“Müssen uns die Selbstverständlichkeit wieder erarbeiten”

Sport / 18.11.2025 • 14:13 Uhr

Zum Start in die Rückrunde in der Bundesliga nimmt Altachs Benedikt Zech sich und seine Kollegen in die Pflicht.

Altach Der für alle spürbare Temperatursturz ist – wettertechnisch – vollzogen. 22 Grad Außentemperatur hatte das Thermometer letzte Woche bei Altachs Testspiel gegen Ulm (0:0) angezeigt, bei knapp über dem Gefrierpunkt (3 Grad) lief das erste Training vor dem WAC-Spiel (Samstag, 17 Uhr). Dass sich die Lufttemperatur dank der Sonne wärmer anfühlte, war nur ein Aspekt, der andere zeigte sich im Verhalten auf dem Platz. Da ging es “heiß” zur Sache, ganz nach dem Geschmack von Benedikt Zech.

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Knapp elf Monate nach seiner Rückkehr aus Polen steht für ihn eines außer Frage: “Einen Frühling wie heuer will ich nicht mehr erleben. Diesen Druck im Abstiegskampf willst du dir einfach nicht vorstellen”, erzählt er im Gespräch mit den VN.

Viel Erfahrung gesammelt

Er, der inzwischen 478 Profispiele (Liga und Cup) in den Beinen hat, erinnert sich zurück an seine ersten Jahre bei der Austria Lustenau, wo er 2009 seinen ersten Vertrag unterschrieb. “Ja, der Fußball hat sich verändert, wie auch die Spieler. Da sind wir in die Kabine gekommen, haben trainiert und danach sind wir nach Hause gegangen.” Ein Umdenken habe bei ihm und auch bei der damaligen Mannschaft die Zusammenarbeit mit dem jetzigen ÖFB-Athletiktrainer Martin Hämmerle in seiner ersten Zeit in Altach bewirkt. “Er hat uns gelehrt, durchzurollen, -bewegen, ein- und auszuradeln. Es war natürlich ein Lehrprozess und inzwischen spürst du immer mehr, was dein Körper braucht.” Als Spieler habe man viel mehr Eigenverantwortung.

Fußball
Fühlt sich wohl in Altach, Benedikt Zech. VN

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Rückfall nach starkem Auftakt

Der große Unterschied, so ist Zech überzeugt, sei die verlorengegangene Selbstverständlichkeit. Das Gefühl, gewinnen zu können, sei abhandengekommen. “Es waren ja auch zuletzt gute Spiele dabei, aber wir gewinnen nicht.” Für Zech ist deshalb klar, dass jeder Einzelne gefordert ist, wieder auf seine 100 Prozent zu kommen und sich vor Augen halte, “woher wir kommen”.

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Jubelszenen wie diese vermisst Zech aktuell. gepa

Jetzt, da die Rückrunde mit dem WAC-Spiel beginnt, blickt er noch einmal auf den Start zurück. “Wir haben uns intern zusammengesetzt und gesagt: Nach der ‚Sch… vom Frühjahr muss sich jeder voll reinhauen, damit wir das nicht wieder erleben.” Offene Worte des 35-Jährigen, zugleich auch ein Appell an alle, “dass wir uns daran erinnern, wie es war”. Es ist das Commitment zu Saisonbeginn, eklig und aggressiv aufzutreten, das der Abwehrchef, der in Sachen System Dreier- oder Viererkette absolut flexibel ist, wieder einfordert.

"Müssen uns die Selbstverständlichkeit wieder erarbeiten"
Benedikt Zech im Gespräch mit VN-Sportchef Christian Adam. Paulitsch

Verantwortung übernehmen

Der ehemalige Polen-Legionär hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb findet er im VN-Gespräch bezüglich des Trainerwechsels in Wolfsberg – gut oder schlecht für Altach – klare Worte: “Für unseren Trainer ist es vielleicht schwieriger einzuschätzen, doch letztendlich liegt es nur an uns Spielern. Das haben die Spiele in dieser Saison auch gezeigt. Wenn wir unser Potenzial, das ohne Frage absolut vorhanden ist, abrufen, wenn jeder im Kopf bereit ist, dann haben wir die Möglichkeit, jeden Gegner in der Liga zu schlagen.”

"Müssen uns die Selbstverständlichkeit wieder erarbeiten"
Wenn nötig, dann nimmt sich Zech auch einen Spieler, im Bild Ousmane Diawara, zur Seite. gepa

Doch diese mentale Bereitschaft ist aktuell in Altach zu großen Schwankungen ausgesetzt. Das, so Zech, sei eben auch der Unterschied zur absoluten Weltklasse. Das beste Beispiel, so der Rechtsfuß, sei das letzte Spiel gegen den LASK gewesen. “Diese Niederlage tut mir so richtig weh. Wir machen ein wirklich gutes Spiel, investieren viel und bringen es ergebnistechnisch nicht rüber. Deshalb dürfen wir nicht den Fehler machen und sagen, wir haben ja gut gespielt. Nein, wir haben verloren.” Für ihn deshalb nur normal, dass er stocksauer ist und in sich die Gier verspürt, solche Spiele nicht zu verlieren.”

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Zwei, die vorangehen: Benedikt Zech und Dejan Stojanovic. gepa

Bei ihm selbst ist neben der Gier auf dem Platz der Spaß am Fußball noch zu vordergründig, um über eine Zeit danach nachzudenken. Sein Vertrag läuft bis 2026, mit einer Verlängerungsoption. “Wenn körperlich nichts dagegenspricht, dann kann ich mir noch einige Jahre vorstellen”, schmunzelt er. Er liebt und lebt den Fußball – und die Kabine. “Das hält dich jung und du fühlst dich jünger”, verrät er und spricht dabei mit einem Augenzwinkern über die jungen Spieler und deren Flausen.

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Benedikt Zech mit Ex-Teammanager Mario Mayer und Teamkollege Alexander Gorgon. gepa

Keine Kompromisse

“Das Wichtigste ist jetzt am Samstag, dass wir wieder voll punkten. Im Training jedenfalls ist zu spüren, dass es wieder in die richtige Richtung geht.” Nicht zuletzt deshalb hat sich Zech das Ziel für die letzten vier Spiele sehr hoch angesetzt: “Im besten Fall immer voll punkten.”