Ungarin wegen Zuhälterei vor Gericht

45-Jährige soll eine Frau angeworben, sie als Prostituierte ausgebeutet und eingesperrt haben.
Feldkirch Die Angeklagte ist 45 Jahre alt und sitzt derzeit in U-Haft. Bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch behauptet sie, dass sie zuhause angeblich fünf Enkel adoptiert und hier in Österreich Schulden habe. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft lauten: Zuhälterei, grenzüberschreitender Prostitutionshandel, Freiheitsentziehung und Einbehalten von Dienstnehmerbeiträgen.
Dass sie im Jahr 2022 ein Inserat schaltete, um Mitarbeiterinnen zu suchen, gibt die Ungarin gegenüber Richterin Lisa Pfeifer zu. Es sei dabei um Table-Dance-Angestellte gegangen, weil sie beabsichtigte, in Hohenems eine Bar zu eröffnen.
Schließlich gelang es ihr, eine Frau anzuwerben, die ebenfalls aus Ungarn stammt. Deren spätere Aussage gegenüber der Polizei lässt die Angeklagte allerdings in einem anderen Licht erscheinen. In Wirklichkeit sei es der Beschuldigten um gewerbliche „Sexarbeiterinnen“ gegangen. Die Einnahmen aus der Prostitution würden halbe-halbe geteilt werden, zwei Monate sollte die „Angestellte“ hierbleiben, dann könne sie wieder nach Hause reisen. Auch ein Job in der Schweiz war im Gespräch, aber dazu kam es nicht.
Von der Feuerwehr und Polizei befreit
Die 45-Jährige habe auch zugesagt, die Kosten für benötigte Utensilien wie etwa Kondome zu übernehmen. Als die Angeworbene nach einigen Kunden bemerkte, dass ihr von der Chefin mehr als die Hälfte der Einnahmen abgeknöpft wurden, wollte sie wieder nach Hause. Doch sei sie in der Feldkircher Wohnung, wo sie gemeinsam mit der Angeklagten wohnte, von Letzterer eingesperrt worden, so Staatsanwältin Sarah Haugeneder. Sie rief vom Balkon aus um Hilfe, Feuerwehr und Polizei kamen mit der Leiter und befreiten sie. Anschließend reiste die Ungarin unverzüglich zurück in ihre Heimat.
Keine Zeugin beim Prozess
Die Angeklagte selbst erzählt verschiedene Versionen, ihr Verteidiger Bernhard Graf bemüht sich um seine Mandantin. Angeblich hätte die damals „Eingesperrte“ einen Schlüssel gehabt. Sie habe außerdem in der Wohnung gestohlen. Um Prostitution sei es nie gegangen, behauptet die Beschuldigte. Überdies hätte sie nicht gewusst, was die Mitbewohnerin in ihrer Abwesenheit gemacht habe.
Die Ungarin, die angeblich ausgebeutet und eingesperrt wurde, erscheint erwartungsgemäß nicht als Zeugin zum Prozess. Da die ganze Sache zwei Jahre her ist, ist es sogar schwierig, sie in ihrem Heimatland ausfindig zu machen. Wie es mit dem Verfahren weitergeht, bleibt also abzuwarten.