„Es war immer wieder wie ein Kurzurlaub“ – Anna und Mathias verbrachten einen etwas anderen Alpsommer

Anna Engstler und Mathias Klocker verbrachten einen ungewöhnlichen Bergsommer. Auf den 17 bewirtschafteten Alpen im Klostertal tauchten sie tief in das Leben der dortigen Älpler ein und hielten ihre Eindrücke im Buch „Zweite Heimat“ fest.
Dalaas „Hemweh giets neda. I ka froh si, dass i ned is Tal muaß.“ Peter Burtscher ist Pächter der Alpe Nenzigast, Senner, Hirte und Teil des Buches „Zweite Heimat“ von Anna Engstler und Mathias Klocker. Im Klostertal werden 17 Alpen bewirtschaftet. Mathias und Anna haben die 17 Alpen im Sommer 2024 besucht und jeweils einen Tag dort verbracht. Dabei haben sie mehr über die Lebens- und Denkweise der Älpler erfahren und wie ein Arbeitstag bei ihnen aussieht. Ihre Eindrücke halten sie in ihrem Buch fest.
Eigentlich hatten Mathias und Anna mit acht bewirtschafteten Alpen gerechnet – das waren zumindest diejenigen, von denen sie wussten, dass sie genutzt werden. Doch während ihrer Recherche und nach jedem Gespräch mit den Älplern kamen weitere Alpen hinzu. „Wir dachten: acht Alpen, acht Sonntage. Das passt“, sagt Mathias Klocker. Doch mit so vielen Alpen haben sie nicht gerechnet. Früher wurden noch deutlich mehr Alpen im Klostertal bewirtschaftet, wie aus dem Buch des Geologen Joshi Kaiser hervorgeht. Deshalb wollte Anna nun den Ist-Stand dokumentieren.

Eigentlich ist Anna Engstler neben ihrem Job bei der Alpenregion Bludenz auch Wanderführerin, doch ein Kreuzbandriss im Juni durchkreuzte ihre Sommerpläne. So widmete sich die Dalaaserin den Alpen ihrer Heimat. Besonders gefallen hat ihr die Alpe Heuberg, die abgeschieden im Gemeindegebiet Innerbraz liegt und nur durch einen anderthalbstündigen, anspruchsvollen Fußmarsch erreichbar ist. Für Mathias ist die Satteinser Alpe die schönste im Klostertal. In Erinnerung bleiben jedoch weniger die Alpen selbst als die Persönlichkeiten, die sie betreuen.
Jeder schätzt die Ruhe
Da ist zum Beispiel Marco Brunner, der die Alpe Spullers Grabs als Hirte übernommen hat. Mit seinen Tätowierungen und die zu einem Zopf gebundenen Haare sieht er eher wie ein Surfer als ein typischer Älpler aus. Eines haben jedoch alle Älpler gemeinsam: die Liebe zur Natur und zu den Tieren. Jeder von ihnen genießt die Ruhe auf der Alpe, und keiner hat Heimweh. Martina Barbisch ist alleine auf der Alpe Heuberg, bekommt aber häufig Besuch – weniger von Wanderern, sondern mehr von Freunden und Bekannten. An der Alpe Mason kommt kaum jemand vorbei, da der Wanderweg oberhalb verläuft. Genau das schätzt Margarete Petrischek: „I bin auf der Alp, weil i mei Ruah hobm will.“ Das Gegenteil ist die Alpe Spullers/ Dalaaser Staffel: Hier werden nicht nur die Tiere, sondern auch Wanderer von der Familie Kohler versorgt.
Manchmal verbrachten Mathias und Anna nur einen Tag auf der Alpe, manchmal blieben sie über Nacht und wanderten am nächsten Tag weiter. Sie lernten die ganze Familie kennen und lebten mit ihnen im Haus. Auf der Alpe Nenzigast konnten sie sogar beim Sennen zuschauen – die einzige Alpe im Klostertal, auf der noch selbst gesennt wird.

Herausfordernd war vor allem das Wetter. Mathias und Anna sind bei jedem Wetter losgezogen – ausgemacht ist ausgemacht. „Der Mai und Juni waren nass, der Juli und August wiederum trocken, und im September hat es geschneit“, fasst Mathias die Sommermonate zusammen.
Das Ende eines Alpsommers
Mit der Alpe Gavar, die sie im September als Letztes besucht haben, schlossen Mathias und Anna ihren Alpsommer ab. „Es war immer wieder wie ein Kurzurlaub“, schwärmt Anna. Die Älpler leben entschleunigt, schauen nicht den ganzen Tag aufs Handy oder auf die Uhr. Trotzdem saß den beiden die Zeit im Nacken: „Wir hatten ein sportliches Programm. In zweieinhalb Monaten mussten wir 17 Alpen besuchen“, sagt Mathias, der leidenschaftlicher Fotograf und Tourismusdirektor von Bodensee Vorarlberg Tourismus ist. Für das Schreiben, Gestalten und die Bildbearbeitung blieb nur ein Monat.
Das Buch mit Geschichten der Älpler, Zitaten im Dialekt und Schwarz-Weiß-Fotografien erscheint im Eigenverlag. Finanziert wird es von zahlreichen Sponsoren. Erhältlich ist die „Zweite Heimat“ in den Buchhandlungen Tyrolia, Das Buch und im Pulverturm sowie direkt bei den Autoren. Am Freitag, 29. November, um 20 Uhr präsentieren Mathias Klocker und Anna Engstler ihr Buch im Mascholsaal in Wald am Arlberg.
