Bodenseehochwasser ist vielleicht für die Fisch’

Nahrungseintrag durch Regen und Wasserzufuhr in den See könnte positive Auswirkung auf den Fischbestand haben.
Gaißau, Bregenz Eines vorweg: Das Felchen, das seit Anfang Jahres drei Jahre nicht mehr gefangen werden darf, ist nach wie vor wie vom See verschluckt. “Wir haben bei der Probefischung kaum Felchen gefangen”, bestätigt Markus Holzer, Fischereiaufsichtsorgan der Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Länderübergreifend werden diese Probefischungen in regelmäßigen Abständen gemacht. Wie sich das jetzige Hochwasser mittelfristig auf den Fischbestand auswirkt, muss freilich noch abgewartet werden.

Aktive Karpfen
Wie gut die Wassermassen im See und jene, die aus den verschiedenen Zuflüssen in diesen gelangen, für die Entwicklung des Fischbestandes sind, kann auch der Sprecher der heimischen Berufsfischer, Albert Bösch, nicht schlüssig beantworten. Doch in der aktuellen Wettersituation sieht Bösch durchaus Anzeichen dafür, dass sie für die Fische auch förderlich sein können.
“Wir beobachten derzeit zum Beispiel Karpfen, die in den übefluteten Schilfbereich leichen. Da sind dann oft vier, fünf Karpfen zusammen, die den Anschein machen, als japsen sie nach Luft. Dabei ist ihr Verhalten für den Leichvorgang normal.” Bösch erzählt von mehreren Anrufen, die er nach solchen Beobachtungen erhalten habe. “Ich muss die Leute, die geglaubt haben, die Fische ersticken, beruhigen. Und ihnen sagen, dass das normal ist.” Die Karpfen würden gewöhnlich rechtzeitig wieder den Weg in den See finden, wenn das Wasser in den Schilfflächen zurückgeht.

Gute Leichbedingungen
Bösch ist überzeugt davon, dass durch die heftigen Niederschläge und den Zufluss viele Nährstoffe in den See transportiert wurden und werden. “Ein Teil davon wird von den Quagga-Muscheln gefiltert. Wir werden sehen, wie viele Nährstoffe letztlich aber doch zu den Fischen gelangen”, erklärt Bösch. Er hat beobachtet, dass auch der Barsch schon geleicht hat. Viel Wasser im Frühjahr bedeute viel Nährungseintrag und schaffe dadurch gute Leichbedingungen. Der Nährstoffeintrag sollte sich am besten in allen Wasserschichten bemerkbar machen.
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“Wie sich diese Verhältnisse letztlich auf den Fischbestand auswirken, werden wir mit Bestimmtheit jedoch erst in zwei Jahren sehen”, betont der Berufsfischer. Erst dann sollte sich die Menge der fangreifen Fische offenbaren.
Rotauge kontra Quagga-Muschel?
Einen Hoffnungsschimmer ortet Bösch in Bezug auf die Quagga-Muschel. “Rothaugen fressen Quaggamuscheln. Das könnte ein gutes Zeichen dafür sein, dass deren Bestand vielleicht doch irgendwann unter Kontrolle zu bringen ist.”

Die Quagga-Muschel gilt unter Experten als womöglich größte Gefahr für den Bestand der etablierten Fischarten, weil sie den Fischen Nährstoffe entzieht. Erfahrungen vom Michigan-See in den USA haben gezeigt, dass diese Art ein Gewässer und deren Bewohner komplett verändern kann. Im Bodensee ist die Quagga-Muschel erst in starker Ausbreitung begriffen. Mit unbekannten Folgen für die Fischökologie.

Neben der Quagga-Muschel sind es der Stichling und die Kormorane, welche vor allem den Felchen stark zusetzten und deren Zahl dramatisch reduzierten. Mit dem für drei Jahre geltenden Felchenfangverbot hoffen die Experten auf eine Erholung des Bestands des klassischen Bodensee-Speisefischs.