“Ich will wissen, warum der Mensch so tickt, wie er tickt”

Regina Ischepp (36) brennt für die Psychologie und die Trachtengruppe Bregenz.
Lauterach Als Volksschülerin trat Regina Ischepp (36) der Kindertrachtengruppe Bregenz bei. Sie war stolz, mit dabei sein zu dürfen. “Wir trugen eine schöne Tracht. Außerdem durfte ich Stöckelschuhe anziehen.” Es machte ihr auch Spaß, zu tanzen und zu singen.

Ein Highlight im Jahreskalender der Kindertrachtengruppe waren die weihnachtlichen Krippenspiele. “Ich durfte mehrere Jahre lang den Josef spielen. Es war eine große Sprechrolle”, denkt sie noch heute gerne daran zurück. Glanzpunkte waren für das Mädchen auch die Festspiel-Eröffnungen. “Einmal hatte ich die Ehre, Bundespräsident Thomas Klestil die Hand zu schütteln.”

Als Regina in die Pubertät kam, schlich sich in ihr Handeln eine leise Peinlichkeit ein. “Mir war es unangenehm, mich in eine Tracht zu zwängen.” Trotzdem wechselte sie mit 18 Jahren in die Erwachsenen-Trachtengruppe. “Wenn man etwas anfängt, macht man es auch fertig”, dachte sie sich und hielt der Trachtengruppe Bregenz die Treue. Der Vereinsobmann nahm sie an der Hand und brachte ihr innerhalb kurzer Zeit das Walzer- und Polka-Tanzen bei. “Das war eine Herausforderung für mich. Aber wenn man einen Partner hat, der gut führt, lernt man es schnell.” Es folgten Auftritte landauf und landab. “Wir sind auch bei Umzügen in der Schweiz mitgelaufen. Sogar bei der Weltgymnaestrada im Jahr 2007 traten wir auf.”

Mit 21 wurde die Bregenzerin schwanger. “Laura kam 2011 zur Welt.” Nun gab es wichtigere Prioritäten als die Trachtengruppe. Regina widmete sich in erster Linie ihrer Tochter. Auch beruflich setzte die gelernte Konditorin, die mehrere Lehrlingswettbewerbe für sich entschieden hatte, neue Akzente. “Nach der Karenz ging ich nicht mehr in die Backstube zurück. Ich begann in einer Drogerie zu arbeiten.” Dort arbeitete sie sich bis zur Filialleiterin hoch.
Im Jahr 2014 starb ihr Opa, zu dem sie eine sehr enge Beziehung hatte. “Sein Tod warf mich aus der Bahn.” Es war der Beginn einer Sinnkrise, die mehrere Jahre andauerte. Regina litt plötzlich an Panikattacken und stellte alles infrage. Sie fragte nach dem Sinn des Lebens. “Mein ganzes Leben sortierte sich neu.” Die Sinnkrise bewirkte, dass sie ihren Job als Verkäuferin aufgab und Psychologie zu studieren begann. “Der Mensch hat mich schon immer fasziniert. Ich will wissen, warum er so tickt, wie er tickt.” Im kommenden Jahr will die 36-Jährige das Studium abschließen. “Danach möchte ich mich als Kinder- und Jugendpsychologin selbstständig machen. Ich freue mich schon sehr auf den Beruf. Dann kann ich mein Wissen endlich anwenden.”

Seit knapp zwei Jahren ist sie auch wieder Mitglied der Bregenzer Trachtengruppe. Dort wurde sie mit offenen Armen empfangen. Ihre Leidenschaft für die Trachtengruppe sei nie erloschen, sagt sie. “Das Feuer ist nie ganz ausgegangen. Es hat in all den Jahren, in denen ich weg war, geglommen.” Das ist nicht verwunderlich. Denn: “Mir wurde als Kind der Same des Brauchtums eingepflanzt.” Im Verein erwartet sie als Tanzleiterin eine neue Herausforderung. Als solche zeigt sie den Mitgliedern neue Tänze. “Bei der Ausbildung zur Tanzleiterin habe ich Tänze aus mehreren Regionen gelernt. Dieses Wissen möchte ich weitergeben.”
Regina Ischepp
geboren 28. Februar 1989 in Bregenz
Wohnort Lauterach
Familie verheiratet, eine Tochter
Hobbys Hund, Tanzen, Basteln