Wenn sich harte Arbeit bezahlt macht

Sport / HEUTE • 17:45 Uhr

Der 3:0-Erfolg von Altach in Innsbruck zeigt mehr als deutlich eine positive Entwicklung.

Innsbruck Als Schiedsrichter Josef Spurny nach einer vierminütigen Nachspielzeit die Partie abpfiff, wurde es trotz kalter Temperaturen noch einmal hitzig. Denn Altachs Spieler genossen ihren 3:0-Sieg vor ihrer großen Anhängerschaft und tanzten mit Weihnachtsmützen in die Kabine. Mit dem zehnten Erfolg im 24. BL-Westderby überholte man die WSG auch tabellarisch, und man darf nunmehr als einer der “Kleinen” in der Liga, wie auch die Tiroler sowie Aufsteiger und nächster Gegner Ried, in Richtung Top-Sechs-Platz für die Winterpause schielen.

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Zugleich verließ man das EM-Stadion von 2008 mit einer Kampfansage von Tirols Cheftrainer Philipp Semlic im Gepäck. “Ich bin davon überzeugt, dass wir gute Chancen haben, sie vor große Probleme zu stellen. Wenn wir die nötige Frische haben”, stellte sich der 42-Jährige klar vor seine Mannschaft. Zumal auch deren Kapitän, Valentino Müller (26), danach davon sprach, mit dem Spiel unter der Woche bei Sturm doch ein “paar Körner zu viel” liegengelassen zu haben.
Ungeachtet dessen darf Altach für sich verbuchen, aktuell die drittbeste Bilanz in 15 Saisonen Fußball-Bundesliga vorweisen zu können. Seit der Ligareform im Sommer 2018 schafften es die Vorarlberger bislang nie, nach 16 Spieltagen 21 Punkte auf dem Konto zu haben. Gerade in zwei Saisonen, 2016/17, als sich der Club zum Winterkönig hievte, und 2014/15, nach dem Wiederaufstieg, bilanzierte man nach 16 Runden mit mehr Zählern. Es ist ein Verdienst harter Arbeit und einer sichtlichen Geschlossenheit auf dem Spielfeld.

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Davon spricht auch Marlon Mustapha, der zwar mit seinem vierten Scorerpunkt glänzte, aber weiter auf seinen ersten Saisontreffer wartet. Mit einem Kopfball an die Querlatte (33.) war der 24-Jährige einmal mehr nahe dran. “Ich warte weiter”, meinte der SCRA-Stürmer in den Stadion-Katakomben. Für ihn persönlich ging es danach nicht mit dem Teambus zurück ins Ländle, Mustapha musste wieder in die Kaserne (Landeck) einrücken, wo er seit einer Woche seinen Grundwehrdienst versieht. “Ich bin auch erst zum Abschlusstraining zur Mannschaft gestoßen”, erzählte er und sprach hinsichtlich des Spiels nicht vom “schönsten Fußball. Aber wir haben unsere Sachen, die wir machen mussten, gut gemacht. Vor allem haben wir nicht viel zugelassen”.

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Anteo Fetahu (links) wird von Tirols David Gugganig . . .
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. . . regelwidrig zu Fall gebracht. gepa/2

Defensive als wichtiger Faktor

Als Torschütze vom Dienst erwies sich einmal mehr Patrick Greil. Im Sommer von Sandhausen nach Altach gewechselt, ist der 29-Jährige zur zentralen Figur im Offensivspiel der Rheindörfler geworden. Davon zeugen auch seine sieben Treffer, wobei er in Innsbruck den von der Querlatte – Kopfball Mustapha – zurückprallenden Ball zum Doppelpack verwerten hätte können. Erst scheiterte er per Kopf an Goalie Stejskal, dann versuchte er es noch mit der Hacke, verfehlte jedoch das Tor. Was die Tabelle betrifft, so bleibt er ziemlich gelassen. “Ich bin froh, dass wir ein wenig mitschnuppern, nachdem die Vereine in unserer Reichweite alle mehr punkten, als mir lieb ist.”

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Und wieder ein Tor von Patrick Greil (Nummer 18). gepa

Doch Greil findet auch Worte, die aktuell den Zusammenhalt in der Mannschaft bestens beschreiben. Zumal er als Teil der Offensive und aktuell bester Club-Torschütze bei Siegen stets im Mittelpunkt steht. “Unsere Defensive steht einfach unfassbar gut. Sie hat kaum Chancen zugelassen, war in den Zweikämpfen extrem unangenehm. Ehrlich, heute wäre ich nicht gerne Tirol-Stürmer gewesen. Das gibt uns einfach die Möglichkeit, nach vorne Akzente setzen zu können.” Wichtige Komponenten, wie Greil festhielt, und auch gut für das Stimmungsbarometer vor der gestrigen Club-Weihnachtsfeier.

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Paul Koller gegen Nikolai Baden Frederiksen. gepa

Giftig und griffig

Angesichts der rundum gelungenen Vorstellung seiner Mannschaft wollte Chefcoach Fabio Ingolitsch “kein Haar in der Suppe” (schmunzelt) suchen, sondern hob nach seinem elften Sieg im 41. Spiel auf der SCRA-Trainerbank das Kollektiv hervor. Der 33-Jährige sprach von einer “extrem reifen Leistung” und von einem “kompakten, giftigen und griffigen” Auftritt der Spieler. Gerne verwendet er in dem Zusammenhang immer wieder den Satz, ein Gegner sein zu wollen, gegen den “man nicht spielen möchte”. Zudem bezeichnete er die Tatsache, dass man als Altach aktuell die beste Verteidigung der Liga (“Das ist ein Produkt vom gesamten Verbund”) stelle, als außergewöhnlich.

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Noch sind es Gerüchte, doch die Arbeit von SCRA-Coach Fabio Ingolitsch wird bemerkt. gepa

Für Ingolitsch ist dies ein Produkt der Arbeit des gesamten Trainerteams, indem “wir es immer wieder schaffen, der Mannschaft eine gute Organisation mit auf das Feld zu geben”. Dass er somit als Person ebenfalls vermehrt in den Mittelpunkt rückt, zeigen erste Gerüchte, wonach der Salzburger in Karlsruhe in der Verlosung dabei sein soll, wenn KSC-Coach Christian Eichner wieder Kandidat in Augsburg werden sollte.