Von finnischem Sonnenschein bis James Bond

06.08.2025 • 11:48 Uhr
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Anja Köhler“Nordic Cool”: Melancholie trifft Mitsing-Pop: Ida Elina und Jukka Perko.

Kantele-Virtuosin Ida Elina und Saxofonist Jukka Perko nordisch cool im Kunsthaus.

Bregenz Am Dienstagabend verwandelte sich der erste Stock des Kunsthauses Bregenz, das sich an diesem Abend eindrucksvoll als besonders coole Konzertlocation erwies, in eine musikalische Brücke zwischen nordischer Folklore und zeitgenössischem Pop. Unter dem Motto „Nordic Cool” präsentierten die Kantele-Virtuosin Ida Elina und der hochkarätige Saxofonist Jukka Perko im Rahmen der Bregenzer Festspiele ein Konzert, das von lyrischer Klarheit und mitreißender Spielfreude geprägt war.

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Anja KöhlerIda Elina überzegute nicht nur auf der Kantele, sondern auch mit ihrer mitreissenden Stimme.

Bereits mit einem der ersten Stücke berührten die beiden Künstler die Herzen ihres Publikums: ein melancholisches Lied über ein gebrochenes Herz, vorgetragen mit zarter Intensität, das den Gesang von Ida Elina und das sphärische Klingen ihrer Kantele verband. Doch die Stimmung wandelte sich schnell zu heiterer Wärme, als Ida Elina ein wunderschönes eigenes Stück namens „Sunrise“ ankündigte, das sie anlässlich der Geburt ihrer Tochter geschrieben hatte. Mit dem poetischen Text „Ich hatte nur von dieser Art von Liebe gehört. Aber jetzt – mit deiner Hand in meiner – weiß ich es“ brachte sie einen Hauch finnischen Sommerlichts in den Konzertsaal und schenkte dem Publikum einen Moment purer Freude und Leichtigkeit.

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Anja KöhlerDer finnische Saxofonist Jukka Perko.

Dem charmanten Stück „Due to Angels“, einer Eigenkomposition von Jukka Perko, folgte eine bemerkenswert facettenreiche Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“. Ida Elina beeindruckte nicht nur mit ihrer dunklen, samtigen Stimme, sondern bewies auch, dass sie die Höhen souverän zu meistern weiß. Ebenso überzeugend gelang ihr eine spannungsgeladene und zugleich intime Version von Adeles Bond-Hymne „Skyfall“.

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Anja Köhler

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war zweifellos ihre mitreißende Bearbeitung von Michael Jacksons „Billie Jean“, bei der das Publikum lebhaft einbezogen wurde. Die Atmosphäre war heiter und ausgelassen, voller musikalischer Freude. Eine Stimmung, die sich beim abschließenden Gospelstück „Clap Your Hands“ sogar noch steigerte. Mitsummend, klatschend und schließlich mitsingend verschwammen die Grenzen zwischen Bühne und Publikum endgültig.

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Anja Köhler

Überraschend, aber herzlich begrüßt wurde die erste Zugabe: „Oh du lieber Augustin“, das traditionelle österreichische Lied, bei dem das Publikum kräftig mitsang. Ida Elina überraschte hierbei zusätzlich mit einem perfekten Jodler, der den Charme des Abends auf humorvolle und virtuose Weise nochmals unterstrich. Mit „Happy” von Pharrell Williams fand der Abend schließlich seinen fröhlichen Abschluss.

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Anja Köhler

Besondere Anerkennung verdient dabei Ida Elinas innovative Spielweise der Kantele, Finnlands Nationalinstrument. Mit ihrem sogenannten „Slap-Style“, einer Technik voller perkussiver Elemente und rhythmischer Dynamik, hat sie dieses traditionell sanfte und melancholische Instrument neu erfunden und es gleichermaßen für Pop und Folk zugänglich gemacht. Jukka Perko, dessen lyrisches Saxofonspiel stets von einer ruhigen, fast kontemplativen Präsenz geprägt ist, erwies sich als kongenialer Partner. Sein warmer, klarer Ton und seine feinsinnigen, improvisatorischen Einfälle ergänzten Ida Elinas Klangwelt perfekt. Perko ließ Raum für Zwischentöne und bewies einmal mehr, dass seine Musik nicht von lauten Effekten, sondern von der ruhigen Kraft seiner melodischen Linien lebt.

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Anja Köhler

Mit „Nordic Cool” schufen Ida Elina und Jukka Perko ein Konzert, das mehr war als nur ein musikalischer Abend. Es war eine Begegnung mit finnischer Seele, eine Erfahrung von Melancholie und Lebensfreude – und letztlich ein wunderschöner Beweis dafür, dass Musik die Kraft besitzt, kulturelle und sprachliche Grenzen aufzulösen.