“Wir fliegen dorthin, wohin der Kunde will”

flyvbird startet im September in Friedrichshafen – mit einem KI-basierten Flugkonzept.
Friedrichshafen Was klingt wie das Privileg von Privatjet-Besitzern, will ein Stuttgarter Start-up bald für alle möglich machen: flyvbird startet im September am Flughafen Friedrichshafen mit einem neuartigen Flugkonzept.
Fliegen auf Wunsch
Zum Start bietet das Unternehmen zwei regelmäßige Verbindungen: dreimal wöchentlich nach Berlin-Strausberg und Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen). Daneben sind auch Wunschflüge auf Abruf möglich – ein Mix, der auf einem intelligenten System basiert.

“Unser Modell ist kein klassisches Buchungstool, sondern ein lernfähiger Matching-Algorithmus”, sagt Gründer und CEO Tomislav Lang zu den VN. Künstliche Intelligenz gleiche Kundenwünsche, Zeitfenster, Auslastung und Infrastruktur miteinander ab, um jeden Flug so effizient wie möglich zu planen. Das Besondere: Jeder gebuchte Flug findet statt. “Sobald gebucht ist, fliegen wir”, so Lang. Kunden müssen sich um nichts kümmern. Abflugzeit, Route und Mitreisende werden automatisiert so kombiniert, dass hohe Auslastungen und geringe Leerkosten entstehen. Das senkt die Preise.

Geflogen wird zunächst mit einer Tecnam P2012, die über neun Sitze verfügt. “Das Flugzeug gehört einem unserer Partnerbetreiber. Wir starten mit neun Sitzen, sind aber jederzeit in der Lage, mit größeren Partnern zu wachsen – wenn die Nachfrage da ist”, so der Geschäftsführer.

Preise flexibel
Und die Preise? Fest steht, es wird Unterschiede zwischen den regelmäßigen Verbindungen und den Wunschflügen geben. Diese seien abhängig vom Grad der Flexibilität. “Wer sich früh festlegt oder an bestehende Verbindungen andockt, zahlt weniger. Wer maximale Spontanität und individuelle Zeitfenster wünscht, investiert mehr”, sagt Lang. Man arbeite dabei ähnlich wie moderne Mobilitätsplattformen nach Tages-, Wochen- und Auslastungslogik. “Unser Anspruch ist es nicht, der günstigste Anbieter zu sein, sondern der zeitsparendste – bei Preisen, die mit Auto, Bahn oder Flug durchaus vergleichbar sind, wenn man die Lebenszeit als Währung versteht”, erklärt der Gründer.

Standort fordert Anschluss
Wieso Friedrichshafen als erster Flughafen von flyvbird ausgewählt wurde? “Friedrichshafen ist für uns ein strategisches Signal. Die Region rund um den Bodensee – inklusive Vorarlberg – vereint Innovationskraft, geografische Relevanz und ein akutes Mobilitätsproblem, das von Straße und Bahn nicht mehr gelöst wird”, begründet Lang. “Der Standort will wachsen, sucht Verbindungen, fordert Anschluss. Und genau hier setzen wir an. Wir sehen Friedrichshafen als unser Labor, aber auch als Plattform für wirtschaftliche Belebung.”

Die Kernzielgruppe seien vor allem zeitkritische Geschäftsreisende, Unternehmer und Wochenpendler – aber auch Familien und Reisende, die keine Lust mehr auf Umwege, Warten oder Bahnknoten haben. “Wir sehen, dass immer mehr Menschen aus Vorarlberg, Oberschwaben und der Ostschweiz keine Option haben, direkt von A nach B zu kommen. Genau hier greifen wir ein.”
Aktuell befinde man sich in der Test- und Markteinführungsphase – mit dem klaren Anspruch, in wenigen Jahren europaweit in unter sechs Stunden vom Eintreffen der ersten Buchung abheben zu können.

Große Visionen
Die Vision von Tomislav Lang: “Die Strecken hängen von der Nachfrage ab und ändern sich flexibel. In fünf Jahren wollen wir an 30 bis 50 Flughäfen aktiv sein, mit über 15 Flugzeugen und mehr als 100 möglichen Zielen. Kurz gesagt: Wir fliegen dorthin, wo der Kunde hin will – nicht dorthin, wo der Flugplan es vorgibt.”