchs: Mit Benjamin Maslan (19), Tobias Rösler (18) und dem 17-jährigen Handball-Akademiker Joshua Schmidt stehen drei Eigengewächse in den Startlöchern, bereit, sich in der HLA-Meisterliga zu beweisen.

Was bleibt, ist ein Kader, der Erfahrung, Talent, Internationalität und Vereinsidentität vereint – ein Fundament, auf dem die neue Saison gebaut ist. Der Ball ruht aktuell nach dem vorzeitigen Aus im Viertelfinale – doch der Puls schlägt höher denn je.