„82 Prozent der Wähler in Gaschurn haben schwarz oder blau gewählt. Was die Gaschurner wollen, ist also klar.“

Ein Besuch im Dorfcafé in Gaschurn zeigt: Obwohl die ÖVP klar als Sieger der Landtagswahl hervorgeht, bleibt der Wunsch nach Veränderung bestehen.
Gaschurn Das Dorfcafé, auch Kiosk genannt, im Ortskern von Gaschurn ist ein beliebter Treffpunkt der Gaschurner. Hier kommt man zusammen, trinkt, diskutiert und lacht – auch nach der Wahl, ganz gleich, wen man gewählt hat.
Anders als bei der Nationalratswahl, wo die FPÖ in Gaschurn klar den ersten Platz belegt hat, schaut es jetzt bei der Landtagswahl ganz anders aus. Mit 44,18 Prozent ist nun die ÖVP klarer Sieger, die FPÖ Zweiter. Die Gaschurner sind gemischter Meinung. Während die einen mit der Regierung zufrieden sind, wollen die anderen eine Veränderung.

Annette, die Wirtin des Kiosks, findet es schade, dass die ÖVP die Landtagswahl gewonnen hat. „Ich dachte, es wird sich etwas ändern, doch Vorarlberg ist einfach schwarz.“ Sie hätte gerne die FPÖ an der Spitze gesehen. „Unser Sozialsystem gehört geändert.“ Wer keine Lust hätte zu arbeiten, der solle auch weniger Unterstützung vom Staat bekommen.

Gebhard, Pensionist und aus St. Gallenkirch, kommt alle zwei Wochen in den Kiosk, wegen den Leuten, wie er bei einem Bier an der Theke sagt. „Ich wähle die Leute, die ich persönlich kenne und bei denen ich weiß, worum es ihnen geht.“ Er hat sein Kreuz bei Markus Wallner gesetzt. Gebhard würde die Regierung so lassen, wie sie ist. „Für mich passt es so.“

Keine gute Kombination
Anders denkt Frank. Er ist Gastronom und hat die grün-schwarze Regierung satt. „Es funktioniert gut mit Wallner, aber nicht in Kombination mit den Grünen.“ Daher wünscht er sich eine Koalition mit der FPÖ. Der Bürokratieaufwand sei enorm und gehöre abgeschafft. Ein Jungunternehmer habe fast keine Chance mehr, sich selbstständig zu machen. Für die Wirtschaft seien die Grünen nicht die Richtigen.

Siggi, der Wirt des Kiosks, hat wie Annette die FPÖ gewählt. „Wir brauchen eine Veränderung. Das Arbeiten muss sich wieder rentieren, gerade für die Pensionisten, die noch gerne 20 Stunden die Woche arbeiten wollen.“ Die Regierung würde eine Nebenbeschäftigung mit einer zu hohen Steuerlast unattraktiv machen. „Für sie bleibt nichts übrig. Dabei wären es genau die, die uns an Personal fehlen“, sagt Siggi. Zu ihm in den Kiosk kommen alle, ganz gleich, für welche Partei sie gestimmt haben. „In Gaschurn sehe ich einen Aufwärtstrend. Die Leute agieren nicht mehr gegeneinander“, begrüßt er das neue Miteinander.

Für eine schwarz-blaue Regierung ist Ingrid. Sie ist gegen Migranten, die nicht arbeiten und auf Kosten des Staates leben. „Das sehe ich nicht ein, dass wir die anderen mitfinanzieren.“ Der gleichen Meinung ist auch Michael. Auch er ist dafür, dass Asylanten, die im Land keinen Job haben, wieder in ihr Herkunftsland zurückmüssen. Zudem begrüßt er den Stadttunnel und die S18.

Mit dem Landeshauptmann zufrieden
Nico ist „sehr zufrieden, auch mit unserem Landeshauptmann“, der kompetent sei und das Land gut durch Krisen geführt habe. Nico ist der Überzeugung, dass allein die Corona-Pandemie der FPÖ einen Aufschwung gegeben hat. Er bevorzugt ebenfalls eine Regierung mit der ÖVP und den Freiheitlichen.

Für Linus, 27, ist es nur wichtig, dass die Parteien richtig zusammenarbeiten. Auf Landesebene habe die schwarz-grüne Regierung „gut funktioniert“, doch für ihn seien ÖVP und SPÖ inhaltlich am nächsten an der Mitte.

Schwarz-blaue Koalition sei die richtige
Bürgermeister Daniel Sandrell (ÖVP) freut sich über das Wahlergebnis. „Das habe ich so prognostiziert und so ist es auch Gott sei Dank eingetreten.“ Schon bei der Nationalratswahl hat er vermutet, dass das Ergebnis der Landtagswahl zugunsten der ÖVP ausfallen werde. „Das ganze Montafon ist schwarz. Da machen die Leute schon einen Unterschied zwischen Nationalrats- und Landtagswahl.“ Die Bevölkerung sei zufrieden mit der ÖVP im Land. „Markus Wallner macht eine gute Arbeit und steht hinter dem Land“, sagt Daniel Sandrell. Eine Koalition von ÖVP und FPÖ sei die richtige, sagt Daniel Sandrell. „Sie sind sich inhaltlich am nächsten.“ Diesen Wunsch hätten auch die Gaschurner mit ihrer Wahl gezeigt. „82 Prozent der Wähler in Gaschurn haben schwarz oder blau gewählt. Was die Gaschurner wollen, ist also klar.“ Die Zusammenarbeit mit der FPÖ sei laut Sandrell immer auf Augenhöhe gewesen. Immerhin hat diese sechs Mandate in der Gemeindevertretung von Gaschurn.
