Würdevolles Sterben auch zu Hause ermöglichen

VN / 19.10.2020 • 09:00 Uhr
Würdevolles Sterben auch zu Hause ermöglichen
In der ambulanten Betreuung soll der palliative Gedanke einen höheren Stellenwert erhalten. AFP

Hauskrankenpflege bildet Palliativkoordinatoren aus.

Schwarzach Palliativpflege ist schon lange nicht mehr nur auf stationäre Einrichtungen beschränkt. Auch im ambulanten Bereich hat diese Form der Begleitung bis ans Lebensende einen hohen Stellenwert. In der Hauskrankenpflege etwa verfügen viele Beschäftigte über einen Palliativ-Basislehrgang bzw. andere einschlägige Fortbildungen. Nun soll die Qualität der Versorgung von schwerstkranken Menschen zuhause durch Palliativbeauftragte verbessert werden. Dazu nützt die Hauskrankenpflege das österreichweite Projekt „Hospizkultur und Palliative Care zuhause“.  Die ersten 17 Palliativbeauftragten wurden unlängst in einem Workshop im Bildungshaus Batschuns auf ihre neue Aufgabe vorbereitet.

Bedürfnisse im Blick

Die Weiterentwicklung der ambulanten Palliativpflege ist eine Antwort auf den Wunsch vieler Menschen, daheim sterben zu können. Derzeit ist das bei einem Drittel der Fall. „Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist das ein verhältnismäßig hoher Anteil“, bestätigt Karl Bitschnau von Hospiz Vorarlberg. „Ein gutes Netzwerk an Angehörigen, Hauskrankenpflege-Einrichtungen und Hausärzten macht es möglich“, ergänzt Angela Jäger, Geschäftsführerin der Hauskrankenpflege Vorarlberg. Zusätzliche Hilfe leisten sechs Hospiz-Teams sowie ein mobiles Palliativteam. Die Aufgabe von Palliativbeauftragten ist es, die Versorgung von sterbenden Menschen speziell im Blick zu haben und Kollegen bei der Umsetzung zu unterstützen.

Rosmarie Winder vom Krankenpflegeverein Alberschwende war eine der Teilnehmerinnen am Workshop. „Es ist wichtig, dass das Thema in der Praxis zur Anwendung kommt und wir den Menschen ein Sterben zu Hause unter guten Bedingungen ermöglichen“, sagt Winder. Marlene Bühlmann-Bitschnau arbeitet beim Krankenpflegeverein Außermontafon. „Palliative Einsätze sind intensiver und sehr aufwendig“, erzählt sie, berichtet aber gleichzeitig von einer schönen und wertvollen Zeit, „auch für einen selbst“. Iris Grabher-Redlinger lässt ihr Wissen in die Arbeit beim Krankenpflegeverein Lustenau einfließen. Ein Handwerkszeug ist die Palliativmappe, die alles Wichtige für Angehörige, Hausärzte und die ambulante Betreuung beinhaltet. Die Frage sei, wann diese Mappe ausgehändigt werden soll, spricht Grabher-Redlinger von einer Gratwanderung, die Fingerspitzengefühl erfordert. „Sie ist Angehörigen aber meist eine große Hilfe“, weiß sie auch.

Frühzeitige Planung

Ziel ist es, zu Hause frühzeitig mit einer palliativen Pflege zu beginnen. „Das soll verhindern, dass Sterbenskranke in den letzten Wochen und Tagen noch ins Spital gebracht werden“, begründet Angela Jäger. Wichtig sei deshalb eine vorausschauende Planung und eine gute Vernetzung mit allen Systempartnern. Laut Dietmar Illmer von der connexia wird vor allem die Verfügbarkeit von ausreichend Hausärzten, die noch Hausbesuche machen, in den kommenden Jahren zur Herausforderung.

Hauskrankenpflege Vorarlberg

66 Vereine mit 48 Stützpunkten

311 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 262 diplomierte Pflegekräfte

8311 Patientinnen und Patienten

310.452 Leistungsstunden