Vorarlberg wächst überdurchschnittlich

VN / 18.02.2024 • 12:00 Uhr
Blick vom Karren auf Dornbirn: Allein in den vergangenen 20 Jahren ist Vorarlberg um 53.000 Einwohner gewachsen. Das entspricht beinahe der Bevölkerung der Stadt. <span class="copyright">Foto: VN/Steurer</span>
Blick vom Karren auf Dornbirn: Allein in den vergangenen 20 Jahren ist Vorarlberg um 53.000 Einwohner gewachsen. Das entspricht beinahe der Bevölkerung der Stadt. Foto: VN/Steurer

Zuwanderung trägt seit Jahren zum stärksten Bevölkerungsplus nach Wien bei.

SCHWARZACH Auch im vergangenen Jahr gab es in Vorarlberg das stärkste Bevölkerungswachstum nach Wien im Bundesländervergleich. Das ist nichts Neues, sondern ein Phänomen, das schon lange anhält. Was sind die Gründe dafür? Wirtschaftslage und Erwerbsmöglichkeiten, lautet eine Antwort darauf. Es ist aber nicht die einzige.

Mit Abstand am stärksten wächst noch immer Wien: In den vergangenen 20 Jahren hat die Bevölkerung hier um fast 400.000 auf rund zwei Millionen zugenommen. Allein im Vorjahr handelte es sich um 24.000 bzw. 1,2 Prozent mehr. Im Bundesländervergleich folgte prozentuell Vorarlberg mit 0,9 Prozent bzw. 3556 Männern, Frauen und Kindern. Alles in allem leben nun rund 410.000 Menschen mit Hauptwohnsitz im Land. Das sind um fast 53.000 mehr als vor 20 Jahren, wie Daten der Statistik Austria zu entnehmen ist.

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Dass die Entwicklung nach Bundesländern unterschiedlich ausfällt, überrascht nicht. Auffallend ist beispielsweise, dass weite Teile des ländlichen Raumes in Nordost- und Südösterreich einen Bevölkerungsrückgang aufweisen. In Kärnten etwa wird er praktisch nur durch das Plus in den Großräumen Klagenfurt und Villach wettgemacht. In Vorarlberg hingegen gibt es keine Abwanderungsregionen.

Stattdessen wird in allen Bezirken mehr oder weniger starke Zuwanderung verzeichnet. Und zwar im Rahmen von sowohl Arbeits- als auch Fluchtmigration. Sie sind bestimmend für die Bevölkerungsentwicklung.

Für Zuwanderung sind Chancen, einen Job zu bekommen, entscheidend. Relevant seien aber auch gute Integrationsstrukturen im Land, betont Caroline Manahl. <span class="copyright">Foto: VN/Steurer</span>
Für Zuwanderung sind Chancen, einen Job zu bekommen, entscheidend. Relevant seien aber auch gute Integrationsstrukturen im Land, betont Caroline Manahl. Foto: VN/Steurer

„Die wirtschaftliche Lage ist ein wesentlicher Faktor“, sagt Peter Huber, der sich am Wirtschaftswissenschaftsinstitut WIFO mit regionalen Fragen beschäftigt: Seit der Industrialisierung ziehe das Land Arbeitskräfte an, und auch heute biete es Erwerbsmöglichkeiten in vielen Branchen. Ein Aspekt dabei sei mehr denn je die Nähe zu Deutschland. Ergebnis: Deutsche bilden mittlerweile – mit rund 20.000 – die mit Abstand größte Gruppe nicht-österreichischer Staatsangehöriger im Land (Türkinnen und Türken folgen mit 13.000).

Dass die Chancen, einen Job zu bekommen, entscheidend seien, sagt auch Caroline Manahl von „okay.zusammen leben“, der Projektstelle für Zuwanderung und Integration in Vorarlberg: „Das ist von größter Bedeutung.“ Dazu komme, dass man in Bezug auf Integrationsstrukturen gut aufgestellt sei. Die Tatsache, dass sich zum Beispiel Geflüchtete, die ein Bleiberecht erhalten, hierzulande eher fix niederlassen als in anderen Bundesländern, mit Ausnahme Wiens, spricht dafür. Ergeben hat das eine Studie, auf die Manahl verweist.

Kulturwissenschaftlerin Kriemhild Büchel-Kapeller hebt die Bedeutung der Lebensqualität als Argument hervor, im Land zu bleiben: „Arbeiten, wo andere Urlaub machen.“ <span class="copyright">Foto: Land Vorarlberg</span>
Kulturwissenschaftlerin Kriemhild Büchel-Kapeller hebt die Bedeutung der Lebensqualität als Argument hervor, im Land zu bleiben: „Arbeiten, wo andere Urlaub machen.“ Foto: Land Vorarlberg

„Es sind nicht nur ökonomische Motive als Bleibegrund ausschlaggebend“, bekräftigt die Kulturwissenschaftlerin Kriemhild Büchel-Kapeller vom „Büro für freiwilliges Engagement und Beteiligung“ in Vorarlberg. Bei Menschen, die freiwillig kommen, würden der hohe Lebensstandard, die Sicherheit oder auch der attraktive Lebensraum eine Rolle spielen, im Land zu bleiben. Motto: „Arbeiten, wo andere Urlaub machen.“ Zudem sei immer auch das soziale und kulturelle Eingebundensein relevant: „So kommt es vor, dass Mitarbeitende im Tourismus nach Saisonschluss bleiben, wenn sie über lokale Netzwerke und Kontakte einen Anschlussjob finden. Und dass sie dann wiederum ihre Familien ins Land holen oder über Mundpropaganda auch weitere Arbeitskräfte.“