Kreuzbar-Wirt von Räuber überfallen: „Schlug wie ein Boxer auf mich ein“

VN / 27.03.2024 • 12:50 Uhr
Gericht
Der Beschuldigte vor dem Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richter Theo Rümmele. Eckert (4)

So hoch fiel die Strafe für einen mehrfach vorbestraften 41-jähriger Algerier nach Raubdelikt in Bregenz aus.

Feldkirch 21. Dezember 2023, kurz vor Weihnachten: Der Bregenzer Kreuzbar-Wirt Christian Pfeiffer macht sich kurz nach zwei Uhr nachts auf den Heimweg. Mit ihm unterwegs sein drei Monate alter Labrador-Golden Retriever-Mischling. Die Straßen sind um diese Zeit menschenleer, die umliegenden Bars haben bereits zu.

Gericht
Damaliges Opfer und nun Zeuge vor Gericht: Kreuzbar-Wirt Christian Pfeiffer.

Mitten in der Bregenzer Innenstadt fragt plötzlich ein 41-jähriger Algerier den Gastwirt um Feuer. Plötzlich geht alles sehr schnell: Der Fremde reißt ihn zu Boden und schlägt mit Fäusten auf ihn ein. „Abwechselnd schlug er rechts und links mit beiden Fäusten wie ein Boxer immer wieder auf mich ein“, zitiert Staatsanwältin Karin Dragosits die Aussage des Opfers bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch am Mittwochvormittag. 

Gericht
Der Angeklagte mit seinem Rechtsanwalt Surena Ettefagh und der Übersetzerin.

Opfer am Wort

Der 45-jährige Gastwirt erzählt, wie er an jenem Abend noch gemeinsam mit seinen Angestellten gefeiert hatte. Es sind sämtliche Weihnachtsfeiern trotz Personalknappheit gut hinter sich gebracht worden, alle waren entspannt. Dann machte sich der Selbstständige nach zwei Uhr nachts auf den Heimweg. „Er war zunächst so freundlich“, erzählt Pfeiffer über den Täter. Er schöpfte keinerlei Verdacht, als der Algerier ihn erst nach Feuer und dann nach Geld fragte.

Zahn ausgeschlagen

Alles sei so schnell gegangen, als er plötzlich niedergerissen wurde. „Am Boden drückte er mir sein Knie in den Rücken, schlug immer wieder in mein Gesicht und sagte „Ruhig, ruhig!‘“, erinnert sich der Zeuge. „Ich rief immer wieder um Hilfe und nach der Polizei.“ Der Verletzte war kurz „weg“, dann spürte er, wie der Angreifer in seinen Hosentaschen wühlte. Dann sei der Räuber weggegangen und habe ihn verletzt liegen lassen. Pfeiffer blieb mit unzähligen blauen Flecken im Gesicht, einem ausgeschlagenen Zahn und einer Gehirnerschütterung liegen. Der Heilkostenplan, den der Zahnarzt für die Behandlung und den ausgeschlagenen Zahn erstellte, beläuft sich auf 4.600 Euro. 

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Versteck im Weihnachtsbaum

Ein 30-jähriger Zeuge, der zuvor Gast in der Kreuzbar war, sah, wie eine Rangelei im Gange war, erkannte das Opfer aber nicht sofort. Der Zeuge rief die Polizei, kümmerte sich zunächst um den verletzten Wirt und verfolgte dann den Räuber, der sich in dem großen Weihnachtsbaum vor dem Lokal Prosecco versteckte.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Die Verfolgung ging noch weiter, vor dem Gasthaus Gösser versteckte sich der Flüchtige wieder in Weihnachtsbäumen. Schlussendlich wurde der Algerier von der Polizei im Gastgarten des Gösser verhaftet. Der Schöffensenat kam zu dem Ergebnis, dass es sich eindeutig um einen Raub handelte und verhängte fünf Jahre Gefängnis. 2000 Euro Schmerzengeld wurden zugesprochen. Die wird der Algerier allerdings nie bezahlen. Die Staatsanwaltschaft überlegt, ob sie mit dieser Höhe einverstanden ist, somit ist das Urteil nicht rechtskräftig.