Stallpflicht endet: Das Geflügel darf wieder raus

VN / 21.04.2023 • 18:08 Uhr
Stallpflicht endet: Das Geflügel darf wieder raus
Die Hühner verbrachten die vergangenen Wochen unterm Dach. VN

Landwirte sind entspannt, das Ende der Stallpflicht rettet aber das Freilandei.

Bregenz, Wien Quasi seit Dreikönig zwingt die Vogelgrippe die Vogelschar der Vorarlberger Risikogebiete in die Ställe. Damit ist mit Samstag nun vorerst Schluss, wie das Gesundheitsministerium am Freitag die Landesveterinärabteilung wissen ließ.

Rückblick in den Jänner: Als die Stallpflicht begann

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Mit der zweiten Kalenderwoche wurde in den Gemeindegebieten entlang dem Bodenseeufer sowie entlang dem Rhein wie auch im Vorderbregenzerwald inklusive großen Teilen des Leiblachtals die Stallpflicht für alle Geflügelbetriebe mit mehr als 50 Tieren eingeführt. Der Grund war die zunehmende Zahl von verendeten Wildtieren, bei denen die Geflügelpest festgestellt wurde. Nun ist zumindest die Stallpflicht aufgehoben, entwarnt wird jedoch nicht: “Trotz der Aufhebung der Stallpflicht gilt immer noch für das ganze Bundesgebiet ein erhöhtes Geflügelpestrisiko, sodass weiterhin Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten sind”, betont das Büro von Landesveterinär Norbert Greber.

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Dessen ist man sich auch in der Landwirtschaft bewusst. “Wir sind schon glücklich, dass der Hausarrest nun vorbei ist”, bestätigt Dominic Bell vom Geflügelhof Feldkirch. Wie ihm wird es vielen weiteren Freilandeier-Produzenten in der Risikozone gehen. Denn bald wäre die Frist abgelaufen, in der sie ihre Eier trotz der unverschuldeten Stallpflicht weiterhin als Freilandeier hätten anpreisen dürfen. Man müsse sich aber bewusst sein, dass man nun auf der Warnskala nur von Rot auf Orange wechsle, betont Bell. “Ich würde raten, dennoch vorsichtig zu bleiben”, wiederholt er die Warnung des Landesveterinär.

Dominic Bell vom Geflügelhof Feldkirch. Hier reagierte man im Jänner schnell, da es bereits einen Verdachtsfall in Liechtenstein gab. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Dominic Bell vom Geflügelhof Feldkirch. Hier reagierte man im Jänner schnell, da es bereits einen Verdachtsfall in Liechtenstein gab. VN/Paulitsch

So ist es auch weiterhin verboten, Hühner gemeinsam mit Enten oder Gänsen zu halten. Die Hühner sollten nicht im Freien gefüttert oder über Oberflächenwasser getränkt werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. “Ich bin mir sicher, dass der Zeitpunkt gut gewählt ist”, erklärt Klaus Flatz, Putenzüchter in Hard. Vor sechs Jahren stand aufgrund der Vogelgrippe seine Existenz auf der Kippe. Die vergangenen Wochen überstanden er und sein Betrieb gut, die Tiere haben in ihren Stallungen mehr als genug Raum für sich zur Verfügung. “Puten sind ein bisschen empfindlicher als Hühner, sie dürfen daher bei Schlechtwetter und Kälte eh nicht hinaus”, räumt Flatz ein. Für ihn muss es nun also auch wettertechnisch passen, bevor die Puten raus dürfen.

Klaus Flatz sah die Stallpflicht gelassen. <span class="copyright">VN/PAulitsch</span>
Klaus Flatz sah die Stallpflicht gelassen. VN/PAulitsch

Heimliche Übertragungen

Vogelgrippe-Viren können schon mehrere Monate vor ihrer Entdeckung zirkulieren, warnt derweil die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich. Das hat eine Gen-Analyse eines Vogelgrippe-Ausbruchs in China zwischen 2013 und 2017 gezeigt. Forschende raten deshalb zu einer kontinuierlichen Überwachung der Gesundheit der Tiere.

“Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass man besser nicht wartet, bis es zu Vogelgrippe-​Fällen kommt, denn dann zirkuliert das Virus wahrscheinlich schon länger”, sagte Studienleiterin Tanja Stadler in einer Mitteilung der ETH vom Freitag. Stattdessen sollen laut der Epidemiologin in regelmäßigen Abständen Gesundheitsüberwachungen in Ställen und auf Lebendgeflügelmärkten durchgeführt werden.

China kämpft immer wieder gegen große Vogelgrippe-Ausbrüche in der Tierhaltung. <span class="copyright">Reuters</span>
China kämpft immer wieder gegen große Vogelgrippe-Ausbrüche in der Tierhaltung. Reuters

Zu diesem Schluss kamen die Forscherinnen und Forscher der ETH durch einer Analyse des Vogelgrippe-​Stamms H7N9, der zwischen 2013 und 2017 in China grassierte und dort nicht nur Geflügel, sondern auch Menschen ansteckte. Insgesamt sind in China 616 Menschen nachweislich an einer Infektion mit diesem Subtyp gestorben.

Die Stammbaumanalysen zeigten, dass das H7N9-​Virus schon mehrere Monate in Geflügel zirkuliert haben musste, ehe es entdeckt wurde. Zudem konnten die Forschenden zeigen, dass deutlich mehr Geflügelmärkte betroffen waren, als bisher angenommen. Insbesondere in den Jahren 2013 bis 2016, als das Virus bei Geflügel praktisch keine Symptome auslöste, waren Ausbrüche schwierig zu bemerken. Anschließend veränderte sich das Virus laut den Forschenden und verursachte bei Geflügel schwere Krankheitssymptome. Das machte es einfacher, betroffene Hühnerhaltungen zu erkennen.

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