
Schicht für Schicht zum Funkenglück
Die Funkenzünfte heizen am Wochenende dem Winter ein. In Fußach wird erstmals keine Hexe verbrannt.
Fußach Wer ganz oben im Einsatz ist, hat die beste Aussicht, muss aber auch absolut schwindelfrei sein. „Wir haben ein Team von fünf bis sechs Leuten, die sich untereinander abwechseln. Das ist ein Knochenjob da oben und auch sehr gefährlich“, sagt Markus Müller (38), Obmann der Funkenbande Fußach.

Auf dem Funkenplatz in der Nähe der Sportanlage Müss geht es seit Dienstagnachmittag rund. Parallel zum Funken muss auch das Zelt für das dreitägige Fest aufgebaut werden. Nach der Funkenfete am Freitagabend steht am Samstag die Warm-up-Party (Bewirtung ab 12 Uhr) und am Sonntag das Funkenabbrennen (Bewirtung ab 10 Uhr) am Programm. Zur Feier des 60-jährigen Jubiläums spielt diesmal an allen Tagen Livemusik. „Am Samstagabend gibt es hausgemachten Schweinsbraten mit Knödeln und hausgemachte Gerstensuppe. Am Sonntag haben wir eine Openair-Bühne, ab Mittag gibt es Funkenküchlein“, führt Obmann Müller aus.
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In den Funken kommen bei der Funkenbande lediglich Äste und alte Christbäume, die kreuzweise aufeinandergeschichtet werden, sowie oben drauf und unten herum Schilf. Die Funkenstange misst knapp 20 Meter. Da es nicht mehr so hohe und so viele Birken mit einen ausreichend dickem Stamm gibt, setzt man in Fußach mittlerweile auf eine zweiteilige, aneinandergeschraubte Stange. „Unten Tanne, damit es hält und oben Birke, da mit es schön aussieht“, erläutert Funkenbanden-Mitglied Bertram Bezler, der gerade die Astreste auf der Wiese zusammenrecht.

Oberster Funkenbauer ist Armin Türtscher (52). „Nach seiner Vorgabe wird der Funken gebaut“, unterstreicht Obmann Markus Müller. Türtscher ist seit 27 Jahren bei der Funkenbande und immer der letzte, der vom Funken geholt wird. „Dadurch, dass ich Zimmermann von Beruf bin, macht mir die Höhe nichts aus“, ergänzt er. Ganz unbeschadet geht der Funkenbau aber auch an einem Profi wir ihm nicht vorbei. „In den Ästen sinkst du halt ab und zu ein. Das ist so, als ob du die ganze Zeit im Schlamm läufst. Am Abend merkt man das schon“, sagt der 52-Jährige.

Die Funkenbande zählt knapp 40 Mitglieder. Hanspeter Salzmann (73) ist „seit 45 Jahren oder vielleicht noch ein bisschen länger“ als Funkenmeister in Amt und Würden. „Ich war schon als Kind bei den Funkern“, erzählt er. Mittlerweile arbeite er nicht mehr, sondern organisiere lediglich ein bisschen mit. „Wenn sie etwas vergessen, muss ich dazuschauen“, merkt er mit einem Schmunzeln an. „Aber wir haben eine gute Mannschaft. Das passt schon.“

Die letzten drei Jahre wurde in Fußach kein Funkenfeuer entzündet. Auch im Vorjahr war aufgrund der unsicheren Situation wegen den Coronavorschriften zunächst kein Funken geplant. Als es doch zu Lockerungen kam, wurde kurzerhand ein Sonderformat aus dem Boden gestampft und mit einem 30-stündigen Spendenfeuer fast 50.000 Euro für die Kriegsopfer in der Ukraine gesammelt. Heuer kommt es ebenfalls zu einer Neuerung. „Ich habe der Hexenbauerin gesagt, dass es eigentlich keine Hexe mehr sein sollte. Mal schauen was rauskommt, vielleicht ist es ja ein halber Kerl“, verrät Funkenmeister Hanspeter Salzmann.


