Gast im eigenen Land

VN / 23.05.2020 • 13:54 Uhr

Inlandsurlaube haben viele Vorarlberger schon bisher in der Umgebung verbracht.

SCHWARAZCH „Bleib daheim“, ist ein Motto, das nicht nur für den Höhepunkt der Coronakrise gegolten hat; es wird mehr und mehr auch für den Urlaub ausgegeben. Wie sehr sich Vorarlberger daran halten werden, ist schwer zu sagen. Bemerkenswert ist jedoch, dass sie Inlandsurlaube schon bisher eher in der unmittelbaren Umgebung verbracht haben.

Im Sommer 2019 sind Vorarlberger ziemlich genau 300.000 Mal in Österreich verreist, wie man bei der Statistik Austria weiß. Die Top-Destination war mit 66.864 Ankünften Tirol, knapp gefolgt von Vorarlberg mit 64.602. Ja, die Heimat ist beliebt, wenn es darum geht, sich zu erholen und die Seele baumeln zu lassen. Bei „Vorarlberg Tourismus“ wird das bestätigt: 30 bis 40 Prozent der österreichischen Gäste im Land seien Vorarlberger; in diesem Segment würden sie damit die größte Gruppe bilden.

Im Inland auf Platz drei der Vorarlberger-Reiseziele folgte in der vergangenen Sommersaison Wien mit 54.067 Ankünften. In Niederösterreich, Steiermark und Salzburg veweilten 20.000 bis 30.000, in Oberösterreich rund 18.000 und in Kärnten etwa 17.000. Am Ende der Liste lag das entfernte Burgenland mit 5345.

Spannend wird nun freilich, wie sich das heuer entwickeln wird: Der Tourismusforscher Oliver Fritz vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO hat in einer Erstabschätzung so viele Fragen aufgelistet, dass alles offen bleibt. Konkret: Wie viele Menschen haben überhaupt noch die Zeit und das Geld, zu verreisen? Die einen haben Urlaubsansprüche abbauen müssen, andere sind arbeitslos geworden. Wie entwickelt sich die Pandemie in den nächsten Monaten, wie schaut es mit Grenzöffnungen aus? Und selbst wenn man weiter weg kann, bleibt laut Fritz immer noch eine psychologische Barriere: Erkranken oder in Quarantäne geschickt werden will niemand. Zu Hause ist das aber noch immer weniger übel als in der Fremde.

Bemerkenswert ist laut Fritz, dass einer Erhebung der Uni Wien zufolge Anfang Mai trotz damals noch geschlossener Grenzen nur 51,6 Prozent der Befragten sagten, Urlaub in Österreich machen zu wollen. „Das hat mich überrascht“, so Fritz. Weiterhin hoch im Kurs waren Kroatien, Griechenland, Spanien und Italien, das Meer also.

Italien war im vergangenen Jahr überhaupt das häufigste Reiseziel der Vorarlberger. Eine Detailauswertung, die die Statistik Austria den VN übermittelte, zeigt, dass von den 484.100 Auslandsurlaubsreisen der Vorarlberger 2018 die meisten ins südliche Nachbarland gingen. 102.800 nämlich. Ganz knapp dahinter folgte Deutschland mit 102.500.

Gast im eigenen Land

Und heuer? Reiseveranstalter wagen noch keine Prognose. Seit wenigen Tagen gebe es erst wieder Anrufe von Kunden, sagt einer, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Urlaub machen ist zu einem Grundbedürfnis der Menschen geworden, das geht nicht weg“, nährt Tourismusforscher Fritz Hoffnung, dass es wieder ein Zurück zu einer gewissen Normalität geben könnte. Er selbst geht davon aus, dass sich der Trend, kurzfristig zu buchen, verstärken wird. Und dass es mehr Inlandsurlaube geben wird.