So tickt der Mann, der Rhesi leidenschaftlich bekämpft

Der Koblacher Norbert Bolter (76) ist als Privatmensch jedoch nicht nur der grimmige Kritiker.
Koblach “Bitte behaupten Sie mir nicht , dass ich gegen Rhesi bin. Ich bin gegen die Aufweitung des Rheins hier in Koblach. Weil es sie nicht braucht. Weil das Projekt in der vorliegenden Form eine Gefahr darstellt und das Trinkwasser bedroht. Das ist bewiesen!” Norbert Bolter kommt schnell zur Sache. Eine ganze Reihe von Aktenordnern zum Projekt hat er in seinem heimeligen Wohnhaus hoch oberhalb von Koblach am Gitzbühel stets griffbereit. Der Blick von der Küche schweift über die Weite des Rheinvorlandes und den Fluss. “Ja, es ist schon schön hier”, liest Bolter den Gesichtsausdruck des Besuchers. Und seine strenge Miene weicht plötzlich einem freundlichen Lächeln.

Ein Kind des Rheins
Warum tut sich jemand im hohen Alter einen solchen Kampf an, einen Kampf gegen ein Milliardenprojekt, bei dem die Würfel schon gefallen zu sein scheinen, Staatsverträge unterzeichnet sind, die politische Weichenstellungen vollzogen? Norbert Bolters Miene wird wieder sehr streng. Er spricht von Falschinformationen der Projektbetreiber, dass er für seine Kinder und Enkelkinder kämpfe, dass er Staubwirbel befürchte, wenn das Kies beim Fluss entnommen würde. “Die, die dieses Projekt entwickeln, leben nicht am Rhein.”

Norbert Bolter ist ein Kind des Rheins. Er erinnert sich noch an ein Hochwasser samt Überschwemmungen im Jahre 1954. Er sieht noch seine Nachbarn vor sich, die mit Gondeln Holz aus dem Hochwasser führenden Rhein fischten. Ebenso seinen Vater, der mit dem Ross Baumstämme aus den reißenden Fluten zog.
Konsequent, beharrlich
Wenn sich der umtriebige Senior bei Rhesi in Fahrt redet, ist er kaum zu bremsen. Dass er das Hochwasserschutzprojekt zu einer Art Lebensmission erkoren hat, bestreitet er nicht. “Ich beschäftige mich viel damit. Ich muss die Dokumente ja alle durchlesen. Das nimmt Zeit in Anspruch.” Gattin Burgi nickt. “Viele Stunden verbringst du damit.”
Er sei halt konsequent und beharrlich, lässt der gelernte Schlosser und ehemalige Lehrherr wissen. Dabei kann er wieder lächeln. Stolz erzählt er davon, wie er einst in einer großen Vorarlberger Firma ein komplexes Problem lösen konnte und dabei mehrere Bewunderer um sich herum versammelte.

“Gehen bis zum Äußersten”
Dass sich “das Problem Rhesi” womöglich nicht in seinem Sinne lösen lässt, will Norbert Bolter nicht in sein Bewusstsein dringen lassen. “Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Natürlich werden wir uns bei einem allfälligen Verfahren entsprechend einbringen und bis zum Äußersten gehen.” Achtung vor Projektleiter Markus Mähr habe er trotzdem. “Der hat ja auch schon gesagt, dass es für den Hochwasserschutz in Koblach keine Aufweitung des Flusses brauchen würde.”

Weniger Rhesi, mehr Ski
Im Winter könnte es für den 76-Jährigen nun aber ein bisschen weniger Rhesi und ein bisschen mehr privates Vergnügen geben. Er, der auch 33 Jahre lang bei der Schützenmusik Koblach war, freut sich bereits aufs Skifahren und wird als gelernter Schlosser und Tüftler wie immer seine Ski selber herrichten. “Skifahren gehört neben Wandern zu meinem liebsten Hobby. Ich genieße mein Leben trotz Rhesi durchaus”, sagt Norbert Bolter fast etwas trotzig. Seine Liebe zum Skifahren hat er übrigens mit Rhesi-Projektleiter Markus Mähr gemeinsam.
Die Sonne geht für den Opa auf, wenn seine Enkel zu ihm kommen. “Da gibt es oft sehr viel zu lachen.” Am Familientisch mit seinen drei Kindern (zwei Söhne und eine Tochter) ist das Thema Rhesi aus Prinzip ein Tabu. Warum das so ist, möchte Norbert Bolter nicht verraten. Und während er das sagt, wird seine Miene wieder ernst.