Grünes Klassenzimmer für unsere Kinder

VN / 18.10.2024 • 10:33 Uhr
Grünes Klassenzimmer für unsere Kinder
Anja Burtscher-Marte darf sich über den renommierten „Sonja-Bernadotte-Preis“ freuen. OGV

Anja Burtscher-Marte (42) erhielt für ihr Engagement den „Sonja Bernadotte-Preis 2024“

Vandans Als Anja Burtscher-Marte mit ihrem kleinen Sohn in den Zug stieg, spürte sie, dass diese Reise nach Dresden etwas besonders werden würde. Eingeladen von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft, nahm sie an der Hochschule an einer zweitägigen Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten teil. Für die Montafonerin eigentlich nichts Ungewöhnliches. Als Fachfrau und Leiterin der Vorarlberger Kinder- und Schulgarteninitiative und des Projektes „Mi Kischta Gärtle“ hat sie europaweit ihre Ideen gestreut und hält Vorträge im In- und Ausland. „Saarbrücken, Berlin, Karlsruhe …“, zählt die Montafonerin auf. Aber auch Online via Zoom ist ihr Wissen weithin gefragt.

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„Feierabend im Schulgarten“ ist eine weitere Aktion, die für Interessierte ins Leben gerufen wurde. Anja Burtscher-Marte


VN-Klimaschutzpreis
Die 42-Jährige hat Biologie und Umweltkunde an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck studiert und schon damals ihre Masterarbeit über Schulgärten als ökologische Lernwerkstatt geschrieben. „Das Thema hat mich immer schon interessiert“, erzählt die Mutter von vier Kindern, die inzwischen die Vorarlberger Kinder- und Schulgarteninitiative „Garta tuat guat“ der PH Vorarlberg leitet. Gemeinsam mit Stefan Jarau, Hochschul-Professor und Mitbegründer, durften sich die beiden bereits über eine Auszeichnung beim Grand Prix der Biodiversität 2022 des Naturschutzbundes Österreich sowie über den Klimaschutzpreis der Vorarlberger Nachrichten freuen. Vor allem „Mi Kischta Gärtle“ stieß dabei auf fruchtbaren Boden.

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Im Rahmen einer zweitägigen Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten verlieh die Deutschen Gartenbau-Gesellschaft an Anja Burtscher-Marte den „Sonja-Bernadotte-Preis für Wege zur Naturerziehung“. DGG


„Dabei handelt es sich um kleine Holzkiste, die von den Kindern selbst zusammengebaut, bemalt und mit Erde gefüllt werden“, erklärt die engagierte Pädagogin das Prinzip. „Jedes Kind kann sein Gärtle dann bepflanzen wie es möchte – mit Cocktailtomaten, Paprika, Radieschen, Karotten, Gurken oder einem Naschgarten.“

Vereint werden dabei zwei wichtige Faktoren. Zum einen wird das gärtnerische mit Handwerk verbunden, zum anderen sind sie ohne viel Aufwand zu pflegen und können über dem Sommer mit nach Hause genommen werden.“ Wie wichtig eine Initiative wie diese ist, unterstreichen Studien, die zeigen, dass den Menschen der Bezug zur Natur abhanden gekommen ist. Auch im Ländle wachsen immer mehr junge Menschen auf, ohne mit der Natur und Umwelt in Berührung zu kommen.

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Schon als Kind verbrachte die Montafonerin viel Zeit im Garen. VN/Paulitsch

Gibt es einen Schulgarten, können die Kinder ihre Hände in die Erde stecken, den Geruch der gelockerten und frischer Erde einatmen und die Freude am Draußen sein, am Gestalten, Säen, am sich Kümmern und Ernten erleben. „Ich finde es einfach immer wunderbar zu beobachten, mit welcher Ehrfurcht und mit welchem Genuss die jungen Gärtnerinnen und Gärtner das selbst angebaute Obst und Gemüse nach der langen Pflege- und Wartezeit essen“, sagt Burtscher-Marte und weiß, welche Eigenschaften der Kinder bei der Arbeit im Garten ganz besonders zum Vorschein kommen: Geduld, Ausdauer, Fürsorge, aber auch Achtsamkeit und Erfindergeist! „Die anfallenden Aufgaben ermöglichen ein wertvolles Erfahrungslernen über die Grenzen der einzelnen Fächer hinweg“, weiß die Biologie-Lehrerin. „Ein Schulgarten bringt Spaß, Zusammenhalt und ermöglicht das Entdecken neuer Leidenschaften – und bisher vielleicht unbekannter Stärken

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Sohn Enzo ist immer mit dabei.


Große Auszeichnung
Nicht nur die Schulen werden von Burtscher-Marte betreut, auch Kleinkindbetreuungen oder Kindergärten steht sie zur Seite. „Gerade erst haben wir in Kooperation mit der Landjugend 30 Hochbeete an Bildungseinrichtungen verschenkt“, freut sie sich über die Zusammenarbeit genau wie über die Entwicklung der Vorarlberger GartenSchule oder die Entstehung eines eigenen Lehrgarten bei der PH in Feldkirch.

Als Burtscher-Marte nach der zweitägigen Tagung wieder in den Zug steigt hat sie nicht nur ihren kleinen Sohn an der Hand, sondern auch eine große Auszeichnung im Gepäck: der Sonja-Bernadotte-Preis für herausragende Leistungen in der Naturerziehung. Mit den Geräuschen der Räder auf den Schienen im Ohr lehnt sie sich zurück und überlegt. Was mach ich als erstes, wenn wir wieder zu Hause sind? Eh klar, in den Garten gehen. Dorthin, wo alles seinen Anfang nahm. CRO

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Die Holzkisten werden beim Projekt „Mi Kischta Gärtle“ selbst gestaltet. OGV

Anja Burtscher Marte
Alter 42 Jahre
Wohnort Vandans
Familie verheiratet, 4 Kinder
Ausbildung Studium Biologie
und Spanisch (Lehramt)
Beruf Lehrerin, Projektleitung Garta tuat guat. Die Vorarlberger Kinder- und Schulgarteninitiative, Aktion „Mi Kischta Gärtle – Kleiner Garten ganz groß“
Hobbys auf dem Berg sein, wandern, Garten, OGV;