
“Ich will noch viel mehr”
Roberts Lipsbergs hat alle Rekorde beim EC Bregenzerwald gebrochen, hat aber noch nicht genug.
Dornbirn Der EC Bregenzerwald war in den letzten Jahren sicher nicht auf Rosen gebettet. Sei es sportlich oder finanziell, aber vor allem, wenn es um die so dringend benötigte und von vielen Seiten gewünschte Wälder-Eishalle gegangen ist. Ein Projekt, auf das man zwei Dekaden mit viel Schweiß und Herzblut hinarbeitete, nur um dann eine Absage zu bekommen.
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Glücksgriff Lipsbergs
Doch während der vielen Jahre der Entbehrungen gelang der Vereinsführung, was den Sport betrifft, ein wahrer Glücksgriff. Am 1. November 2020 unterzeichnete ein gewisser Roberts Lipsbergs seinen ersten Ein-Jahresvertrag beim EC Bregenzerwald.
Der damals 26-Jährige für viele im Ländle unbekannte Stürmer aus Lettland schickte sich nämlich an, jegliche Rekorde des Traditionsvereins aus dem Bregenzerwald zu brechen. „Ehrlich gesagt rechnet man nicht damit, wenn man neu zu einem Verein stößt, Klubrekorde zu brechen. Deswegen war es umso schöner, als ich den Treffer im Heimspiel gegen Jesenice machen konnte und so jetzt den Rekord innehabe“, erklärt der heute 31-Jährige im Gespräch mit den VN, nachdem er am 10. Dezember Christian Ban vom „Wälder-Thron“ als bester Torschütze in der Klubgeschichte verdrängte.

105 Treffer für die Ewigkeit. Dazu steht der Lette, der nach dem Heimspiel morgen gegen Asiago (19.30 Uhr) die Heimreise gen Riga antreten wird, „um dann mit meiner Tochter Alise Weihnachten feiern zu können“, auch in den Assist-Wertungen und Scorerpunkten ganz oben am Wälder-Treppchen. Nur in der Strafwertung ist Lipsbergs nicht zu finden, da hat nach wie vor Marc „Sherman“ Stadelmann die Nase mit 834 Minuten in der Strafbox in 518 Spielen vorne.

Gutes Gesamt-Package
Der Edeltechniker und Goalgetter, der mittlerweile schon bei 106 Treffern in 186 Spielen für die Wälder steht, fühlt sich seit seiner Ankunft im Ländle richtig wohl. „Hier habe ich ein richtig gutes Package, um gutes Eishockey spielen zu können, vorgefunden. Mir taugt der Rink in der Dornbirner Eishalle total, die Umkleiden sind top, die Mannschaft hatte immer einen guten Spirit“, so der 31-Jährige, der davor weniger erfolgreiche Zeiten durchlebte. „Mit Dinamo Riga in der KHL zu spielen, war kein Honigschlecken. Da konnte ich meine Qualitäten sehr wenig zeigen, umso erfreulicher war es, dass es mit dem Wechsel zum ECB geklappt hat und ich sofort Fuß fassen konnte. Obwohl ich in meinen Augen in den beiden ersten Saison nicht top performt habe. Aber ich war happy, endlich wieder regelmäßig spielen zu können“, blickt Lipsbergs zurück. In den Jahren von 2012 bis 2016 versuchte der Angreifer in den Vereinigten Staaten den Sprung in die NHL zu schaffen. In der WHL (Western Hockey League/einer der drei kanadischen Top-Nachwuchsligen Kanadas) spielte er für die Seattle Thunderbirds (als Nummer 60 in der ersten Runde des CHL-Draft gezogen), stand mit dem heutigen NHL-Star der New York Islanders Mathew Barzal in der ersten Linie. „Im ersten Jahr erzielte ich in 64 Spielen 30 Tore und machte 28 Assists, habe Leon Draisaitl, der für die Prince Albert Raiders spielte, um einen Scorerpunkt geschlagen“.

Verändertes Mindset
Damals verfolgte der Lette noch seine Statistiken, mittlerweile sind ihm diese nicht mehr wichtig: „Mein Mindset hat sich verändert, wichtig ist nur das nächste Training und nächste Spiel. Da liegt mein Fokus drauf“, so Lipsbergs, der aber zugibt, „dass ich den Countdown zum Tor-Rekord jeden Tag von meinen Mitspielern erzählt bekommen habe. Den Jungs gebührt auch ein großer Anteil an meinem Erfolg“.

Sein Vertrag läuft nach dieser Saison aus, ob er den Kontrakt bei den Wäldern verlängert steht noch in den Sternen, „aber ich bin für alles offen. Mir gefällt es hier, das Team hier ist hungrig, will, so wie ich, noch viel mehr erreichen in dieser Saison“, so Lipsbergs, der sich neben seiner Tätigkeit als Goalgetter auch um Spieler-Entwicklung kümmert. „Ich trainiere zusätzlich noch einige Jungs. Extra-Schichten, an denen wir an vielen Details des Eishockeys feilen. Das macht mir viel Spaß und ich selbst entwickle mich auch weiter.“