Die Austria zurück in der Heimat – “Ein spezieller Moment”

Sport / 20.07.2025 • 10:25 Uhr
Die Austria zurück in der Heimat – "Ein spezieller Moment"
Die Fans ließen ihr neues Stadion hochleben. VN-Stiplovsek

Austria Lustenau hat gegen den FC Augsburg das neue Stadion eröffnet. Die Fanlager zelebrieren die Premiere, für Pius Grabher war es “ein Fest”.

Lustenau Die 40 Meter hohen Flutlichtmasten erstrahlten erstmals im Spielbetrieb, zum ersten Mal seit einem guten Vierteljahrhundert platzierten sich Fans im Stadion an der Schützengartenstraße auf vier Tribünen. Das Eröffnungsspiel des neuen Reichshofstadions, das offiziell den Namen SUN MINIMEAL Arena trägt, war ein Ereignis voller Premieren.

Choreo Eröffnungsspiel Reichshofstadion
Vergangenheit und Moderne – die Choreografie spannte den Bogen zwischen beiden Stadionepochen. Beer

Das erste Novum gab es für die Fans bereits vor dem Einlass in die neue Heimstätte: Sie wird nicht mehr durch das jahrzehntealte Kassahüsli mit dem ikonischen Schriftzug am Dach betreten. Auch sonst ist vieles anders, vor allem moderner. Nicht nur für Zuschauer und Fans war vieles neu, sondern auch für die Spieler. “Es war extrem ungewohnt. Wenn du so lange im alten Stadion gespielt hast, bist du alles gewohnt, angefangen von der Platzgröße”, sagte Pius Grabher. Das alte Stahlrohr ist verschwunden, mit ihm die Laufbahn. Gekommen sind Betonelemente, viel Holz und Glas und die zusätzliche Tribüne auf der Ostseite. “Jetzt ist es ein Stadion”, sagt Grabher. Ein bisschen müsse er sich noch daran gewöhnen, meinte er, der im alten Reichshofstadion groß wurde. “Aber es ist natürlich ein absoluter Neuanfang für den ganzen Verein.”

Gute Freunde

Die Vorfreude war vor der Premiere gegen den FC Augsburg spürbar. Schon zwei Stunden vor dem Spiel war das Gewusel am Gelände groß, die Lustenauer Fanszene war mit einem Fanmarsch gemeinsam vom Kirchplatz zum Stadion gezogen, gemeinsam mit den Fans vom FC Augsburg stimmte sie sich vor dem Spiel ein. “Es war einfach ein Fest für ganz Lustenau, für Vorarlberg. Riesen-Atmosphäre, geiler Testspielgegner, faire Stimmung am Platz und auf den Rängen – so kann man ein Fußballspiel auch genießen”, sagte Grabher nach der 0:2-Niederlage gegen den deutschen Bundesligisten. Ähnlich sah es Trainer Markus Mader. “Es war ein wunderschöner Nachmittag. Man sieht auch, was das ausmacht, wenn so ein Stadion eine gute Energie hat.”

Die Austria zurück in der Heimat – "Ein spezieller Moment"
Rund 800 Augsburger waren in Lustenau zugegen. VN-Stiplovsek

Und so war es mehr Freundschafts- als Testspiel, die Fanszene der Fuggerstädter pflegt seit 2016 eine Fanfreundschaft mit jener aus Lustenau, man freute sich gemeinsam über die neue Spielstätte. “Wir haben Austria Lustenau im Herzen”, skandierte auch der Gästeblock. Mit Anpfiff wurde vor der Nordtribüne eine Choreografie hochgezogen, die einerseits an das alte Reichshofstadion und seine Charakteristiken erinnerte und gleichzeitig die neue begrüßte, im restlichen Stadion wurden grüne und weiße Fahnen geschwungen. Immer wieder gab es Wechselgesänge zwischen den Hintertortribünen, zu Beginn der zweiten Hälfte hüllten beide Fanlager ihre Kurven in die Farben des Gegners, das Spiel musste aufgrund der Rauchentwicklung kurz unterbrochen werden.

Die Austria zurück in der Heimat – "Ein spezieller Moment"
Die Nordtribüne füllte sich ein erstes Mal. VN-Stiplovsek

Er sei im Fußball ein Traditionalist, gerade die Nordtribüne sei immer speziell gewesen, sagte Grabher. “Aber ich bin ganz sicher, dass wir neue, geile Geschichten aufbauen und dass die neue Nordtribüne genau den gleichen Mythos erlebt, dass die Gegner auch wieder mit einem gesunden Respekt herkommen. Ich glaube, heute haben wir einen Anfang gemacht, jetzt wollen wir die Energie mitnehmen.”

Gut mitgehalten

Auf dem Platz hatte Lustenau, das vorwiegend auf Umschaltsituationen spielte, die erste Möglichkeit durch einen Kopfball von Lenn Jastremski (6.), in Summe war der FC Augsburg aber deutlich gefährlicher. Domenik Schierl parierte gegen Phillip Tietz, Robin Fellhauer traf den Pfosten (18.). Die sich abzeichnende Führung erzielte Alexis Claude-Maurice in Minute 34, er zirkelte den Ball schön ins rechte Eck. Noch vor der Pause legte er aus dem Rückraum nach (38.). In der zweiten Hälfte wurden die Wechsel auf beiden Seiten dann immer mehr, Lustenau kam zu Möglichkeiten: Lenn Jastremski lupfte über das Tor (52.), Haris Ismailcebioglu verfehlte knapp (65.). Yusuf Kadabayi verzeichnete noch einen Pfostenschuss für Augsburg (82.).

GEPA-20250719-101-120-0057
Sportlich hielt Lustenau gut mit, Augsburg war erwartungsgemäßg aber besser. GEPA

“Es war eine super Stimmung, das Spiel war auch ganz unterhaltsam. Schade ist, dass wir uns nicht noch mit einem Tor belohnt haben, die Chancen wären da gewesen”, fasste Mader zusammen. Die Vorfreude auf die Meisterschaft sei groß, “wenn wir so eine Unterstützung kriegen, in dem engen Stadion – das ist auch für die Spieler sehr cool.”

“Heute haben wir einen Anfang gemacht, jetzt wollen wir die Energie mitnehmen.”

Pius Grabher, hofft auf Schwung durch das neue Stadion

“Das macht natürlich was mit der Mannschaft, wenn man in dieser Liga in so einem Stadion spielen darf”, sagte auch Grabher, der ebenfalls gerne ein Tor gesehen hätte, “damit wir auch mitbekommen, was hier los sein kann.” Unzufrieden war er aber nicht: “Man hat gesehen, dass wir deutlich mehr Energie auf den Platz bringen, dass die neuen Spieler einen guten Eindruck machen, dass es homogener wirkt. Die Intensität gegen den Ball war gut, mit dem Ball wirst du dich gegen so einen Gegner natürlich nicht immer durchkombinieren.”

Die Austria zurück in der Heimat – "Ein spezieller Moment"
Im Austria-Dorf wurde nach dem Spiel gefeiert. VN-Stiplovsek

Das Eröffnungsspiel soll einen Vorgeschmack gegeben haben, das neue Stadion ein Versprechen für die Zukunft sein. “Man muss nur jetzt schauen, was hier eine Viertelstunde nach dem Spiel los ist. Es ist einfach sehr viel Freude zu sehen, es wird uns beflügeln, es muss uns durch die Saison tragen”, sagte Grabher. Andere Vereine hätten ein größeres Budget und größere Namen, man müsse über andere Tugenden kommen. “Das Stadion kann da zum X-Faktor werden.”

Grabhers Plan für den Abend stand bereits fest: Er freue sich jetzt darauf, ins Austria-Dorf zu gehen und mit den Leuten etwas zu trinken. “Das ist schon ein spezieller Moment.”

Massenschlägerei nach dem Spiel

Die friedliche Stimmung der Eröffnung wurde nach der Partie konterkariert, es kam zu einer Massenschlägerei im Rheinvorland. Ein Reisebus mit Fans von 1860 München – die “Löwen” hatten ein Testspiel gegen Vaduz in Chur – machte Halt in Lustenau, wo es zum Aufeinandertreffen mit Augsburgern und Lustenauern kam. Bis zu 150 Personen waren an der Schlägerei beteiligt, laut Informationen der Polizei wurden vier Personen verletzt. Der Bus mit den Fans der Sechziger, der beschädigt wurde, wurde anschließend an die Grenze eskortiert und dort an die deutsche Polizei übergeben.

Testspiel

SC Austria Lustenau – FC Augsburg 0:2 (0:2)

Torfolge: 34. 0:1 Alexis Claude-Maurice, 38. 0:2 Alexis Claude-Maurice

SC Austria Lustenau (4-4-2): Schierl, Gmeiner (67. Ouattara), Maak (55. Voisine), William (88. Tuna), Ibertsberger (55. Rouquette) – Delaye (67. Wade, Gorzel (67. Koc), Grabher (88. Tas), Ismailcebioglu – Jastremski, Lahne (55. Au Yeong)