Ein Büro für die Opfer von Verbrechen

Katharina Kalb (27) ist hauptberuflich zuständig für die Opferhilfe beim Weißen Ring. Eine Neuheit in Vorarlberg.
Dornbirn Die Kaffeemaschine ist bereits angesteckt, doch noch fehlt der Kopierer in den Büroräumlichkeiten in der Schulgasse 7/Top 9 in Dornbirn. Hier wird gerade eingerichtet. Der Schreibtisch steht, hinter ihm sitzt die Dornbirnerin Katharina Kalb. Das Berufsprofil der 27-Jährigen: Psychosoziale Prozessbegleiterin der Opferschutzeinrichtung „Weißer Ring“.
Verbrechen hinterlassen Spuren. Vor allem bei den Opfern. Der österreichweite Verein „Weißer Ring“ hilft den Leidtragenden. Die gemeinnützige Institution der Verbrechensopferhilfe wurde 1978 gegründet, die Funktion des Vorarlberger Landesleiters liegt in den Händen von Rechtsanwalt Stefan Denifl.
Denifl ist immer wieder bei Gerichtsprozessen als Opferanwalt tätig. Er übernimmt den juristischen Part und kümmert sich etwa um die Geltendmachung von Schmerzengeldansprüchen.
Seit Juni dieses Jahres füllt Katharina Kalb die Lücke der psychosozialen Prozessbegleitung und der längerfristigen Betreuung von Opfern situativer Gewalt. Doch was heißt das genau?
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Entlastungsgespräche
Im Gespräch mit den VN zeichnet die 27-Jährige ein Bild ihrer Tätigkeit: „Meine Funktion besteht in der Opferhilfe, bei psychischer oder finanzieller Schädigung durch Verbrechen. Ich führe mit den Betroffenen Entlastungsgespräche, berate sie hinsichtlich der weiteren Vorgangsweise und stelle bei Bedarf auch Kontakte mit Institutionen wie psychotherapeutischen Einrichtungen, Rechtsberatung oder Kriseninterventionsteams her. Wir sind gut vernetzt, auch mit der Polizei.“ Bei Gerichtsprozessen begleitet sie die Opfer, wenn sie bei Verhandlungen gegen die Täter aussagen müssen. Oft kontradiktorisch über Video, um nicht mit dem Angeklagten im Gerichtssaal konfrontiert zu werden.

Finanzielle Hilfe
Aber auch die finanzielle Unterstützung der Opfer ist ein Thema. „Wenn ein Pensionist gerade seiner Rente beraubt wurde und seine Miete nicht bezahlen kann, oder bei einem Einbruch die Eingangstüre demoliert worden ist, dann schreiten wir hilfreich ein“, sagt die 27-Jährige. Grundsätzlich liegt die Grenze der finanziellen Opferhilfe bei 400 Euro, kann aber in Extremfällen auch höher liegen. „Deshalb sind wir nicht nur auf die Mitgliederbeiträge unseres Vereins angewiesen, sondern vor allem auch auf Spenden aus der Bevölkerung“, betont Kalb.
Bisher arbeitete die Dornbirnerin von einer Rechtsanwaltskanzlei aus, immer wieder muss sie Hilfe suchende Geschädigte aber auch zu Hause aufsuchen, falls die Betroffenen aufgrund körperlicher Beschwerden nicht mobil sind.
Betrugsfälle und versuchter Mord
Klienten sind Opfer von Delikten quer durch alle kriminellen Sparten. Seit Beginn ihrer Tätigkeit im vergangenen Juni musste die junge Frau bereits in rund 50 Fällen intervenieren, beraten und unterstützen. „Sehr häufig kommen Betrugsfälle im Bereich der Cyberkriminalität, bekannt unter der Bezeichnung Enkeltrick, vor. Aber ich hatte auch schon mit Opfern von Körperverletzungen, Drohungen und versuchtem Mord zu tun.“
Ihre ersten Kontakte mit dem „Weißen Ring“ hatte die Vorarlbergerin während ihres Studiums und als Mitarbeiterin bei der Caritas in Wien. Als die Stelle der Opferhilfe des Vereins in Vorarlberg ausgeschrieben wurde, bewarb sie sich sofort. Mit Erfolg. In Innsbruck absolvierte sie ein entsprechendes Studium. Und hat nun ihr eigenes Büro in Dornbirn. Gespräche sind nach Terminvereinbarung möglich.
Kontaktdaten:
Weißer Ring, Schulgasse 7/Top 9 in Dornbirn. Erreichbar unter der österreichweit einheitlichen Nummer 0505016 oder persönlich bei Katharina Kalb unter Tel. 0699 134 34 003.
Spendenkonto:
Weißer Ring, Spendenkonto Erste Bank,
IBAN AT72 2011 1000 0234 6850
BIC GIBAATWWXXX