Freundliche „Putzfrau“ war Seriendiebin

VN / 15.11.2024 • 13:31 Uhr
Gericht
Die Angeklagte bei der Verhandlung. Sie war schon des Öfteren wegen Diebstahls verurteilt worden. Eckert (2)

Rumänin erbeutete bei drei hilflosen und betagten Opfern 8300 Euro.

Feldkirch Dass die am Landesgericht Feldkirch angeklagte Rumänin bereits „Erfahrung“ mit Diebstahl hat, zeigt sich in der Strafkarte. Dort sind fünf einschlägige Vorstrafen vermerkt. In Österreich und der Schweiz je eine, in Deutschland drei. Im Frühling dieses Jahres schlug die findige Diebin in Vorarlberg drei Mal zu.

Sie bot auffallend günstig um acht Euro pro Stunde Putzdienste an, vor allem ältere, hilfsbedürftige Menschen willigten ein. So verschaffte sich die Angeklagte Zutritt zu deren Wohnungen. In Bregenz stahl sie einem älteren Mann 6500 Euro Bargeld, in Feldkirch einer 83-jährigen Dame 100 Euro Bargeld und Schmuck im Wert von 1500 Euro. In Lauterach schreckte sie auch nicht davor zurück, eine betagte Dame zu bestehlen, die an Rollstuhl und Rollator gebunden ist, 200 Euro Beute waren es dort.

14 Monate Gefängnis

Verteidiger Halil Arslan führt aus, dass seine Mandantin die Beute an einen Clan heimgeschickt habe und nichts mehr zu holen sei. Nach und nach trudeln Angehörige der Frau im Saal ein, fast bei allen meldet sich mindestens einmal das Handy mit störendem Klingeln, die Männer schwätzen, rufen laut durch den Gerichtsgang. Der Respekt vor der Justiz scheint mäßig, auch wenn die Angeklagte in weinerlichem Ton jammert, dass ihr alles so schrecklich leidtue.

Die Angeklagte bekommt wegen schweren, gewerbsmäßigen Diebstahls 14 Monate unbedingte Haftstrafe. Den Schaden muss sie theoretisch wieder gut wiedergutmachen, doch das wird sie niemals können. Erschwerend rechnet ihr Richterin Lisa Pfeifer vor allem an, dass sie bereits mehrere Vorstrafen hat und dass sie die Hilflosigkeit und das Vertrauen betagter Leute ausnutzte. Geschnappt wurde die Lügnerin, weil die Opfer auf Fotos die Frau identifizieren konnten.

Gericht
Christine Moosbrugger (83) aus Feldkirch wurde zu einem Opfer der Diebin.

Ein Opfer erzählt

Die 83-jährige Feldkircherin Christine Moosbrugger erzählt, wie man sie geschickt um den Finger wickelte. Als sie nach einem Spitalaufenthalt gegenüber dem Landesgericht Feldkirch auf den Bus wartete, setzte sich die Rumänin plötzlich neben sie und behauptete, sie würde sie schon länger kennen. Sie bot ihre Putzdienste an und ließ Schmuck und Geld mitgehen. „Ich habe mich zunächst über den Kontakt gefreut und ihr auch Kaffee und Nussgipfel bei mir zu Hause an“, so die Rentnerin.

Die Diebin gaukelte ihr vor, sie wolle sich einen Überblick über die Putzarbeiten verschaffen und schaute in jede Schublade. Die rüstige Dame schenkte der Fremden noch eine Modeschmuckkette, Waschmittel und etwas Wäsche, weil sich die Rumänin so hilfsbedürftig präsentierte.

Unverschämt

Als die Besucherin zusätzlich 100 Euro für einen angeblichen „Kindergeburtstag“ wollte, gab ihr die Pensionistin 20 Euro, fand die Besucherin allerdings langsam etwas unverschämt. Ehe sie es sich versah, fehlte ein Ring mit einem Rauchquarz, zwei Armbänder und eine Halskette sowie 100 Euro. „Ich kam mir so dumm vor, dass ich keinen Verdacht schöpfte. Ich habe es nur angezeigt, weil ich andere warnen möchte“, so die freundliche Rentnerin. Dass sie weder Schmuck noch Geld je wieder sieht, ist ihr klar. „Hauptsache, man hat sie erwischt“ kann sie der Sache noch etwas Gutes abgewinnen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.