Abflug auf den letzten Drücker – so geht’s jetzt noch in den Sommerurlaub

Ob im Reisebüro oder auf eigene Faust, es gibt noch zahlreiche Last-Minute-Angebote.
von Petra Milosavljevic und Phillip Plesch
Bregenz, Feldkirch Am Strand sitzen, dem Meeresrauschen zuhören und nebenher einen Cocktail schlürfen. So einige träumen noch vom perfekten Sommerurlaub, haben aber noch nichts gebucht. Die gute Nachricht: Es ist noch nicht zu spät.
“Es gibt immer wieder etwas. Es kommen stets Angebote. Es gibt Leute, die stornieren oder umbuchen müssen. Also man darf nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn man noch nicht gebucht hat”, ermuntert Reiseberaterin Simone Emlich (52) von Herburger Reisen in Bregenz. Auch wenn das Preisniveau gestiegen ist, besteht die Möglichkeit, ein Schnäppchen beim Last-Minute-Deal zu ergattern. “Kreuzfahrten sind noch ein riesengroßes Thema. Da gibt es immer noch sehr viele Angebote, vor allem jetzt im Juli”, berichtet Emlich. “Und da reisen Kinder bei den meisten bis einschließlich 17 Jahre entweder kostenlos oder mit einem kleinen Festpreis.”

“Die Nachfrage ist enorm”, berichtet Patrick Moosmann, Geschäftsführer von Sunshine Tours im Reisecenter Rösslepark in Feldkirch. Er ist glücklich. “Laufend dürfen wir kurzfristig Ferien vermitteln.” Ob Spanien, Griechenland, Türkei oder Ägypten – die Auswahl sei immer noch sehr groß und das Buchungsverhalten sehr zufriedenstellend.

Den eher klassischen Reisezielen stehen aber auch neue Trends gegenüber. “Im heurigen Jahr sind die Kapverden der absolute Renner – und auch bei den Kreuzfahrten verspüren wir einen unglaublichen Aufschwung”, erzählt Moosmann. Die vulkanische Inselgruppe vor dem nordwestafrikanischen Festland ist vor allem für seine Strände und die ausgefallene Lebenskultur bekannt. Das beständige Wetter macht sie das ganze Jahr über zu einem beliebten Urlaubsort. In diesem Jahr auch für die Vorarlberger.

Fast schon auf Vor-Corona-Niveau
Nachdem die Reisebüros schwer von der Coronapandemie getroffen waren, kehrt nach und nach wieder Normalität ein. “Im Frühjahr wurde enorm gebucht, hier sind wir bereits auf Vor-Corona-Niveau”, sagt der Geschäftsführer. “Bei den Last-Minute-Angeboten sind wir bei etwa 80 Prozent im Vergleich zu 2019.” Dabei stellt Moosmann im Buchungsverhalten eine Veränderung fest. “Die Kunden reisen komfortbewusster”, schildert er. “Ganz günstige Reisearrangements sind nicht gefragt. Da die Reisen generell teurer geworden sind, gehen die Kunden fast nur noch auf Komforthotels.”
Diese Veränderung hat auch Simone Emlich bemerkt. “Die Menschen möchten sich etwas gönnen. Sie sind bereit, für einen direkten Flug oder ein Zimmer mit Meerblick mehr zu zahlen”, erzählt sie.

Ihre Erfahrung: Ägypten werde ebenfalls zu einem beliebteren Reiseziel. “Ich habe letztens für eine Familie, zwei Erwachsene und Kinder im Alter von acht und zehn Jahren, einen All-inclusive-Urlaub in Ägypten im 4,5-Sterne-Hotel für 3200 Euro gefunden.” Das bekomme man jetzt in Spanien oder Griechenland nicht mehr. Zumindest nicht mit direkter Strandlage und Tophotel. Eine Tunesien-Reise gibt es für eine vierköpfige Familie sogar unter 3000 Euro. In der Türkei und auf den Kanarischen Inseln besteht im Sommer ebenfalls große Kapazität zu einem günstigen Preis. “Wir haben ein Last-Minute-System, bei dem wir wirklich alle Zielgebiete, alle Veranstalter im Vergleich haben. So können wir das Beste für unsere Kunden heraussuchen.”

Urlaubsglück auf eigene Faust
Doch es geht auch ohne Reisebüro. Dazu sind die eigenen Recherchefähigkeiten gefragt. Außerdem ist es zeitaufwendiger. Die Vorarlbergerin Emilia Kennerknecht hat diese Aufgabe in die eigene Hand genommen. “Meine Cousine wohnt und arbeitet in den USA. Wir wollten gemeinsam durch das Land reisen und haben uns entschieden, dass wir uns in Miami treffen. Von dort aus geht es weiter nach Detroit und New York”, erzählt sie.


“Wegen der Arbeit hatte ich keine Zeit, zum Reisebüro zu gehen. Also haben wir alles im Internet gebucht.” Und schon hat die 21-Jährige den Langstreckenflug sowie die Inlandsflüge in den Vereinigten Staaten gebucht. Den Platz in den Hostels hat sie teils online reserviert. “Bei den Hotels und Hostels waren es wirklich Last-Minute-Angebote. Das ist günstiger dort. Zusammengerechnet habe ich ungefähr 1500 Euro gezahlt. Da wird sicher noch einiges dazukommen für Bus, Bahn und Verpflegung”, sagt Kennerknecht. “Mit dem Buchen ging es aber gut. Ich hätte es mir schwieriger und komplizierter vorgestellt.”
