Im Labor der Zukunft

Jessica Ganahl arbeitet an einer nachhaltigen Entwicklung für das Montafon.
Schruns Klima und Tourismus: eine Symbiose, die unterschiedlich aufregt. Den einen ist sie egal, andere machen sich Gedanken, wie beides auf gute Weise miteinander vereint werden kann. Zu Letzteren gehört auch Jessica Ganahl. Im „PIZ Montafon“, dem von Montafon Tourismus gegründeten Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus hat die 28-jährige Nachhaltigkeitsmanagerin die Chance dazu. Im August 2022 begann sie als Mitarbeiterin für einzelne Projekte. Inzwischen ist Jessica Ganahl zur Projektleiterin eines engagierten Teams befördert worden. Als ehrgeiziges Ziel steht die Destinationszertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen ganz oben auf der Agenda. „Wir wollen uns nicht aus Marketing-Gründen zertifizieren lassen. Es geht darum, die Struktur für eine nachhaltige Entwicklung des Tals aufzubauen“, betont Ganahl. Bis spätestens 2027, dem Jahr der FIS Snowboard, Freestyle und Freeski Weltmeisterschaften vor Ort, soll das geschafft sein.

Bewusstsein schaffen
Das begehrte Umweltzeichen wurde 1990 eingeführt. Seit 1996 können sich touristische Betriebe darum bemühen, seit dem vergangenen Jahr steht es auch Tourismusregionen frei, sich dem aufwendigen Zertifizierungsprozess zu stellen. Eine Destination muss in sechs Kategorien genügend Punkte sammeln, um das Label tragen zu dürfen. Dazu gehören Biodiversität, Kultur, Mobilität, Umweltschutz, Sozioökonomie und nicht zuletzt ein entsprechendes Management. Um aus der Theorie in die Praxis zu kommen, gilt es vorrangig, Bewusstsein für das Thema zu schaffen und in weiterer Folge gemeinsam innovative Lösungen zu kreieren. „Jeder und jede hat in seinem eigenen Umfeld die Möglichkeit, nachhaltig zu agieren“, sagt Jessica Ganahl. Ebenso weiß sie, dass dieses Unterfangen ein hohes Maß an Zusammenarbeit erfordert. An einen Tisch sitzen und reden, heißt deshalb die Devise.

Für die junge Frau aus Tschagguns ist das „PIZ Montafon“ der erste Vollzeitjob. Während ihres Studiums hat Jessica Ganahl allerdings zahlreiche Praktika in diesem Metier absolviert. Nach Abschluss des Studiums zog es sie wieder ins Montafon: „Es hat mich interessiert, was dort passiert und wie es weitergeht.“ Sie nahm Kontakt auf und fand sich rasch als Mitarbeiterin im Zukunftslabor wieder. „Das Coole daran ist die Chance, etwas bewegen zu können“, beschreibt Jessica ihre Motivation. Wiewohl Nachhaltigkeit im Tourismus nicht von heute auf morgen geht, weil viele Interessen zu berücksichtigen sind, zeigt sich Ganahl überzeugt, die Entwicklung im Rahmen des Zukunftslabors zumindest ein bisschen schneller vorantreiben zu können.

Projekt- und Denkwerkstatt
Der Begriff PIZ nimmt übrigens auf zweierlei Bezug. Zum einen geht es um den Piz Buin, den höchsten Berg des Landes, der im Montafon steht. Zum anderen sind drei Attribute gemeint, die das Zukunftslabor beschreiben: P wie progressiv, I wie innovativ und Z wie zukunftsorientiert. Träger des österreichweit einzigartigen und vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassenden PIZ ist die Montafon Tourismus GmbH. So entstehen sowohl durchdachte Konzepte als auch handfeste Maßnahmen. „Think-Tank und Do-Tank, also Projektwerkstatt und Denkwerkstatt in einem“, bringt es Jessica Ganahl auf den Punkt. Diese Kombination verkörpert sie selbst: Theoretische Inhalte ihres Master-Studiums an der Universität Innsbruck zur nachhaltigen Regional- und Destinationsentwicklung kann sie hier in die Praxis umsetzen, und längst ist das Thema auch auf der konkreten Ebene der Gastgeberinnen und Gastgeber angekommen. Montafon Tourismus begleitet derzeit 14 Betriebe im Rahmen des „Gastgeber Vorbild Programms“, bei dem es darum geht, gemeinsam den Weg zur Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen zu beschreiten. Stellt sich die Frage, wem diese Zertifizierung etwas bringt. „Hoffentlich allen“, sagt Ganahl und ergänzt: „Das Ziel ist ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Gesellschaft. Das Österreichische Umweltzeichen ist ein Werkzeug, diesen Schritt zu gehen.“

Zur Person
Jessica Ganahl
Alter: 28
Werdegang: Masterstudium „Nachhaltige Regional- und Destinationsentwicklung“, Projektleiterin im Zukunftslabor „PIZ Montafon“
Wohnort: Tschagguns
Familienstand: verlobt
Hobbys: Wandern und Malen