Auf Tuchfühlung mit Kamala Harris

In Philadelphia war die Hölle, los, als die demokratische Kandidatin ihre letzte Wahlrede hielt. Wir waren dabei.
Philadelphia. Wir fahren von Gettysburg nach Philadelphia. Kamala Harris gibt dort ihre Schlusskundgebung. Ein historischer Moment für uns. Bereits gegen 17 Uhr ist die ganze Innenstadt abgeriegelt. „Sorry Sir. Sie können jetzt nicht auf direktem Weg zum Hotel“, erklärt uns ein freundlicher Polizist mit mitleidigem Blick. Es braucht lange, bis wir dort ankommen. Egal. Einchecken, und nichts wie hin zu Kamala, die vor dem berühmten „Museum of Art“ auftreten soll. Dort wo Rocky Balboa alias Silvester Stallone einst seinen zur Legende gewordenen Treppenlauf mit der bekannten Jubelpose beendete.

Viele junge Anhänger
Auf der Marketstreet vorbei am beeindruckenden City Hall-Gebäude geht’s hin zum Benjamin Franklin-Parkway. Dort sind Absperrungsgitter mit engen Eingangsschläuchen, die sich über eine Meile hinziehen. Für uns heißt’s irgendwann Stopp. Wir sind nicht registriert. Da hilft auch das Vorzeigen eines österreichischen Passes samt nationalem Presseausweis nichts. Nur von weitem können wir das Spektakel mitverfolgen, sehen Massen von Menschen mit hochhaltenden Transparenten. Und vage auch jenen Platz, an dem Kamala Harris auftreten soll.
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Auffallend. Es stehen vor allem junge Leute an, warten geduldig, bis sie zum Checkpoint kommen. Kontrolliert wird sehr genau. Wer nicht alle Auflagen der Registrierung erfüllt hat, wird zurückgeschickt.
Winfrey und Lady Gaga
Ohpra Winfrey und Lady Gaga bringen die Masse in Stimmung, richten flammende Appelle an die Leute. Kamala Harri lässt auf sich warten, betritt erst gegen Mitternacht die Bühne, begleitet von ohrenbetäubendem Jubel. Zum letzten Mal bringt sie ihre Botschaften an: Toleranz, Gerechtigkeit, Zusammenhalt, freier Zugang zu Abreibung. Die Masse schreit: „We are not going back!“ Sie erzählt ihre eigene Geschichte, eine von Aufstieg und dem Nutzen von Chancen. Sie appelliert an ihre Anhänger, alle Verwandten und Freunde zum Wählen zu motivieren. Ihre Stimme wirkt schon etwas brüchig. Der totale Einsatz der letzten Tage hat seinen Tribut gefordert.
Alle hier wissen: Pennsylvania kann die Präsidentenwahl entscheiden.

Flucht vor Trump
Auch Marti, Jesa und Guida tun das. Für die 65-jährige Marti, die aus Texas stammt und nach Pennsylvania gekommen ist, entscheidet die Wahl über ihre Zukunft. Sie ist Professorin für Englisch an einem College und machte unlängst Erfahrungen, welche sie schwer verstörten. „Ich hatte auf einmal mit Pistolen bewaffnete Studenten in meiner Vorlesung. Das ist das Resultat dieser immer mehr auf Gewalttolerierung ausgerichteten Politik der Republikaner. Ich halte das nicht mehr aus.“ Sie ist entschlossen, nach Portugal auszuwandern, sollte Donald Trump wieder Präsident werden.