Lehrer-Aufstand an der “Schmutzschule” von Feldkirch

In der der Pädagogischen Hochschule Feldkirch angeschlossene Praxisschule sind die hygienischen Zustände dramatisch.
Feldkirch “Wir haben uns lange zurückgehalten. Aber jetzt, wo das neue Schuljahr bald beginnt, sich nichts geändert hat, und die Hygiene im Haus bereits öffentlich thematisiert wurde, wollen wir nicht mehr schweigen. Die Vernachlässigung des Gebäudes ist inakzeptabel”, findet Direktorin Julia Marte-Schwald klare Worte. Sie steht mit ihren KollegInnen Angelika Fend, Tatjana Keckes und Ralf Greiner im Hauptgang der Schule, zwischen langen Zeilen von Schulbänken und Stühlen, die dort an den Wänden aufgeschlichtet sind. “So etwas gehört sich nicht an einer Schule, an der bereits unterrichtet wird”, sagt Marte-Schwald mit Hinweis auf den Betrieb in der Sommerschule.

Schmutzig, staubig
Wären es nur die noch nicht in den Klassen aufgestellten Bänke und Stühle, würden sich die LehrerInnen nicht aufregen. Doch ihnen stinkt anderes sprichwörtlich viel mehr zum Himmel. Ein Rundgang durch das Schulgebäude erklärt warum. In den Klassenzimmern sind die Böden schmutzig und staubig, die Fenster voll mit Abdrücken und Dreckstellen. Es liegen tote Insekten herum, in den Klassenzimmern steigt ein modriger Geruch in die Nase. Der verwahrloste Innenhof mit dem aus den Ritzen der Waschbetonplatten sprießenden Unkraut komplettiert das Gesamtbild eines Gebäudes, um das man sich nicht gekümmert hat.

“Ich erlebe das jetzt zum dritten Mal. Hier wurde über die Sommerferien einfach keine Grundreinigung durchgeführt. So wie das an allen anderen Schulen selbstverständlich ist”, schüttelt Lehrerin Angelika Fend nur noch den Kopf.

Verbot für Selbsthilfe
Selber gewischt und geputzt hat Fend mit Kolleginnen. Doch als sie sogar freiwillig und ehrenamtlich ein Klassenzimmer frisch ausmalen wollte, “wurden wir zurückgepfiffen. Wir dürften das nicht, sagte man uns”.

Fend hat genug. Sie möchte trotz des guten Arbeitsklimas nicht mehr an der Schule bleiben. “Wie willst du den Kindern Reinlichkeit und Ordnung beibringen, wenn sie sich in dreckigen Klassen aufhalten müssen? Aufräumen sollen die Schüler aus erzieherischen Gründen ja durchaus. Aber doch nicht putzen. Das ist nicht unsere Aufgabe”, stellt Direktorin Marte-Schwald klar.

Nicht überall wie in Vorarlberg
Fend erzählt eine Episode. “Ich saß mit einer Gruppe am Teppichboden. Wir wollten eine Rhythmus-Übung machen. Als die Kinder mit den Händen auf den Teppich klopften, waren wir sofort in einer Staubwolke.”

Verantwortlich für das Gebäude ist der Herr des Hauses, der PH-Rektor. Die Praxisschule ist Pädagogischen Hochschule zugeordnet. Schon öfters legten die Lehrerinnen ihre Beschwerden vor. “Man hat es zur Kenntnis genommen, hielt Lokalaugenscheine mit Putzfirmen ab. Geschehen ist nichts”, berichtet die Direktorin.

Die hygienischen Zustände im Gebäude hatten auch schon die Studierenden-Vertreter der PH heftig kritisiert und dabei Rektor Gernot Brauchle ins Visier genommen. “Wir wollen aber nicht einzelne Personen aufs Korn nehmen. Wir wollen einfach, dass sich die Situation hier endlich bessert”, betont Marte-Schwald.
Dass die Gebäude anderer Pädagogischer Hochschulen in Österreich keine Hygiene-Probleme haben, weiß Ralf Greiner. “Ich war an einigen PHs in Österreich. Nirgends gab es eine Situation so wie bei uns.”