Von und für Kletterer: Stefan Fritsche spricht über seinen neuen Film “Vorarlberg Vertikal”

„Vorarlberg Vertikal“, ein Kletterfilm von Stefan Fritsche, feiert am 9. November in Feldkirch Premiere. Im Interview verrät Stefan Fritsche mehr zu den drei Hauptakteuren und erläutert, warum der ausschließlich in Vorarlberg produzierte Film fünf Jahre bis zur Fertigstellung gebraucht hat.
Region Am 9. November um 20 Uhr feiert der Film „Vorarlberg Vertikal“ von Stefan Fritsche im Block Monkey in Feldkirch Premiere. In dem knapp 45-minütigen Film geht es um das Klettern und darum, dass es mehr eine Lebensweise als ein Sport ist. Der Kletterfilm „Vorarlberg Vertikal“ wurde ausschließlich in Vorarlberg produziert, mit verschiedenen Routen und Klettergebieten in Vorarlberg. Die Vorarlberger Kletterprofis Claudia, Tobias und Leonie sprechen im Film über ihre Einstellung zum Klettern, ihre Erfolge und ihren Werdegang. Im VN-Interview erzählt Stefan Fritsche, wie es zu dem Film kam und warum es fünf Jahre gedauert hat, um ihn fertigzustellen.

Stefan, wie kamst du auf die Idee, einen Film über das Klettern zu machen?
Fritsche: Meinen ersten Kletterfilm „Golden Line Verdon“ filmte ich im Herbst 2016, im Juli 2017 war er fertig. Tobias Bitschnau war einer der beiden Protagonisten. Ich hatte viel Spaß daran, filmisch eine Geschichte aus meinem Lieblingssport, meiner eigenen Leidenschaft zu erzählen. Mit teilweise 200 Meter Luft unterm Hintern an einem Seil hängend zu filmen, hat was. Deshalb war klar, dass ich mich für ein neues Projekt in der Vertikalen begeistern kann. In Gesprächen mit Tobi ist die Erkenntnis gereift, dass man für einen Kletterfilm nicht weit reisen muss. Wir haben traumhafte Klettergärten im Land und viele sehr gute Kletterer und Kletterinnen, die eine Geschichte zu erzählen haben.

Somit war das zweite Filmprojekt geboren?
Fritsche: Ja, wir haben uns ein Konzept überlegt, Leute angefragt, ob sie mitmachen wollen, Klettergebiete und -routen ausgesucht und schließlich starteten wir Ende 2019 mit den ersten Dreharbeiten. Die Fertigstellung des Films hat leider viel zu lange gedauert – fünf Jahre!

Warum haben die Dreharbeiten so lange gedauert?
Fritsche: Am Anfang war die Motivation riesig. Wir waren auch überzeugt davon, dass wir mit Partnern und einer Filmförderung zumindest die entstehenden Nebenkosten bezahlen können. Die Hauptschwierigkeit war dann aber die fehlende Motivation nach den ersten Monaten, was wiederum mehrere Gründe hatte.

Die wären?
Fritsche: Die Filmproduktion war zu 100 Prozent in Vorarlberg angesiedelt und der Film hatte aus unserer Sicht sogar einen großen touristischen Wert, auch aufgrund der Screenings auf internationalen Filmfestivals. Doch leider sah dies die für die Filmförderung zuständige Kommission des Kulturamts der Vorarlberger Landesregierung nicht so und unterstützte unseren Film nicht. Mir gab das einen riesigen Motivationsdämpfer.

Und trotzdem bist du drangeblieben und hast das Projekt umgesetzt.
Fritsche: Im Februar 2020 hatte ich einen Eiskletterunfall, dann kam Corona. Danach musste gearbeitet werden, um die verlorenen Monate wieder reinzubekommen, dann kam wieder Corona, ein weiterer Anlauf, wieder ein Unfall, Expeditionen und andere Projekte. Das Projekt rückte mehr und mehr in den Hintergrund. Ende Sommer 2024 startete ich einen letzten Anlauf, jetzt ist der Film fertig.
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Wie kamen die spektakulären Aufnahmen zustande?
Fritsche: Am liebsten filme ich in der Wand mit einer oft recht abenteuerlichen Seilkonstruktion. Den Kletterer darf ich nicht behindern, es sollten keine Seile zu sehen sein und ich muss sehr flexibel sein, da ich meine Position ständig wechseln muss. Als Bergführer hat man viele Tricks in seiner Kiste, um das möglich zu machen. Gleichzeitig ist es eine spannende Herausforderung. Für Aufnahmen aus der Ferne kam dann eine Drohne zum Einsatz.

Welcher Stellenwert hat das Klettern in deinem Leben?
Fritsche: Obwohl ich derzeit wenig zum Klettern komme, ist für mich das Klettern noch immer weit mehr als ein Hobby. Wenn es sich so verwirklichen ließe, wäre ich wahrscheinlich sechs Monate in den steilen Felswänden Europas und sechs Monate in den hohen Bergen der Welt unterwegs. Noch klappt das nicht, aber ich arbeite daran. Klettern und Bergsteigen sind ganz sicher die bestimmenden Faktoren in meinem Leben.


Was ist dein persönliches Lieblingsklettergebiet im Ländle?
Fritsche: Ich wohne nur wenige Hundert Meter vom Hängenden Stein in Nüziders entfernt. Wenn ich zur Haustüre hinausgehe, sehe ich das Köpfle. Dort habe ich mit dem Klettern begonnen und dort habe ich mich auch mit ein paar gebohrten Routen verewigt. Wenn ich zum Fenster rausschaue, sehe ich den Rätikon: Wenn man die südseitigen Touren mit dazu nimmt, die in der Schweiz anfangen und in Österreich enden, muss ich mir auch als weit gereister Kletterer eingestehen, dass wir direkt vor der Haustür eines der grandiosesten alpinen Klettergebiete der Welt haben. Deshalb muss sich der Hängende Stein seinen ersten Platz mit dem Rätikon teilen.

Was zeichnet die Hauptakteure im Film aus?
Fritsche: Tobias und ich haben uns lange überlegt, wen wir gern im Film hätten. Es sollten nicht unbedingt die sein, die man immer wieder in Dokumentarfilmen sieht. Anfangs hat Beat Kammerlander zugesagt, beim Filmprojekt mitzumachen – niemand sonst hat das Klettern in Vorarlberg so geprägt wie er. Leider ist er dann abgesprungen. Claudia war von Anfang an dabei und meiner Meinung nach ist sie die wichtigste Person im Film. Claudia kennt man nicht, obwohl sie ohne Zweifel die wichtigste Frau in der Vorarlberger Klettergeschichte ist. Tobi lebt das Klettern und ist einer der besten Kletterer in Vorarlberg. In der Szene weiß man das, Vorarlberg weiß es jedoch nicht. Einerseits gründet das Projekt auf unserer gemeinsamen Idee, andererseits ist er die Verkörperung des Filmthemas. Leonie ist eine junge, bescheidene, und unheimlich starke Kletterin und die dritte Generation im Film. Ich bin überzeugt, dass der Film mit ihr als Protagonistin purer und schöner ist, als er mit Beat geworden wäre.

Wenn der Film im Block Monkey Premiere feiert: Wo wird der Film noch ausgestrahlt?
Fritsche: Bei den meisten Filmfestivals beginnt die Einreichfrist erst im neuen Jahr. Deshalb können wir noch nicht sagen, wo er eingereicht wird und was dann nach der Festivalphase passiert. Wahrscheinlich landet er nach den Festivals auf YouTube. Für mich persönlich ist vorerst das Allerwichtigste, dass dieses Projekt, das mir einerseits sehr am Herzen liegt, andererseits schon zu lange auf meinem Magen liegt, nun positiv und mit einem guten Gefühl abgeschlossen wird.

