Nach 19 Jahren als Bademeister ist nun Schluss: „Es war schön, aber vermissen werde ich gar nichts“

VN / 14.07.2024 • 08:12 Uhr
Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Für Betreiber und Bademeister Sepp Ertl ist diese Sommersaison die letzte im Freibad Dalaas. Bilder: VN/JUN

Sepp Ertl betrieb das Freibad in Dalaas 19 Saisonen lang. Nach diesem Sommer ist Schluss, denn er geht in Pension. Die VN trägt er aber weiterhin jeden Morgen im Dalaaser Gemeindegebiet aus.

Dalaas „Es ist ein schlechter Sommer“, blickt Sepp Ertl auf die verregneten Tage und Wochen zurück, seitdem das Freibad Dalaas offen hat. „Wir hatten fünf gute Tage gehabt“, sagt er. Dabei hat Sepp Ertl das Freibad heuer erst am 7. Juni geöffnet, sonst üblicherweise Mitte, Ende Mai.

Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Das Freibad ist mit vielen Blumen dekoriert.
Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Allein das Blumengießen nimmt am Morgen eine dreiviertel Stunde Zeit in Anspruch.

Von Juli bis Ende August sind vor allem die Niederländer häufig zu Gast im Freibad. Ihnen macht das kühlere Wetter nichts aus. „Die gehen schon bei 24 Grad ins Wasser.“ Doch auch viele Einheimische nutzen die Abkühlung im Sommer, weshalb Sepp genauso viele Saisonkarten verkauft hat wie letztes Jahr. Vor allem das Nachtschwimmen bis 21 Uhr jeden Samstag ist beliebt.

Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Das Freibad Dalaas hat noch bis Ende der Sommerferien geöffnet.

Nach 19 Saisonen ist dieser Sommer der letzte für ihn im Freibad Dalaas. Die VN trägt er trotz Pension aber weiterhin aus. Sei zehn Jahren verteilt er die Zeitung im Gemeindegebiet Dalaas. Zeitungsausträger ist er schon seit 22 Jahren und hat immer noch Freude daran. Das frühe Aufstehen um 2 Uhr morgens (bzw. nachts) macht ihm nichts aus. „Da verdiene ich in weniger Stunden mehr Geld als mit meinem Job als Bademeister“, sagt Sepp. „Ich habe es immer gerne gemacht, doch als Bademeister kannst du nicht reich werden.“

Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Sepp Ertl muss jeden Morgen das Becken säubern und das Wasser aufbereiten.
Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Sepp hilft auch im Kiosk mit.

Kaum Schlaf

Denn so ein Freibad zu betreiben ist ein Knochenjob. Im Sommer arbeitet er sieben Tage die Woche, wenn schönes Wetter ist, und dann meistens zwölf Stunden am Tag. Der Schlaf kommt dabei zu kurz. Beim Nachtschwimmen dauert sein Arbeitstag bis 22 Uhr, nachdem er noch den Müll aufgesammelt hat. Doch auch im Regelbetrieb hat er nicht vor 19/20 Uhr Feierabend. Nach dem Zeitungsaustragen, gegen 5 Uhr morgens, säubert er das Becken, um 7 Uhr gießt er die Blumen. Er muss das Wasser aufbereiten, bevor die ersten Badegäste um 9.30 Uhr ins Freibad kommen. Zwischendurch muss er Getränke auffüllen, kleine Reparaturen erledigen, für die Kinder Luftballonfiguren aufblasen und ein Kind verarzten. Für den Schlaf bleiben ihm maximal fünf Stunden. „Das sind ja nur drei Monate im Sommer, aber ich merke das schon“, sagt der Frühaufsteher.

Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Da Sepp Ertl selbst begeisterter E-Bike-Fahrer ist, gibt es natürlich auch eine E-Bike Ladestation vor dem Freibad.

Er verbringt seine freie Zeit gerne in der Steiermark, wo seine Tochter wohnt. Da er weiterhin die VN austrägt, wird er nicht für längere Zeit verreisen. „Ich fahre gerne Motorrad und E-Bike“, sagt der 62-Jährige, der aufgrund der Arbeit mit Chlor schon mit 60 Jahren in Pension hätte gehen können. Fit bleibt er sowieso, sind es doch allein beim Zeitungsaustragen jeden Tag drei Kilometer, die er zurücklegt.

Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Hier im Vorzelt treffen sich die Stammgäste auch bei schlechtem Wetter.
Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Das Wetter ließ dieses Sommer zu wünschen übrig.

Viele Stammgäste

Er denkt an die vielen Begegnungen und an die Dorfabende mit Blasmusik zurück. „Es war schön, aber vermissen werde ich gar nichts“, sagt Sepp. Seine Frau Ingrid kümmert sich um den Kiosk, der bei Schlechtwetter für Stammgäste geöffnet hat. Die Pommes seien die besten hier, hat der Dalaaser, der zwei Töchter und sechs Enkelkinder hat, von den Kindern schon des Öfteren gehört. „Ich bedanke mich bei der Gemeinde für die Zusammenarbeit und bei meinen Stammgästen für ihre Treue.“

Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Ernst Leu kennt Sepp Ertl schon viele Jahre lang. Sie sind früher zusammen ausgeritten.

Einer der Stammgäste ist der ehemalige Hüttenwirt Reinhold Konzett, der 26 Jahre lang die Mannheimer Hütte bewirtschaftete. Er sitzt mit seinen Freunden unter dem überdachten Vorzelt. „Hier gibt es keinen, der mit dem Handy spielt. Hier kann man sich noch die Wahrheit sagen und normal reden“, sagt er. Die älteren Herrschaften treffen sich sporadisch hier im Kiosk, trinken, rauchen und plaudern zusammen. Auch Ernst Leu, Vizebürgermeister a. D. und gelernter Tischler, hockt sich hier gerne hin. „Ich bin oft hier, um etwas zu trinken.“ Sepp ist für ihn ein guter, alter Freund, mit dem er früher zusammen ausgeritten ist. Das Freibad werde nächstes Jahr bestimmt weitergeführt, ist sich Ernst sicher. „Da haben wir schon einen super Bürgermeister, der sich darum kümmern wird.“

Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Reinhold Konzett mag es, dass man hier noch “hochgeistige Gespräche” führen kann.
Freibad Dalaas, Sepp Ertl
Durch das Zelt kann man wetterunabhängig draußen hocken.