Schruns beschließt Begegnungszone im Ortszentrum

Zwischen Schuhhaus Sander und Friedhof (Bahnhofsstraße und Silvrettastraße) soll eine Begegnungszone umgesetzt werden. Dabei spielt die Gestaltung eine ganz wesentliche Rolle. 165.000 Euro nimmt die Gemeinde dafür in die Hand.
Schruns Schruns hat vieles, was sich andere Gemeinden wünschen: ein kompaktes Ortszentrum, eine Fußgängerzone, ein Bahnhof, funktionierende Geschäfte – und bald auch eine Begegnungszone. Dies entschied die Gemeindevertretung in ihrer letzten Sitzung, wenn auch mit acht Gegenstimmen.


Alexander Fritz und Alexander Kuhn vom Verkehrsingenieurbüro Besch & Partner zeigten den Gemeindevertretern die Vorteile einer Begegnungszone auf und erklärten ihnen auch, warum diese in der Silvrettastraße sinnvoll ist. Schon jetzt lädt die Silvrettastraße mit ihren attraktiven Außenräumen (Posthotel Taube, Hotel Löwen und St. Josefsheim) zum Verweilen ein. Viele Fußgänger sind hier unterwegs. Um ihnen mehr Verkehrssicherheit zu bieten, ist eine Geschwindigkeitsreduktion auf 20 km/h angedacht. „Das Ortszentrum lebt von Fußgängern, nicht von Autofahrern“, ist Alexander Kuhn der Ansicht. Eine Begegnungszone wickelt weiterhin den Verkehr ab, nur eben langsamer. Sie stärkt die schwächeren Verkehrsteilnehmer und sorgt für eine höhere Aufenthaltsqualität.


Gestaltung ist das A und O
Das A und O bei einer Begegnungszone ist nach Ansicht der beiden Verkehrsplaner die Gestaltung. Die Begegnungszone muss selbsterklärend sein, heißt, auch ohne Schilder muss ein auswärtiger Autofahrer erkennen können, dass er hier langsamer fahren muss. Die Akzeptanz einer Begegnungszone steht und fällt mit der Gestaltung. Deshalb empfehlen die beiden Verkehrsplaner auch ein Muster auf der Straße aus beigen und grauen Farbkästen, die mit Streifen voneinander abgegrenzt sind.

3200 Quadratmeter beträgt die Fläche vom Schuhhaus Sander bis zum Friedhof, die farblich hervorgehoben werden soll. Würde man aber die gesamte Fläche neu beschichten, würde dies 240.000 Euro kosten – was den Budgetrahmen der Gemeinde sprengt. 170.000 Euro sind für eine Begegnungszone im Budget verankert. Also muss eine abgespeckte Lösung her, die ihre starke Wirkung aber nicht verliert. Diese sieht vor, dass in der Kurve beim Kirchplatz und bei der Engstelle beim Friedhof auf farbige Flächen verzichtet wird und nur die Streifen zu sehen sind. Somit reduziert sich die zu behandelnde Fläche auf 2100 Quadratmeter und kostet dann nur noch 165.000 Euro, was wiederum im Budgetrahmen liegen würde. „Die Erfahrungen zeigen, dass, wenn der zentrale Bereich gut gestaltet ist, die Begegnungszone auch funktioniert“, so Kuhn. Und Alexander Fritz plädierte darauf, nicht auf die Gestaltung zu verzichten: „Die Gestaltung kann man nicht so weit runter reduzieren, bis die Wirkung nicht mehr da ist.“

Verwendet wird das Material EP-Grip, das überwiegend auf Autobahnen zum Einsatz kommt und daher eine lange Lebensdauer aufweist. Ein weiterer Vorteil dieser Beschichtung ist, dass man diese punktuell flicken kann. Diese Art der Oberflächenbeschichtung wurde auch am Rankweiler Bahnhof eingesetzt. Trotz des intensiven Busverkehrs sind die Abnutzungsspuren hier gering.

Mit Pollern am Straßenrand wird dem Fußgänger mehr Platz eingeräumt und gleichzeitig die Fahrbahn für den Autofahrer verengt. Auch Sitzgelegenheiten können eine weitere Gestaltungsmaßnahme sein. Einen Nachteil für Anrainer oder den Kfz-Verkehr gibt es nicht, da es sich lediglich um eine Tempoverschiebung in einem abgegrenzten Bereich handelt. Deshalb befürchten die beiden Verkehrsexperten auch keinen Ausweichverkehr auf die umliegenden Straßen.


Geteilte Meinung
Wernfried Geiger (SPÖ) befürchtet dennoch einen Ausweichverkehr und dass man die Begegnungszone nur mache, damit die Hotelgäste besser schlafen können, aber Alexander Fritz versichert, dass er keine Begegnungszone kenne, die einen Ausweichverkehr verursacht hätte. Richard Durig ist ebenfalls nicht begeistert von der Idee einer Begegnungszone. Man könne dort sowieso nicht schneller als 20 bis 25 km/h fahren, dann müsse man nicht auch noch so viel Geld in die Hand nehmen, um das zu verdeutlichen. Außerdem befürchtet er, dass die Kinder und Fußgänger leichtsinniger über die Straßen gehen könnten, weil sie denken, dass ihnen die Straße alleine gehört. Martin Netzer sprach sich für eine Begegnungszone aus und schlug vor, dass man diese sogar bis zur neuen Volksschule, bzw. zum jetzigen Sternenparkplatz ausweiten könnte. „Durch die Taube und das Josefsheim wird die Straße ganz anders bespielt. Da muss man was tun.“

Martin Fussenegger wünscht sich ein anderes Muster, das „nicht so kleinkariert“ ist. Er fragte, ob man die Muster auch großflächiger aufziehen könnte. Richard Durig teilt seine Ansicht und schlug vor, dass man über die Gestaltung im Gestaltungsbeirat diskutieren könnte. Deutliche Worte fand Tobias Kieber, denn seit drei Jahren sei man an der Silvrettastraße dran, doch bis jetzt sei sie immer noch nicht fertig gebaut. „Wir müssen sie mal fertig machen!“

Für die Begegnungszone bekommt die Gemeinde die KIP-Förderung in Höhe von 50 Prozent. Die Klimaaktiv-Förderung würde weitere 40 Prozent einbringen, doch der Antrag wurde bisher nicht eingereicht, daher ist es noch nicht sicher, dass die Gemeinde diese Förderung erhält.
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Das sagen die Bürger zur Begegnungszone




