Warum neuerlich Operationen gestrichen werden müssen

Pandemie trifft Krankenhäuser einmal mehr, diesmal mit Personalausfällen
Dornbirn Nach zwei Jahren ist die Pandemie immer noch für unliebsame Überraschungen gut, und einmal mehr trifft es die Krankenhäuser. So müssen aufgrund massiver Personalausfälle im Landeskrankenhaus Feldkirch diese Woche 140 Operationen abgesagt bzw. verschoben werden. Das entspricht etwa der Hälfte der normalerweise durchgeführten Eingriffe.
Die Spitalsverantwortlichen sprachen bei einer Pressekonferenz im Krankenhaus Dornbirn von einer noch nie dagewesenen Verschärfung der Situation. „In so hohem Maße mussten wir unsere Kapazitäten im Laufe der Pandemie noch nie zurückfahren“, fasste OP-Koordinator Primar Wolfgang Hofmann die Dramatik in einem Satz zusammen. Derzeit fallen rund 630 Beschäftigte wegen Corona und sonstiger Krankenstände aus. Im LKH Feldkirch fehlen aktuell 300 Mitarbeitende. Deren Arbeit muss von noch einsatzbereiten Kolleginnen und Kollegen übernommen werden. „Wir retten uns von einem Tag zum nächsten“, beschrieb KHBG-Direktor Gerald Fleisch die prekäre Lage.
Belastend für alle
Laut Wolfgang Hofmann fehlt das Personal derzeit vor allem auf den Stationen. Dadurch sei auch die Nachbetreuung operierter Patienten gefährdet. „Indem wir OP-Säle schließen, spielen wir Beschäftigte frei“, sagte der Gefäßmediziner, der persönlich nicht gedacht hätte, sich noch einmal zu diesem Thema erklären zu müssen. Eingriffe zu verschieben bedeute immer eine Belastung, sowohl für die Betroffenen als auch für das Krankenhauspersonal, das über die Absagen informieren müsse. Hofmann berichtete von Patienten, deren Operation bereits zum dritten Mal nicht wie geplant stattfinden könne. Er hat Verständnis für den Ärger, den eine solche Botschaft auslöst, aber: „Wir überlegen bei jedem Patienten sehr genau.“ Hofmann stellte jedoch klar, dass die Versorgung von Akutpatienten immer gesichert sei.
Kurzfristige Umbesetzungen
Von den Personalausfällen betroffen sind alle Berufsgruppen, auch die in Verwaltung, Technik, Küche und Kinderbetreuung. Vor diesem Hintergrund begrüßt Gerald Fleisch die angekündigte Liberalisierung bei den Quarantäneregeln. „Das vorsichtig anzudenken macht Sinn.“ Würde er auch infizierte, aber symptomlose Mitarbeitende in den Dienst zurückholen? Das sei eine Frage der Interessensabwägung. Jürgen Zengerle, pflegerischer Bereichsleiter der Abteilung für Innere Medizin am Krankenhaus Dornbirn, hat dafür momentan kein Ohr. Seit Wochen erreichen ihn fast täglich Anrufe von erkrankten oder abgesonderten Mitarbeitenden. Das heißt für ihn, Nachtdienste, Tagdienste und Wochenenddienste oft kurzfristig zu besetzen. Er kann dabei auf große Solidarität und Bereitschaft bauen, obwohl „wir alle am Anschlag sind“.
Bislang wurden in den Krankenhäusern des Landes 3400 Covid-19-Patienten behandelt, 500 davon auf Intensivstationen, 330 Covidpatienten starben an oder mit dem Virus. Aktuell liegen 98 Covidpatienten in den Spitälern, vier benötigen eine Intensivbehandlung. Der KHBG-Direktor appellierte an die Bevölkerung, sich selbst zu schützen: „Maske tragen, Abstand halten und Hände desinfizieren“, listete er Altbewährtes auf. „Halten wir gemeinsam noch die nächsten paar Wochen durch. Es wird besser werden“, hatte Primar Wolfgang Hofmann für das Personal motivierende Worte parat. Nach Ostern, schätzen Fachleute, soll die Omikron-Welle abebben.