Quo vadis SW Bregenz

Sport / HEUTE • 16:24 Uhr
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Ein Bild mit Symbolcharakter: SWB-Spieler Johannes Tartarotti mit gesenkten Haupt. gepa

Die VN unterhielten sich mit Sportpsychologen über die langanhaltende Krise bei SW Bregenz.

Bregenz “Serien sind da, um gebrochen zu werden” – Ein Spruch, den man sich in Bregenz schon seit längeren gerne bedient hätte. Kam aber bislang nicht zum Tragen. Der Zweitligist aus der Landeshauptstadt wartet bereits seit 17 Matches auf den ersten vollen Erfolg in der 2. Liga.

“Von außen betrachtet scheint es wichtig, dass neue Trainer ihre Rolle als Impulsgeber authentisch und nicht nur abhängig von der Vergangenheit des Klubs gestalten”

Daniel Rähse
Sportpsychologischer Experte Olympiazentrum Vorarlberg
Daniel Rähser, Olympiazentrum Vorarlberg
Daniel Rähser, Olympiazentrum Vorarlberg.

Die Folgen sind bekannt. Trainer Regi van Acker wurde beurlaubt, Tugberk Tanrivermis neu installiert. Doch mit einem Trainerwechsel alleine war die Sache nicht ausgestanden, denn SW Bregenz verlor das Kellerduell und Spiel eins des Türken bei Sturm Graz II mit 1:3, bleibt somit das einzige noch sieglose Team der 2. Liga.

Die VN hat einen objektiven Blick, wie man – ohne Gewähr – wieder aus so einer Misere herauskommen könnte. Dafür unterhielt man sich mit Daniel Rähse, seines Zeichens sportpsychologischer Experte im Olympiazentrum Vorarlberg in Dornbirn. Der darin eine wahrliche herausfordernde Situation sieht, “ohne überhaupt involviert zu sein. Aber der Blick von außen gibt mir den Eindruck, dass man in Bregenz vor einer großen Herausforderung steht”.

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Auf Tugberk Tanrivermis wartet viel Arbeit in Bregenz. gepa

Verhaltensweisen als Schlüssel

Rähse, der an der Deutschen Sporthochschule Köln studierte, sieht dabei, “dass bei einer Mannschaftssportart ja zwei Gemütslagen aufeinander treffen. Zum einen reagiert jeder Athlet anders auf Niederlagen, zum anderen stellt sich die Frage, wie geht man als Team mit der Niederlagenserie um”. Um aus der Krise wieder herauszukommen, wäre für den sportpsychologoschen Experten zuallererst die Frage an den einzelnen Sportler wichtig, “was macht diese Situation mit mir? Genauso verhaltet es sich mit dem Team. Was macht diese negative Serie mit euch als Mannschaft? Die daraus gewonnenen Antworten können dann als Basis für einen Handlungsplan dienen”.

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Die Kicker von SW Bregenz warten seit gefühlt einer Ewigkeit

Dass dabei der Trainer eine ganz wichtige Rolle spielt, ist für den 28-Jährigen klar. “Der ist natürlich die Führungsperson Nummer eins. Aber auch dabei stellt sich wieder die Frage: Wie geht er damit um? Wie reagiert er darauf? Natürlich hat sein Auftreten und Umgang mit der Situation zwangsläufig Auswirkungen auf das zukünftige Tun und Handeln der Mannschaft”. Der deutsche Sportpsychologe führt dazu zwei Führungsstile eines Trainers an. Jenen, der nahe am Spieler und beziehungsorientiert ist und jener, der den autoritären, etwas distanzierten Stil bevorzugt. “Am Ende geht es darum, welcher Coaching-Stil zum Team passt”.

Trainer gefragt

Im aktuellen Fall nach dem Trainerwechsel bei SWB sieht Rähse gar ein Aufeinandertreffen zweier Realitäten. Neo-Coach Tanrivermis trifft völlig unbelastet auf eine seit langen erfolglose Mannschaft. “Dass dabei der angewendete Coaching-Stil jetzt essenziell ist, steht außer Frage”, erklärt der Deutsche, der darin aber auch eine Chance sieht: “”Von außen betrachtet scheint es wichtig, dass neue Trainer ihre Rolle als Impulsgeber authentisch und nicht nur abhängig von der Vergangenheit des Klubs gestalten. Durch Authentizität kann man den Spielern Klarheit und Sicherheit und dadurch Halt geben. Das ist es, was Menschen in solchen Situationen brauchen. Sie sollen wissen, wie der Weg weitergeht”. Weiters sieht er einen großen Faktor in der passenden Zielsetzung. “Das ist die Grundlage. Daran kann man sich in Zukunft messen, die Ergebnisse, seien sie nah -oder mittelfristig, sind ein Abgleich der Realität.”

Ein erster, kleiner Schritt heraus aus der Krise hat man bereits getan. Den Test gegen die zweite Mannschaft von GC Zürich gewannen die Schwarz-Weißen mit 4:2. Aber ohne Tanrivermis, der weilt aus privaten Gründen in der Heimat Türkei.