Leserbrief: V-Milch-Märchen

Der Landwirtschaftssprecher der ÖVP bezeichnet den Vorwurf der Grünen wegen einer “Mogelpackung” bei Milchprodukten der NÖM-V-Milch als “Milchmädchenrechnung” und verweist auf das Gütesiegel der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH (eine 100 %-Tochter der Landwirtschaftskammer) und deren 3G-Regel. “Ländle Qualität” bei Kuhmilch garantiert, dass das milchgebende Tier in Vorarlberg gehalten, gefüttert und gemolken wurde. Über das “Wie” gibt es leider keine Auskunft. Dabei dürfte zumindest Insidern bekannt sein, dass die Genetik der Hochleistungskühe zu 80 % aus den USA kommt, die ganzjährige Stallhaltung zur Regel und die Weidehaltung zur Ausnahme wird, das Kraftfutter von internationaler Herkunft und das Heu tonnenweise aus Deutschland stammt und die Melkarbeit nicht werbewirksam von Hand und mit Kopftuch, sondern zunehmend mit Robotern erfolgt. In der Diskussion zu Mercosur hat der Kammerpräsident am 04.09. Ausgleichszahlungen abgelehnt und faire Preise gefordert. Transparenz und Fairness verlangt er auch bei den Lebensmittelpreisen, insbesondere vom Handel. Einverstanden! Die 3G sind aber leider das ziemliche Gegenteil von Transparenz, und wo ist die “Faire Milch” mit ihren rot-weiß-roten Plastikkühen geblieben? Die Fairness bei der Kuhmilch würde damit beginnen, dass das neugeborene Kalb nicht schon in den ersten Lebenstagen von seiner Mutter getrennt wird.
Dr. Erik Schmid, Götzis