IT-Techniker missbrauchte Generalschlüssel

31-Jähriger finanzierte mit Einbrüchen seine Internetspielsucht. So lautet das gerichtliche Urteil.
Feldkirch „Das Schlimmste für mich ist, dass ich Menschen bestohlen habe, die mir vertraut haben“, sagt der 31-jährige IT-Techniker bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch unter Tränen. Und die Tränen scheinen echt. Selbst die Bestohlenen, darunter ein Bürgermeister, bezeugen, dass der junge Mann ein ausgezeichneter Mitarbeiter war. Er betreute Server und PCs, kümmerte sich um Internetprobleme und war zuverlässig und kompetent. Doch seine Spielsucht änderte alles. Immer häufiger spielte er online, verlor laufend Geld und irgendwann reichten auch die 5000 Euro Einkommen nicht mehr aus. Die Schulden häuften sich und immer noch sind 18.000 Euro offen.
Leichter Zugriff
Im Jahr 2022 nutzte der Mann fünf Monate lang seine Vertrauensstellung und den freien Zugang zu Räumlichkeiten aus. Er war für mehrere Gemeinden zuständig, somit ging er sowohl beim Standesamt, der Freiwilligen Feuerwehr, der Mittelschule, dem Haus der Generationen, einem Musikverein, dem Bürgerservice und einer Arztpraxis ein und aus.
Doch dann sah man ihn einmal zu einer ganz ungewöhnlichen Zeit in den Büros. Zum selben Zeitpunkt bemerkte man an mehreren Stellen, dass immer wieder Geld fehlte. Die Beträge reichten von 80 bis 1536 Euro. Die Betroffenen schöpften Verdacht, dass ein Dieb unterwegs sein müsse, hatten aber nicht die leiseste Ahnung, um wen es sich handeln könnte.
Große Überraschung
Theoretisch kam jeder, der einen Schlüssel hat, in Betracht. Von Angestellten über Reinigungskräfte – alle hatten ein ungutes Gefühl. Dann wurden Videokameras angebracht, der IT-Techniker gefilmt und man fiel aus allen Wolken. „Wir konnten es erst gar nicht glauben“, erinnert sich einer der Betroffenen.
Zum Teil waren die Räume mit wirklichen Schlüsseln versperrt, zum Teil mit elektronischen. Die Geschädigten beziffern ihre Fehlbeträge, insgesamt erkennt der Angeklagte die 4000 Euro an, die geltend gemacht werden. Staatsanwalt Manfred Melchhammer hält sich kurz: „Wenn nur alle Täter so einsichtig wären.“
Mit Therapie begonnen
Der Mann macht inzwischen eine Therapie, um seine Spielsucht zu bekämpfen. Mildernd sind die bisherige Unbescholtenheit sowie das Geständnis. Die mitgebrachten 900 Euro gehen in der Summe von 700 Euro an die Freiwillige Feuerwehr, 200 an die bestohlene Schule. Die anderen Opfer zeigen sich äußerst kollegial, stellen ihre Ansprüche vorerst hintan und sind sich sicher, dass der gut verdienende Techniker auch ihre Fehlbeträge zurückbezahlen wird. Das Urteil von Richter Theo Rümmele lautet 2000 Euro Geldstrafe, weitere 4000 Euro auf Bewährung wegen Einbruchsdiebstahl und ist rechtskräftig.